Der Ingenieur*innengipfel: Wir sind Teil der Lösung!

Zu wenig Technikbegeisterung in der Gesellschaft? Fehlender Nachwuchs in technischen Berufen? Das lässt sich nur gemeinsam ändern: Der Hamburger Ingenieur*innengipfel, eine Veranstaltung des VDI-Landesverbands Hamburg, der Hamburger Hochschulen, des VDMA und Hamburg Aviation e.V. zeigt auf, dass Ingenieurinnen und Ingenieure selbst Teil der Lösung sind.
Im Stadtstaat Hamburg arbeiten Bezirksverein und Landesverband eng zusammen, haupt- wie ehrenamtlich. Die rund 5.500 zugeordneten Mitglieder des Hamburger Bezirksvereins sind Teil des starken Netzwerks des Landesverbands, der sich auf politische Themen fokussiert. Allen voran die Bildungspolitik: Der Landesverband nutzt seine vielfältigen Kontakte in die Hamburger Hochschul- und Verbandslandschaft, um Akzente zu setzen. Sein erklärtes Ziel: Die Technikbegeisterung in der Gesellschaft fördern und damit die Nachwuchsproblematik in den technischen Berufen entschärfen. Mit dem Ingenieur*innengipfel ist es dem Landesverband Hamburg im September 2024 zum zweiten Mal in Folge gelungen, die diesbezüglichen Interessen und Einzelaktivitäten von Hochschulen, Vereinen/Verbänden und Institutionen in einer Veranstaltung zu bündeln.
Seit 2023 gemeinsam für mehr Techniknachwuchs und -akzeptanz
„Ingenieurinnen und Ingenieure sind selbst Teil der Lösung dieser bildungspolitischen Herausforderungen. Wenn wir etwas verändern wollen, sind Einzelaktivitäten gut, aber nur gemeinsam bewegen wir wirklich etwas, nur gemeinsam sind wir stark.“ Davon ist Martin Eck, in seiner Funktion als Geschäftsstellenleiter von Bezirksverein und Landesverband Hamburg, überzeugt. Und mit ihm die Kooperationsbeteiligten: die Hamburger Hochschulen, die Innovationskontaktstelle Hamburg, Hamburg Aviation, als das Luftfahrtcluster der Metropolregion Hamburg, und der Landesverband Nord des Verbands Deutscher Maschinen und Anlagenbau e.V. (VDMA). Gemeinsam laden sie im Jahr 2023 erstmals zum Hamburger Ingenieur*innengipfel ein. Wie das Wort schon erahnen lässt, treffen sich hier hochrangige Repräsentantinnen und Repräsentanten mit ihren unterschiedlichen Lösungsansätzen. Sie alle haben das Ziel, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.

Bild: Martin Eck
Der erste Ingenieur*innengipfel im Jahr 2023 startet mit einem zweieinhalbstündigen Fachprogramm und einem abendlichen Get-Together. Nach der erfolgreichen Premiere beschließen die Kooperationsbeteiligten, das Programm zu erweitern.
So beginnt der Gipfel in 2024 schon um 14:30 Uhr. Auf Vorträge zur Standortentwicklung in Deutschland und zur Fachkräftezuwanderung folgt eine Podiumsdiskussion mit Blick auf den Ingenieurberuf im Jahr 2045. Mit dabei sind Vertreter von Airbus, Siemens, LeadInnovation und der HAW Hamburg.
In den erstmals angebotenen Workshops geht es unter anderem darum, wie der Ingenieurberuf besser in der Kultur der Gesellschaft etabliert werden kann. Vorgestellt wird auch eine Idee, Schülerinnen und Schüler auf ihren Social Media-Kanälen und Streaming-Plattformen anzusprechen und so direkt in diese Zielgruppe hineinzuwirken. „Wir wollen den jungen Leuten Lust auf ein technisches Studium machen, aber nicht nur wegen der Technik, sondern auch aufgrund der `coolen´ Umgebung und Community“, erklärt Eck die Idee.
Mit dem Zuspruch der insgesamt 120 Teilnehmenden ist Martin Eck sehr zufrieden: „Die Allermeisten waren von Anfang bis Ende dabei - das ist ein großer Erfolg“. Eck freut sich, mit dem VDMA einen so aktiven Kooperationspartner gefunden zu haben, der bei der Anmeldung und der Öffentlichkeitsarbeit rund um den Ingenieur*innengipfel maßgeblich unterstützt. „Wir wollen die Zusammenarbeit mit dem VDMA auf jeden Fall fortsetzen.“ Dass der VDI dadurch etwas in den Hintergrund rücke, sei zu verschmerzen - schließlich gehe es um die Sache, so Eck.
„Wir wollen Kontinuität schaffen und eine Entwicklung aufzeigen“
Die Themenschwerpunkte der letzten beiden Jahre sind die gleichen und werden es auch in den nächsten Jahren sein: „Wir wollen Kontinuität schaffen, Entwicklungen aufzeigen. Es bringt nichts, sich nur einmalig mit Technikakzeptanz und Nachwuchsförderung zu beschäftigen, das müssen wir über einen längeren Zeitraum begleiten“, betont Eck.
Wie schon beim ersten Gipfel geht es deshalb auch im September 2024 konkret um
- den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Technikbegeisterung und die Schlüsselrolle der Ingenieurinnen und Ingenieure auf diesem Weg,
- die nachlassende Attraktivität des Ingenieurberufs in Deutschland als regionale Herausforderung und
- die Nachwuchsproblematik. Hier wird der Blick bewusst auf das Jahr 2045 gelenkt: Wie müsste der Ingenieur*innen-Beruf und das Studium in 20 Jahren aussehen? Wie muss die Ausbildung jetzt gestaltet werden, damit dem Industriestandort Deutschland 2045 eine ausreichende Zahl bestausgebildeter Ingenieurinnen und Ingenieure zur Verfügung steht?
20 Jahre - so lange brauche es nämlich laut Landesverband Hamburg, bis der Umbau vollzogen ist.
Fehlender Techniknachwuchs als zentrales Thema
Auf verschiedenen Netzwerkveranstaltungen in und um Hamburg trifft der Landesverbandsvorsitzende Sven Warnck regelmäßig Personen aus dem universitären Bereich, aus Wirtschaft, Industrie und anderen Verbänden. Da ist natürlich der fehlende Techniknachwuchs immer wieder Thema: Wie können junge Menschen erreicht und für ein Studium motiviert werden? Wie gelingt es, den Ingenieurberuf attraktiver darzustellen und dem Desinteresse an technologischen Entwicklungen entgegenzuwirken? Die Hamburger Hochschullandschaft mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), der Helmut-Schmidt-Universität und der Technischen Universität Hamburg (TUHH) sehen sich zunehmend mit der politisch geforderten Zusammenlegung kleinerer technik-orientierter Studiengänge konfrontiert. Gleichzeitig steigt der Bedarf der Industrie an spezialisierten und diversifiziert ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der VDMA, als Branchenverband des Maschinen- und Anlagenbaus hat hier sein eigenes Interesse an einer positiven Entwicklung, basiert der Erfolg seiner Mitglieder doch auf den Absolvierenden einer Vielzahl solcher Studiengänge. Hamburg Aviation e.V. als Vertreter der Hamburger Luftfahrindustrie engagiert sich für die Nachwuchsförderung, um bei den anstehenden Entwicklungen für ein klimaneutrales Flugzeug ausreichend gut ausbildeten Techniknachwuchs verfügbar zu haben. Hier gilt es, die Bedeutung des Luftfahrtstandorts Hamburg mit seinen 42.000 Beschäftigten, sowohl national als auch international aufrecht zu erhalten.
Jeder der Kooperationsbeteiligten hat etwas zur gemeinsamen Strategie beizutragen, denn jeder ist auf seine eigene Weise betroffen. In das Organisationskomitee entsenden sie Mitarbeitende, die wiederum ihre Netzwerke und Kontakte einbringen. Auch die Referierenden kommen überwiegend aus den Reihen der Kooperationsbeteiligten oder deren Umfeld.
Mehr weibliche Beteiligung gewünscht
Finanziell ist der Ingenieur*innengipfel eher eine Low-Budget-Veranstaltung ohne Teilnahmegebühren: Alle Vortragenden treten unentgeltlich auf, das Catering im kleinen Rahmen wird gemeinschaftlich übernommen und die Räume stellt eine der beteiligten Hochschulen mietfrei zur Verfügung. Der Anteil der Ingenieur*innen von derzeit rund 20 Prozent darf allerdings gerne steigen, denn das ist Martin Eck noch nicht genug: „Im Vergleich zu anderen technischen Veranstaltungen ist diese Zahl zwar überdurchschnittlich hoch, wenn man bedenkt, wer sich in unserer Gesellschaft für Themen aus dem Bereich der Ingenieurausbildung interessiert. Auch wenn wir bereits das Kultusministerium und die Lehrerschaft angesprochen haben, ist das Potenzial hier jedoch noch lange nicht ausgeschöpft“.

Autorin: Alice Quack
Ansprechpersonen
im VDI Hamburger Bezirksverein e.V. und VDI e.V. Landesverband Hamburg:
Dipl.-Ing. Martin Eck
Geschäftsstellenleiter
Stadtbahnstr. 114, 22391 Hamburg
E-Mail: martin.eck@vdi-hh.de
in der VDI-Hauptgeschäftsstelle:
Dipl.-Ing. Thomas Terhorst
Bereichsleiter Regionen und Netzwerke
Telefon: +49 211 6214-269
E-Mail: terhorst@vdi.de