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Preiswürdig: Gewinner des Robert-Mayer-Preises 2024 im Interview

„Ich wollte die Geschichte hinter der Steckdose erzählen.“

Bild: Sarah Janczura/VDI

Dieses Jahr erhält der Wissenschaftsjournalist Martin Schlak den Robert-Mayer-Preis. Der Redakteur wird für eine stern-Geschichte ausgezeichnet. Im Interview erzählt er, wie er an die Recherche zu „Im Reich der Hochspannung“ herangegangen ist und wie er die deutsche Medienlandschaft aktuell wahrnimmt.

Die VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt sowie die Stadt Heilbronn verleihen im zweijährigen Rhythmus den "Robert-Mayer-Preis”. Mit dem Preis würdigt der Verein Deutscher Ingenieure die sachlich fundierte, anschauliche und lebendige Darstellung der Energietechnik und ihrer zukünftigen Entwicklungen. Journalist Martin Schlak freut sich über die Würdigung für seinen Artikel über Spezialisten in Kraftwerken und Leitwarten, die unsere Stromversorgung sichern. Im Gespräch mit VDI.de gibt er Einblicke in seine Arbeit.

VDI: Wollten Sie schon immer Journalist werden?

Martin Schlak: Ja, das war schon ziemlich lange ein Wunsch von mir. Während meiner Schulzeit habe ich ein Praktikum bei einer Lokalzeitung absolviert. Als freier Mitarbeiter habe ich da schon einige Texte geschrieben. Im Studium habe ich mich dann aber erstmal für Physik und Philosophie entschieden.

VDI: Eine durchaus ungewöhnliche Kombination.

Martin Schlak: Naturwissenschaften und Sprache haben mich gleichermaßen begeistert. Diese beiden Leidenschaften wollte ich verknüpfen. Die Studienwahl ist nicht ganz gewöhnlich, wenn man in den Journalismus will. Aber es eröffnet mir heute ein gewisses Feld, das eben nicht so breit besetzt ist. Der technische Hintergrund versetzt mich in die Lage, kompetent berichten zu können.

VDI: Wie ging es für Sie nach dem Studium weiter?

Martin Schlak: Da hatte ich das Glück, einen Platz an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg zu bekommen. Das war eine sehr gute journalistische Ausbildung, bei der ich viele Praxiseinheiten in renommierten Redaktionen bekommen habe. 

VDI: Wie kam es zum vom VDI gewürdigten Beitrag „Im Reich der Hochspannung“?

Martin Schlak: Der Artikel ist im ersten Winter nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine entstanden. Es gab damals die Befürchtung, dass es aufgrund des Stopps der Gaslieferung möglicherweise zu Engpässen bei der Energieversorgung in Deutschland kommen könnte. Bis hin zum Blackout. Das war der Anlass der Recherche, zu schauen, wie wahrscheinlich das eigentlich ist. Wer entscheidet, wann und ob der Strom abgeschaltet werden muss? Und wer sind die Menschen, die sich dagegen stemmen und die Versorgung gewährleisten. Mit diesen Fragestellungen habe ich mich befasst. Ich wollte wissen, was hinter der Welt der Steckdose passiert. Dann kam noch etwas Reporterglück dazu, denn als ich in dem Reserve-Kohlekraftwerk war, wurde dieses wieder hochgefahren. Das war sehr spannend. Ich habe zur Recherche aber auch Stromhändler und Übertragungsnetzbetreiber besucht. Da wird im Notfall tatsächlich der Knopf gedrückt, damit Regionen bei Engpässen vom Netz genommen werden. Das alles habe ich in dem Stück zusammengefasst.

Online ist der Beitrag mit dem Titel “Dieser Mann hält unser Stromnetz stabil. Besuch bei Menschen in ganz Deutschland, die den Blackout verhindern sollen” auf stern.de zu lesen.

VDI: Was hat Sie am Thema fasziniert?

Martin Schlak: Es betrifft uns alle im Alltag. Wir sind von Energie abhängig und erwarten, dass der Strom fließt, wenn wir ein Gerät an der Steckdose anschalten. Ich denke, dass wir uns alle wenig Gedanken machen, wie es eigentlich dazu kommt. Ich mag Geschichten, die hinter die Kulissen blicken. Dann kann man es auch besser wertschätzen. Wir stehen mit der Energiewende vor einem der größten Umbrüche, die es je gab. Es gibt zwar Kritik, aber global gesehen, finde ich, dass wir auf einem guten Weg sind.

Mit der Interviewreihe Preiswürdig möchten wir die außergewöhnlichen Leistungen und das Engagement von Menschen würdigen, die sich in besonderer Weise für Technik, Ingenieurwesen und unsere Gesellschaft einsetzen. Außerdem geben wir Einblicke in unser  breites Angebot, mit dem wir Ehrenamt und herausragende Beiträge fördern und sichtbar machen. Lassen Sie sich inspirieren!

VDI: Wie nehmen Sie die aktuelle Medienlandschaft in Deutschland wahr?

Martin Schlak: Natürlich verändert sich die Medienlandschaft durch die Digitalisierung. Es wird mehr darauf geschaut, welche Themen beim Publikum ankommen. Das erlaubt uns Journalisten aber auch präziser zu schreiben, was die Zielgruppe lesen möchte. Journalismus soll konsumiert werden. Nichtsdestotrotz gehen Redaktionen stets die relevanten Themen unserer Gesellschaft an – und dazu gehören natürlich auch Energie und Umwelt. Es hilft, wenn es solche Ehrungen wie den VDI Robert-Mayer-Preis gibt, um den Journalismus anzuerkennen.

VDI: Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit dem VDI Robert-Mayer-Preis?

Martin Schlak: Das ist definitiv eine Ehre für mich! Ich freue mich, dass der VDI anerkennt, dass Journalismus Ressourcen braucht und Wertschätzung verdient. Recherchen sind zeitintensiv, ansonsten könnten solche Geschichten wie meine nicht erzählt werden.

Über den Preisträger Martin Schlak

1988 im Münsterland geboren, studierte Martin Schlak Physik und Philosophie in Münster, Sevilla und Berlin. Er besuchte die Henri-Nannen-Journalistenschule, arbeitete als Redakteur bei „GEO“ und berichtete für den SPIEGEL über Wissenschaft aus Boston. Er war von Juli 2020 bis September 2023 Redakteur im Ressort Wissen beim stern. Seit Oktober 2023 ist er Redakteur im Ressort Wissen beim SPIEGEL.

Interview: Sarah Janczura

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Jochen Theloke
VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt
E-Mail: geu@vdi.de

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