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Leben nach der Arbeit

Noch einmal studieren? Nach 40 Jahren als Ingenieurin und Hochschullehrerin stellte sich die stellv. Vorsitzende des BV Berlin-Brandenburg, Frau Prof. Dr.-Ing. Wieneke-Toutaoui, dieser Herausforderung.

Ein Studium danach

Als Burghilde Wieneke-Toutaoui, langjähriges Vorstandsmitglied und ehemalige Vorsitzende im VDI Berlin-Brandenburg nach fast 40 Jahren Berufstätigkeit als Ingenieurin und Hochschullehrerin neue Herausforderungen suchte, hat sie sich für ein Vollzeit-Studium der Regionalwissenschaften mit Schwerpunkt Japan an der Humboldt Universität Berlin entschieden. Inzwischen liegen das erste Semester, ein Aufenthalt in Japan (und eine Corona-Stornierung einer Japan-Reise) hinter ihr. Zeit für ein paar Fragen:

Warum haben Sie gerade dieses Studium gewählt?
Asien, insbesondere Japan, fasziniert mich ganz allgemein. Ein konkretes Fernziel ist aber auch, den Umgang mit dem demographischen Wandel, gerade auch den Einsatz von technischen Hilfsmitteln in der Pflege, in Japan und Deutschland vergleichen zu können und darüber zu berichten.

Wie war es, wieder zu lernen?
Es war anstrengend, vor allem der Sprachunterricht; immerhin liegt das letzte Mal, dass ich eine Sprache gelernt habe, schon mehr als zwanzig Jahre zurück, und Japanisch ist wirklich schwierig. Zudem habe ich unterschätzt, wie arbeitsaufwändig ein geisteswissenschaftliches Studium ist; da haben mir die eigenen Vorurteile einen Streich gespielt. Wir hatten planmäßig im ersten Semester 20 Semesterwochenstunden Präsenz sowie sehr viel Lektüre. Aber ich genieße es, ohne Hetze lesen und recherchieren zu können, wenn ich Fragen habe.  Das Fach interessiert mich inhaltlich sehr.

Was hat sich geändert seit Ihrem  ersten Studium?
Witzigerweise hatten wir eine Vorlesung in einem Hörsaal im Hauptgebäude der TU, der sich definitiv bis auf den Beamer seit meinem Maschinenbau-Studium in den 1970er Jahren nicht verändert hat. Lehrmethodisch sehe ich wenig Unterschiede; die technische Unterstützung ist natürlich viel besser: Alle Informationen finden sich tagesaktuell im Internet und die Unterlagen für die Veranstaltungen werden sehr übersichtlich zur Verfügung gestellt. Für praktisch alle Fragen gibt es FAQs. Mit etwas Geduld lässt sich fast alles klären. Und da die Gruppen in den Veranstaltungen sehr klein sind, selten mehr als 30 Menschen, ist auch die Kommunikation mit den Lehrkräften sehr gut. Das war in meinem ersten Studium doch ganz anders!

Wie ist es, wieder auf der anderen Seite, der Seite der Studierenden, zu sein nach so vielen Jahren als Professorin?
In meinem Leben habe ich immer Menschen und ihre Rollen beobachtet und zu respektieren versucht; es macht mir Spaß, die Seiten gewechselt zu haben. Und das macht die Zusammenarbeit mit den Kommiliton*innen auch einfach. Die Lehrkräfte haben damit manchmal mehr Probleme, glaube ich.

Würden Sie eine Empfehlung abgeben?
Ich weiß nicht; wer von einem ruhigen Lebensabend träumt, dem kann ich nur abraten. Aber wer noch Energie hat und diese voll ausleben möchte, der sollte es wirklich versuchen: So ein Studium eröffnet ganz neue Horizonte (und wenn es wie in meinem Fall japanische Anime und Manga sind, die mich vorher wirklich nicht interessiert haben). Aber die Entscheidung hängt auch von der jeweiligen Lebenssituation ab.

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