Strukturwandel in Ost und West
Die RWTH Aachen veranstaltete eine digitale Themenreihe "Chancen des Strukturwandels". Zum Thementag "Gebäude, Quartiere, Energie" am 13.10.2020 gaben Prof. Günter Mügge (BTU Cottbus, VDI BB) die Keynote und Frau Prof. Peggy Näser (BTU, VDI BB) einen Impulvortrag zur Workshopreihe "Strukturwandel in der Lausitz - der VDI bringt sich ein".
Strukturwandel in der Lausitz und in Nordrhein-Westfalen
Seit mehreren Jahren stehen die Themen Energiewende und Klimaschutz auf der politischen Agenda. Eine wichtige globale Zielsetzung ist die Dekarbonisierung der Volkswirtschaften. Daraus folgt die Forderung nach einem weitgehenden Verzicht auf fossile Energieträger. In Deutschland betrifft dies besonders die Kohleverstromung und den Abbau der heimischen Braunkohle.
Für die Braunkohlereviere (Rheinisches, Mitteldeutsches und Lausitzer Revier) sind mit dem Ausstieg aus der Braunkohleförderung erhebliche Veränderungen vor allem in der Wirtschaftsstruktur zu erwarten. Die VDI Bezirksgruppe Cottbus/Lausitz bringt sich seit drei Jahren durch eine von Dr. Christian Krone initierte Workshop-Reihe aktiv in die Diskussion ein.
Eine ähnliche Betroffenheit wie für die Lausitz besteht für das Rheinische Revier in Nordrhein-Westfalen. Dies war Anlass für die RWTH Aachen zu Durchführung der digitalen Themenreihe "Chancen des Strukturwandels - Neue Perspektiven für NRW". Zur Planung der Online-Konferenz, die ursprünglich als Präsenztagung vorgesehen war, bestand schon frühzeitig der Kontakt zur BTU Cottbus - Senftenberg (Fachgebiet Energiemanagement, Prof. Mügge). Daraus ergab sich die Beteiligung von Mitgliedern der VDI Bezirksgruppe Cottbus/Lausitz und der BTU am 3. Thementag "Gebäude, Quartiere und Energie".
In einem Keynote-Vortrag referierte Prof. Günter Mügge (VDI AK Technische Gebäudeausrüstung, Sprecher der Bezirksgruppe) über den Klimaneutralen Gebäudebestand 2050 und Projekte für die Lausitz. Klimaneutralität macht eine Lebenszyklusbetrachtung der Gebäude notwendig. Neben einem niedrigen Energiebedarf der Gebäude und der effizienten Deckung des Restenergiebedarfs durch erneuerbare Energieträger ist auch erforderlich, die für Errichtung von Neubauten oder die Sanierung von Bestandsbauten erforderliche graue Energie und das damit verbundenen Klimaerwärmungspotenzial zu minimieren. Weiterhin bekommt die Langlebigkeit von Gebäuden bzw. die Wiederverwertbarkeit von Baumaterialien eine zunehmende Bedeutung. Für Cottbus und die Lausitz bestehen Pläne für nachhaltige und energieeffiziente Quartiere (Reallabore der Energiewende).
Eine Absolventin der BTU, Frau Daniela Lopez präsentierte ihre Abschlussarbeit "Das Urban LivingLab in Cottbus". Die Arbeit bezieht sich auf die Entwicklung des ehem. Busbahnhofs in Cottbus (Marienstraße). Schwerpunkt der Arbeit war die Planung eines attraktiven Gebäudekomplexes mit Mischnutzung, das mit vorwiegend nachhaltigen Materialien errichtet werden soll und ein effizientes Energiekonzept aufweist. Zentrale Komponente ist dabei ein Eisspeicher, dessen Funktionalität auch für die Bewohner und Besucher des LivingLabs sichtbar sein soll.
Prof. Peggy Näser (VDI AK Fabrikplanung, Stellvertretende Sprecherin der VDI Bezirksgruppe Cottbus/Lausitz) berichtete in ihrem Impulsvortrag über die Workshop-Reihe "Strukturwandel in der Lausitz - Der VDI BB bringt sich aktiv ein!". Nach der Vorstellung der Lausitz und den laufenden Strukturwandel (Entwicklung des Tourismus, Transformation einer Energieregion), ging Frau Näser auf die Motivation für die Reihe und deren Inhalte ein. Die Zielsetzung war und ist, im Sinne des VDI-Leitbildes ein Forum für Mitglieder des VDI und andere Interessierte zu bilden, in dem der aktuelle Strukturwandel begleitet werden kann. Von 2017 bis 2020 wurden bisher sechs Veranstaltungen durchgeführt. Die Schwerpunkte reichten von den volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Förderinstrumenten über Forschungsaktivitäten an der BTU (Schwimmende Bauten, Wasserstofftechniken, Leichtbau sowie Ansiedlung von Forschungsinstituten hin zu studentischen und gesellschaftlichen Initiativen (Wettbewerbsbeitrag EnEff 2050, FabLab Cottbus e.V. (siehe Tabelle).
Tabelle 1: Veranstaltungsreihe des VDI Bezirksvereins Berlin - Brandenburg.
Strukturwandel in der Lausitz - Der VDI BB bringt sich ein! Durchgeführte Veranstaltungen.
Nr. | Termin | Hauptreferenten | Themen |
1 | 04.04.2017 | Dr.-Ing. Christian Krone VDI | Impulsvortrag zur Situation in der Lausitz |
Markus Stabler, | Technologie-Transfer, Förderinstrumente | ||
Prof. Dr. Stefan Zundel, BTU, FG Energiewirtschaft | Strukturwandel in der Lausitz. Potenzialanalysen. Handlungsempfehlungen. | ||
2 | 07.11.2017 | Danzer et. al | Energy Endeavour Competition - Cottbus |
Krone | Entwicklung eines Rotationsspeichers zur Speicherung regenerativer Energien. Hydrothermische Vergasung von Biomasse | ||
Dr. Peter Strangfeld, Institut für Schwimmende Bauten, | Forschungsprojekte und Kooperationen zur Schwimmenden Architektur | ||
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| Ron Jakob, Maximilian Vogt u.a. | Der FabLab e.V. - Keimzelle und Ökosystem für Innovationen |
3 | 12.06.2018 | Workshop 1 im Rahmen der Lausitz- Konferenz der CLEANTECH Initiative Ostdeutschland | |
4 | 29.01.2019 | Dr.-Ing. Matthias Klatt, | Wasserstofftechniken in der Energiewirtschaft |
Prof. Dr.-Ing. Holger Seidlitz VDI, BTU, FG Polymerbasierter Leichtbau | Materialforschung und Leichtbau | ||
5 | 13.11.2019 | Exkursion zum BASF-Standort in Schwarzheide | |
6 | 24.06.2020 | Prof. Ragwitz, Fraunhofer IEG | Forschen für eine erfolgreiche Energiewende - Die Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie |
Prof. Dr.-Ing. Günter Mügge VDI, BTU FG Energiemanagement | Reallabor Lausitz |
Im Anschluss an den Vortrag von Frau Näser entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen Teilnehmern der Online-Tagung, an der auch mehrere Mitglieder aus der Lausitz beteiligt waren (u.a. Redebeitrag von Christian Krone). In der Diskussion wurden Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede beim Strukturwandel deutlich.
Der Durchführung von wissenschaftlichen Tagungen und Diskussionsveranstaltungen mithilfe von Online-Formaten ist noch ungewohnt und es mangelt am direkten persönlichen Austausch zwischen den Teilnehmern. Es ergibt sich aber auch der große Vorteil, Diskussionen regionsübergreifend durchführen zu können. Der Strukturwandel in den vom Kohleausstieg betroffenen Regionen macht eine derartige überregionale Diskussion innerhalb des VDI sinnvoll. Die Durchführung einer gemeinsamen Veranstaltung von Arbeitskreisen der Bezirksvereine Aachen, Berlin-Brandenburg und Halle ist beabsichtigt. Hierzu erfolgt aktuell eine Abstimmung zwischen den Beteiligten.
Die Ergebnisse aus der Digitalen Themenreihe der RWTH Aachen werden im Nachgang in einem Tagungsband dokumentiert. Weitere Einzelheiten siehe: