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Pariser Klimaschutzabkommen

Was bedeutet der US-Austritt für den Klimaschutz?

Bild: Greg Vote via Getty Images

Der Ausstieg der USA aus dem Klimaschutzabkommen von Paris, mit dem sich über 190 Staaten verpflichtet haben, den menschgemachten Klimawandel zu begrenzen, ist nicht überraschend gekommen. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump den Vertrag der USA gekündigt. Auf Grund der langen vertraglichen Ausstiegszeiten konnte der Austritt erst wenige Tage vor dem Ende von Trumps erster Amtszeit realisiert werden, und Biden direkt bei Amtseintritt wieder in den Vertrag einsteigen. Bis nächstes Jahr bleiben die USA formal noch Mitglied im Paris-Abkommen.

Ob die USA sich bei den nächsten Vertragsstaatenkonferenzen inhaltlich zurückhalten werden oder anspruchsvolle Beschlüsse zu Treibhausgasminderung und Anpassung hintertreiben werden, bleibt abzuwarten.

Der Ausstieg des zweitgrößten Emittenten (über 11 % Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen) könnte auch andere Staaten dazu bewegen, in ihren Klimaschutzbemühungen nachzulassen. Weiterhin wird das Ausscheiden der USA eine große Finanzierungslücke beim Klimaschutz bedeuten, wenn wir davon ausgehen, dass die Trump-Administration wenig bis gar keine Klimafinanzierung bereitstellen werden. Auf der letzten COP in Baku lag der Schwerpunkt der Verhandlungen primär bei den Finanzierungszielen.

Globale Folgen und Herausforderungen

Dass dieser Ausstieg aus dem Klimaschutz nicht nur eine symbolische Bedeutung hat, zeigen weitere konkrete Dekrete: Trump will die Genehmigung neuer Windenergieparks überprüfen, was faktisch einem Ausbau-Stopp gleichkommen dürfte. Gleichzeitig soll außerdem der nationale Energienotstand erklärt werden, um die Nutzung von Erdöl, Gas und Kohle zu vereinfachen und Genehmigungsverfahren hierfür zu beschleunigen. Bereits jetzt stehen die USA auf Platz 1 auf der Liste für Erdölressourcen und der Erdölförderung (18%) und auf Platz 5 bei den weltweiten Erdölexports (8 %). Die USA dominieren ebenfalls den Erdgasexport, noch vor Russland, Katar und Norwegen.

Letztendlich wird das kurzfristige Gewinnstreben mit fossilen Energieträgern durch den damit angeheizten Ausstoß von Treibhausgasen auch zu Lasten der eigenen Bevölkerung gehen. Die gravierenden Brände in Los Angeles haben gezeigt wie verwundbar auch die USA von klimawandelbezogenen Extremereignissen sind. Auch die USA sind immer häufiger von Hitze- und Dürreperioden sowie Überschwemmungen und Hurrikans sowie von klimawandelbezogenen stärkeren Winterstürmen betroffen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die internationale Staatengemeinschaft nicht von den Drohgebährden des neun Präsidenten einschüchtern lässt und sich gemeinschaftlich um Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien bemüht, und Erdöl und Erdgas aus den USA meidet. In den USA sowie in Europa sind erneuerbare Energien bereits günstiger als fossile Brennstoffe und der weltweite Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein Trend, der sich fortsetzen wird.

Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen öffnet aber auch die Tür für andere Länder, die Führungsrolle beim globalen Klimaschutz zu übernehmen. Nun geht es auch für Europa darum die von den USA hinterlassene Führungslücke zu füllen, sowie weiterhin Solidarität mit den verwundbarsten Ländern dieser Welt zu zeigen.

Autoren: 

 

Prof. Harald Bradke, Vorsitzender Interdisziplinäres Gremium Klimaschutz und Energiewende im VDI

Prof. Dr. Mark Lawrence, Interdisziplinäres Gremium Klimaschutz und Energiewende im VDI, Wissenschaftlicher Direktor, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit am GFZ (RIFS)

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Jochen Theloke
VDI-Topthema Klima. Umwelt. Energie. Nachhaltigkeit
E-Mail: theloke@vdi.de

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