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Luftschutzbunker bot Einblicke in die (Nach-)Kriegszeit

Er befindet sich im Herzen Wuppertals in Elberfeld auf dem Paradeberg unter der Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde Sankt Petri, in deren Besitz der Bunker zugleich ist. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Bergische Bezirksverein hatte Anfang April 2022 die Gelegenheit, die nicht mehr funktionsfähige Anlage zu besichtigen.

Rund 20 interessierte VDI-Mitglieder – obligatorisch ausgestattet mit Masken, Taschenlampen und festem Schuhwerk – führte Bunkerexperte und „Unter-Tage“-Fotograf Klaus Stein durch den Schutzraum, der Platz für bis zu 700 Menschen bot. Sie suchten dort Schutz, als während des Zweiten Weltkrieges rund 2.300 Tonnen Spreng- und Brandbomben auf Elberfeld niedergingen und 5.500 Gebäude zerstörten oder beschädigten – auch die Sankt Petri Kirche wurde dabei zerstört. Etwa 1.900 Wuppertaler/-innen starben bei diesen Angriffen.

Zeitzeugen berichteten aus dem Bunker

Während der Führung folgten die Teilnehmer/-innen den Worten eines Zeitzeugen, der die schweren Angriffe auf Elberfeld ab Juni 1943 als Kind erlebte und sie in einer Audioaufnahme festhielt. Eine weitere Tondatei stellte die Zustände im Bunker nach dem Krieg dar, als er zur Massenunterkunft hergerichtet wurde. Nicht im Felsenbunker, aber in anderen Hoch- und Tiefbunkern in Wuppertal lebten Menschen noch bis 1957 – unter schweren Bedingungen, in engen Räumen bei hoher Luftfeuchtigkeit.

Weitere Eindrücke zum Ausharren im Bunker boten die ausgestellten Schutzraumbelüftungsanlagen, eine davon mit Baujahr 1938, die auch mechanisch vorgeführt werden kann. So hatten die Führungsteilnehmer/-innen die Gelegenheit, zu spüren, wie anstrengend die Frischluftversorgung des Bunkers bei Stromausfall ist, wenn die Anlagen händisch bedient werden müssen.

Bunker wurde später zur Weinhandlung

Zwischen 1984 und 1987 herrschten bessere Zeiten: Zu diesen unterhielt die Weinhandlung Max Wehr dort die Filiale „Felsenkeller“, die mit einem Getränkeausschank, Sitzplätzen und bunt dekorierten Tischen zum Verweilen einlud. „Dank Fotoaufnahmen, die die Familie Wehr zur Verfügung gestellt hat, konnten wir den ‚Felsenkeller‘ rekonstruieren“, freut ich Klaus Stein.

„Klaus Stein hat uns einen beeindruckenden Einblick in die Wuppertaler Geschichte gegeben, die sein Team und er im Felsenbunker konserviert und so noch vielen Besucher/-innen präsentieren kann. Für diese Führung und das Engagement bedanken wir uns als VDI herzlich!“ so Nele Gardner, Vorsitzende des VDI Bergischer Bezirksvereins.

Touren durch Wuppertals Bunkeranlagen können über die Wuppertal Touristik (0202 / 563 – 21 80 und www.wuppertalshop.de) gebucht werden. Klaus Stein bietet zudem Sonderführungen an, die unter klaus-stein@gmx.de angefragt werden können.

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