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Solar Decathlon zeigte die Stadt der Zukunft

Bauphysilkalische Messung an Gebäude des Teams SUM (Bild: Hansen +Partner Ingenieure GmbH)

 

Vom 10. bis 26. Juni 2022 fand in Wuppertal der Solar Decathlon Europe (SDE) statt. Über 115 000 Besucher/-innen konnten in dieser Zeit die von 16 internationalen Studierenden-Teams entwickelten Gebäudeprototypen besichtigen, die mit Innovation, Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit überzeugten. In der Umsetzung half auch ein Wuppertaler VDI-Mitglied aus dem Bergischen Bezirksverein.

Der Solar Decathlon Europe (SDE) ist der weltweit größte universitäre Wettbewerb für nachhaltiges Bauen und Wohnen und fand in seiner 20-jährigen Geschichte nun zum ersten Mal in Deutschland statt. Beim diesjährigen SDE in Wuppertal traten 16 Hochschulteams aus zehn Ländern, zum Beispiel aus Taiwan oder Schweden, gegeneinander an. Sie mussten sich in zehn Disziplinen behaupten, in denen beispielsweise die Energieperformance oder die Nachhaltigkeit der Prototypen von einer Fachjury bewertet wurden. Eine zusätzliche Herausforderung für die über 300 Studierenden war es, dass die begehbaren Gebäude innerhalb von zwei Wochen gebaut werden mussten.

16 Hochschulteams präsentierten viele Ansätze für mehr Nachhaltigkeit

Der Bau des Teams SUM der Technischen Universität Delft (Niederlande) – Drittplatzierter beim Wettbewerb – fiel aufgrund der Gebäudefassade aus farbigen Photovoltaikmodulen auf, die mit einem historischen niederländischen Gemälde bedruckt wurden. Das Team MIMO der Hochschule Düsseldorf hat seine Solaranlage mit einer Wärmepumpe sowie einem Kälte- und Wärmespeicher gekoppelt und dazu mit energiBUS ein eigenes Steuerungssystem umgesetzt.

Das Gewinnerteam RoofKIT aus Karlsruhe baute eine Aufstockung für das Wuppertaler Cafè ADA, eine tatsächlich existierende Immobilie im Norden der Stadt. Sie nutzt nicht nur Solaranlagen auf allen möglichen Gebäudeflächen, sondern zugleich organische Abfälle und Abwasser zur Energie- und Wärmeerzeugung. Mit der Nutzung vorgefertigter Holzmodule soll schneller, effizienter, kostengünstiger und zugleich flexibel gebaut werden.

Wuppertaler Ingenieurbüro führte bauphysikalische Messungen durch

Das Wuppertaler Ingenieurbüro Hansen + Partner Ingenieure GmbH – Heiko Hansen ist Arbeitskreisleiter „Bautechnik“ im Bergischen Bezirksverein – führte an den Demonstrationsgebäuden der Teams bauphysikalische Messungen, als Teil des Wettbewerbes, durch.

Hierbei ging es zum einen um die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle mit dem sogenannten Blower-Door Test. Mit dieser Messmethode wird bewertet, wieviel Luftwechsel durch die Gebäudehülle, bei einem definierten Prüfdruck von 50 Pa, zwischen Innen und Außen erfolgen. Gut gedämmte und gebaute Gebäude weisen hierbei geringe Werte auf. Die Demonstrationsgebäude zeigten in diesem Kriterium eine große Bandbreite an Ergebnissen, zum Beispiel in Abhängigkeit der Bauweise (elementierte Bauweise, Modulbauweise oder Hybridbauweise) und der Anordnung der Gebäudetechnik zur beheizten Hüllfläche. Je geringer die Anzahl der notwendigen Gebäudedurchdringungen waren, desto luftdichter konnte die Gebäudehülle gefertigt werden.

Außenschalldämmung wichtig für akustischen Komfort von Wohnungen

Zum anderen wurden an den Demonstrationsgebäuden die Luftschalldämmungen der Fassaden bestimmt und die Standard-Schallpegeldifferenz der ungünstigsten Fassade bewertet. Die Aufgabenstellung der Teams war es daher, die schalldämmenden Eigenschaften der Fassadenbauteile möglichst gut zu konstruieren und baulich umzusetzen. Für den akustischen Komfort von Wohnungen ist die Außenschalldämmung ein wichtiges Kriterium. Die besondere Herausforderung bei dieser Messung lag in der Anordnung und Positionierung der Außenschallquelle auf dem Wettbewerbsgelände. So musste der Fassadenlautsprecher, beispielsweise am Demonstrationsgebäude SUM der Technischen Universität Delft mit einem Hubsteiger, für die Messung angehoben werden.

„Beeindruckend war, mit welcher Leidenschaft und Engagement die studentischen Teams die Gebäude vor Ort errichtet und während der 14-tägigen Öffnungs- und Testzeiten betrieben haben. Es bleibt zu hoffen, dass die sehr guten Konzepte als Beispiel für zukünftige Bauaufgaben dienen können“, so Heiko Hansen.

Klimaschutz kann gelingen, „wenn wir uns den Herausforderungen gemeinsam stellen“

Generell kamen bei allen Bauten verschiedene Konzepte zum Einsatz, angefangen bei umweltfreundlichen Baumaterialien, wie Stroh und Hanf, über organische Baustoffe, wie Pilze, bis hin zu modernen Belüftungs- und Heizsystemen. Zudem wurden Solarzellen und Photovoltaik, grüne Fassaden, Dachgärten und 3D-Druck genutzt.

„Der Sieger ist das Klima. Durch ihre innovativen Beiträge haben die Teams gezeigt, dass Klimaschutz gelingen kann, wenn wir uns den Herausforderungen gemeinsam stellen“, richtete Dr. Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), das Wort zum Ende des Wettbewerbs an die Teams und alle am SDE beteiligten Personen.

Hälfte der Prototypen kann auch in Zukunft besichtigt werden

Für alle Gebäude stehen die Wettbewerbsergebnisse, umfangreiche Fachinformationen und ein interaktiver 3D-Rundgang auf der Veranstaltungswebseite zur Verfügung. Acht Gebäude des SDE verbleiben auf dem Gelände und gehören ab Herbst 2022 zum Nachfolgeprojekt Living Lab NRW. Dieses wird eine Forschungs- und Bildungseinrichtung des Landes NRW für klimaneutrales Bauen und nachhaltiges Wohnen in der „Stadt der Zukunft“. Es soll nicht nur ein praxisorientierter Lernort für Schüler/-innen, Auszubildende und Studierende werden, sondern mit Führungen, Ausstellungen und (Fach-)Veranstaltungen weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

 

Infokasten

Mehr zum Solar Decathlon Europa 21/22 (SDE 21/22) und zum Living Lab NRW

  • Solar Decathlon: sde21.eu

(zudem auf: Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn und YouTube)

  • Living Lab NRW: livinglab.nrw

Kontakt:

  • E-Mail: sde21sek@uni-wuppertal.de
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