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Besuch im Bode-Museum

Bild: VDI-BB / H. Marczinske
VDI-BB Arbeitskreis Besichtigungen beim Besuch der Restaurierungswerkstätten im Bode-Museum

Bericht der Veranstaltung: "Vor Ort: Bei den Pflegern der Kunst" am 28.11.2024

Der leitende Restaurator des Bode Museums Paul Hofmann begrüßte uns. In seiner Einführung sprach er über die Entstehung des Museums (1904 Eröffnung als Kaiser-Friedrich-Museum) und der Restaurierungswerkstätten.

Um die Arbeit der Restauratoren für uns anschaulich zu machen, zeigte er uns als erstes Beispiel die 2022 abgeschlossene Restaurierung der marmornen Schildträger von Tullio Lombardo. Sie waren im zweiten Weltkrieg aus Sicherheitsgründen im Leitturm des Flakbunkers im Friedrichshain ausgelagert. Leider wütete nach Kriegsende im Bunker drei Tage lang ein Feuer, das viele wertvolle Kunstschätze vernichtete und die steinernen Kunstwerke stark beschädigte. Die Marmor Figuren waren nach dem Brand zu Kalk Figuren geworden.

Man wusste lange nicht, wie man sie restaurieren und die Maßnahmen bezahlen sollte.

Eine großzügige Spende der Ernst von Siemens Kunststiftung zur Restaurierung von Kriegsschäden an Kunstwerken als auch die Weiterentwicklung der Restaurierungstechniken ermöglichten nun wieder nach mehr als 80 Jahren die Präsentation dieser Kunstwerke.

So wurden die beiden Figuren mit einem Kunststoff getränkt, um den geschädigten Marmor der Figuren zu konservieren. Eine Alternative wäre die Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens der Figuren gewesen. Dabei wären zwar das ursprüngliche Aussehen sichtbarer aber nicht die Spuren der stark fragmentierten und an der Oberfläche geschädigten Kunstwerke als Spuren des zweiten Weltkrieges verloren.

Hieran wurde uns verdeutlicht, dass vor einer Restaurierung eine oft schwierige und abwägende Entscheidung über die Art der Restaurierung getroffen werden muss. Will man das Objekt in der derzeitig historisch überlieferten Form und dem derzeitigen Aussehen erhalten und nur konservieren oder will man das Objekt auf den ursprünglichen Zustand zurückführen und dann konservieren. Diese Entscheidung sind wegen der unterschiedlichen Kunstauffassungen nicht immer leicht zu treffen. Die Entscheider sind der Direktor des Museums, der Kurator der des Kunstwerkes und der leitende Restaurator. Eventuell werden noch ein oder mehrere externe Experten hinzugezogen.


Am nächsten Beispiel Büste einer Prinzessin von Neapel von Francesco Laurana zeigte uns Herr Hofmann, wie sie mit der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin und ausländischen Museen zusammenarbeiten.

Von dieser Büste war nach dem Krieg nur der Kopf in Berlin übriggeblieben. Das untere Büsten Teil war weg, bis sich herausstellte, dass es als Beutekunst nach Russland gelangt war. Es lag im Puschkin Museum Moskau. Mit diesem Museum gab es bis zum Ausbruch des Ukraine Krieges eine hervorragende Zusammenarbeit.

Da man in der Gipsformerei einen Vorkriegs Abguss dieser Büste aufbewahrte, war es möglich für Berlin den Büsten Teil und für das Puschkin Museum den Kopf herzustellen, sodass beiden Museen mit der Vervollständigung ihrer „halben“ Werke geholfen war.
 

Das zweite Beispiel für die Arbeit der Restauratoren zeigte die Problematik der Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit in den Museen. Eigentlich brauchen die Ausstellungsobjekte je nach Material unterschiedliche Raumtemperaturen und Luftfeuchten. Das geht aus Gründen der chronologischen oder thematischen Präsentation aber nicht. Die Restauratoren sind auch hier gefragt. Sie müssen die Raumtemperaturen festlegen. Das Gleiche gilt auch für die Beleuchtung, die insbesondere bei sehr empfindlichen Papier- und Stoffobjekten wichtig ist und äußerst niedrig gesteuert werden muss.


Das dritte Beispiel für die Arbeit von Restauratoren war ein Kunstwerk, das aus einer Reihe von gefassten Keramik Figuren bestand, die auf einer Holzwand befestigt waren. Die unterschiedlichen Materialien führten zwangsläufig zu Spannungen und damit Rissen. 

Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass man im Hintergrund eine Stahlplatte aus rostfreiem Stahl montiert, die sich bei den Schwankungen von Luftfeuchtigkeit und Temperatur des Raumes eine zu vernachlässigende Verformung hat. Darauf werden die Figuren angebracht. Dazwischen befindet sich die Holzwand des Objekts, ohne jedoch Verbindung zu den Figuren zu haben.
 

Herr Hoffman übergab die Besuchergruppe an Marion Böhl, die Restauratorin in der Holzwerkstatt. Sie gab uns einen Einblick in die Arbeit der Werkstatt, die nicht nur hölzerne Teile, sondern u.a. auch Objekte aus Elfenbein und anderen Materialien mit Fassung betreut.

Auch hier gilt wieder, zuerst muss entschieden werden, wie soll die Restaurierung erfolgen. Auch diese Werkstatt arbeitet eng mit der Gipsformerei zusammen, wie an den zur Restaurierung anstehenden Elfenbein Stückenzu sehen war.

Die Elfenbein Tafeln waren bei dem großen Brand im Flakbunker Friedrichshain teilweise zerstört worden. Nun hatte man zu entscheiden, ersetzt man die verbrannten Teile dieser Tafeln und was macht man mit den schwarzen Flächen.

Frau Böhl arbeitet gerade an einer Holzfigur. Sie soll von nachträglich aufgebrachten Überfassungen und Schichten befreit werde. Unter anderem wurde eine Schicht Firnis aufgebracht. Die Arbeit ist außerordentlich filigran, weil die zu entfernenden Schichten mechanisch abgenommen werden müssen. Dazu benutzt Frau Böhl ein Augenskalpell und eine besondere Form von Mikroskopen. Eine langwierige Präzisionsarbeit.

Zur Holzwerkstatt gehören ein Mikroskop Raum mit kleinem chemischen Labor, um den Geheimnissen der von den Künstlern verwendeten Materialien, auf die Spur zu kommen. Darauf aufbauend werden die notwendigen Schritte der Restaurierung abgeleitet.

Die 120 Minuten der Führung mit den ausgewiesenen Experten der Restaurierung - Frau Böhl und Herrn Hofmann waren ausgesprochen spannend und auch lehrreich, insbesondere auch im Hinblick auf Ausbildung und Forschung.

Wir danken für die ausgesprochen qualifizierte Führung durch das Bode-Museum im Fokus der Restaurierungswerkstätten.

Horst Marczinske
Arbeitskreis Besichtigungen

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