Zu Gast bei APUS Zero Emission GmbH am 05.12.2024

Bericht der Veranstaltung "Vor Ort: Mit Strom den Himmel erobern"




Der Arbeitskreis Besichtigungen im Verein Deutscher Ingenieure VDI, Bezirksverein Berlin-Brandenburg war zu Gast bei APUS Zero Emission GmbH in Strausberg.
Die Herren Poniatowski (Produktion Elektronik) und Stern (Design Engineer Elektronik) begrüßten uns im Empfang. Herr Poniatowski informierte uns über die Geschichte der APUS Zero Emission GmbH.
APUS wurde als Ingenieurbüro im Bereich Luftfahrt 2014 gegründet und begann 2018 mit der Entwicklung von Flugzeugen. 2020 startete das Entwicklungsprogramm des mit Wasserstoff betrieben Flugzeugs APUS i-2, einem 4-Sitzer und einer Reichweite von 500 nautischen Meilen (900 km).
Zurzeit werden 70 Mitarbeiter beschäftigt, die das ganze Spektrum des Knowhows im Flugzeugbau abdecken. Daher werden auch fast alle wesentlichen Arbeiten zum Bau eines Flugzeugs im eigenen Hause ausgeführt.
Obwohl in Zukunft auch eine eigene Flugzeug-Produktion überlegt wird, versteht sich APUS in erster Linie als Forscher und Entwickler.
Die Führung begann in der Produktionshalle, in der u.a. die Spanten und die Flügel- und Leitwerksteile aus Kunststoff hergestellt werden. Es werden spezielle Kohle-Faser verstärkte Kunststoffbänder für die lagenweise hergestellten Teile verarbeitet. Nach den Tränken mit Harz werden sie in selbst hergestellten Formen eingelegt, zusammengepresst und unter Vakuum ausgehärtet.
Die Formen werden aus einem speziellen Polyurethan-Blockplatten in verschiedenen Dichten auf einer modernen Fräsmaschine im Werk angefertigt. Diese Maschine wir auch für die Bearbeitung der selbst hergestellten Kunststoffteile eingesetzt.
Eine andere Abteilung beschäftigt sich mit dem Entwurf und der Herstellung der Teile für die Steuerung und Überwachung aller Komponenten des Flugzeuges. Auch das Design der Elektronik und der Bau der Leiterplatten erfolgt im eigenen Haus.
In der Montagehalle sahen wir die ersten Teile einer weiteren Entwicklung der APUS i-5. Sie soll in etwa 2 Jahren flugbereit sein.
Zu sehen war auch ein Motor für den Einsatz in Kleinflugzeugen wie z.B. der Cessna, der bereits mehrere Male erfolgreich verkauft wurde. Die Grundlage ist ein Sechszylinder Mercedes Dieselmotor, der von der Firma Continental Aerospace Technologies GmbH modifiziert wurde. APUS hat diesen Hochleistungsmotor noch einmal weiterentwickelt, sodass er nun eine Leistung von 300 kW hat und mit Kerosin betrieben werden kann.
Die letzte Station unseres Besuches war die Halle, in der das neue mit Wasserstoff betriebene Flugzeug zur Abnahme stand. Der Wasserstoff wird gasförmig in Druckbehältern, die in den Flügeln untergebracht sind, gelagert. Er erzeugt in zwei Brennstoffzellen elektrische Energie, die dann zum Antrieb des Flugzeugs dient. Es ist eine Batterie vorhanden, die unter anderem für den Start notwendig ist.
Das Flugzeug ist bauseitig fertiggestellt. Die Abnahme durch das LBA und die EASA ist kompliziert und damit langwierig, insbesondere da hier viele neuartige Techniken zur Anwendung kommen.
APUS ist verpflichtet, jedes einzelne Teil zu dokumentieren. Die EASA hat für diese Abnahme ein neues Büro errichtet. Für ein mit Wasserstoff betriebenes Luftfahrzeug sind bisher keine spezifischen Vorschriften vorhanden. Sie müssen in Zusammenarbeit mit den Erbauern erarbeitet werden.
Das führt zwangsläufig zu Terminverzögerungen. APUS hat bereits eine vorläufige Genehmigung für 10 Flugstunden oder 10 Starts und Landungen. Der Erstflug ist für April/Mai 2025 vorgesehen.
APUS beschäftigt selbst keinen Testpiloten. Er kommt von extern, ist aber häufig zu Gast, um das Flugzeug richtig kennen zu lernen.
Es waren zwei spannende und interessante Stunden. Herrn Poniatowski und Herrn Stern danken wir für die tolle Führung, die von exzellenter Sachkenntnis und viel Geduld geprägt war.
Zum Erstflug der APUS i-2 werden wir uns um eine Teilnahme bemühen.
Horst Marczinske
Arbeitskreis Besichtigungen