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Arbeitskreis Meer, Küste, Hafen: Vortrag und Besichtigung des Klärwerkes Hetlingen

Nach 2jähriger coronabedingter Wartezeit konnte der Arbeitskreis Meer, Küste, Hafen das Klärwerk Hetlingen besichtigen. Das Klärwerk gehört zum „Abwasserwasserzweckverband Südholstein“ (azv). Mit 245 Mitarbeitern werden jährlich 32 Millionen m³ Abwasser aufbereitet und der Elbe zugeführt. Das Interesse des Arbeitskreises lag bei der umfassenden Modernisierung der mechanischen Abwasser-reinigung im laufenden Betrieb. Durch diese Modernisierung sollen 2.000 MWh Strom jährlich eingespart und die CO2-Emmision soll um 950t/Jahr reduziert werden. 

Vor Beginn der Führung wurde eine ausführliche Einführung in die Funktionsweise einer Kläranlage gegeben. Eine Kläranlage unterteilt sich in die Abschnitte:

Mechanische Reinigung 

  • Hier werden grobe Verschmutzungen mit Hilfe von Rechen, Sandfang und Vorklärbecken aus dem Abwasser entfernt. In der mechanischen Reinigung wird bereits ein Drittel aller Abwasserverschmutzungen beseitigt.

Chemische Reinigung

  • Durch Zugabe von Metallsalzen findet eine chemische Phosphatfällung statt.

Biologische Reinigung

  • Die energiereichen, organischen Nähr- und Schmutzstoffe des Abwassers werden mit Hilfe von Kleinstlebewesen in mineralische, energiearme Produkte umgewandelt. Die dabei gewonnene Energie (z.B. in Form von Faulgasen) wird im betriebseigenen Blockheizkraftwerk mit Hilfe von Gasmotoren in Strom und Wärme umgewandelt und stellt damit rund 90% des Energieverbrauchs des Werkes zur Verfügung. Es muss also nur ein kleiner Anteil des Gesamtstrombedarfes hinzugekauft werden.

Nachklärung

  • In großen Becken werden letztendlich Abwasser und Schlamm voneinander getrennt.
  • Das Wasser wird in die Elbe geleitet, der entwässerte Klärschlamm wird mit LKW nach Hamburg gebracht und dort thermisch entsorgt.

Im Anschluss an den Vortrag ging es auf das Freigelände um die einzelnen aktuellen Baumaßnahmen zu besichtigen. Das Rechengebäude sowie die Vorklärung sind bereits umgebaut. Interessant ist der Neubau des Sand- und Fettfanges. Das Gerinne wird in einer 90° Kurve an den vorhandenen Sand- und Fettfang angeschlossen. Dazu muss ein Stück des alten Sandfanges sowie die Geruchsabdeckung entfernt werden und das alles bei laufendem Betrieb. Nach dem Anschluss wird der alte Sandfang abgerissen.
Die im Prozess darauffolgende chemische und biologische Reinigung wurde ebenfalls besichtigt.
Zum Abschluss der Führung wurde im Labor an Hand von Wasserproben die erfolgte Reinigung in den einzelnen Klärschritten gezeigt. Das vielfältige Leben der Mikro-Organismen im Klärschlamm konnte unter einem Mikroskop betrachtet werden. Die Kläranlage in Hetlingen ist noch nicht in der Lage Mikroplastik und Medikamentenreste aus dem Abwasser zu entfernen. Hierzu müssen erst noch wissenschaftliche Studien neue Methoden aufzeigen, mit deren Hilfe dann sowohl das Plastik als auch die chemischen Schadstoffe gefiltert, gebunden oder durch derzeit noch nicht bekannte biologische Prozesse abgebaut werden können.
Detaillierte Informationen (https://www.azv.sh/service/infomaterial)

Ing.  (grad.) Hellmut Nagel VDI
 

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