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Besuch der PASSAT in Lübeck-Travemünde - Arbeitskreis Meer, Küste, Hafen - 24.08.2022


Bei herrlichem Sommerwetter hatte sich die Gruppe des Arbeitskreises Meer, Küste, Hafen am frühen Vormittag im Hamburger Hauptbahnhof getroffen, um – neben vielen anderen Hamburgern und Touristen – das im August noch geltende 9-Euro-Ticket für eine Ausfahrt an die Ostseeküste zu nutzen.
 

Über Lübeck und Travemünde Strand sowie einem kleinen Spaziergang an der Ostsee und einer Überfahrt mit der Personenfähre, erreichten wir das Ziel unserer Reise: die Priwall-Promenade mit der Viermastbark PASSAT. Hier liegt sie seit die Hansestadt Lübeck sie im Jahre 1957 vor der Verschrottung gerettet hat und sie von Hamburg nach Lübeck-Travemünde überführen ließ. Vor der Besichtigung suchten wir ein direkt an der Priwall-Promenade gelegenes Restaurant eines bekannten “Fernsehkochs“ für ein gemeinsames Mittagessen auf.

Um 14:00 Uhr wurden wir auf der PASSAT für die Führung von einem Mitglied des gemeinnützigen Vereins „RETTET DIE PASSAT E.V.“ begrüßt. Er erklärte uns  zum Beispiel Aufbau und Funktion der Brass-Winden zum Drehen der Rahen optimal zum Wind. Diese Winden, erfunden von dem schottischen Kapitän und Konstrukteur John C. B. Jarvis, ermöglichten die gleichzeitige Verstellung der unteren drei Rahen eines Mastes in kurzer Zeit und mit weniger Kraftaufwand als bei anderen Schiffen (also mit weniger Personen). Dies war ein Grund, dass auf den Segelschiffen der Reederei Laeisz diese Jarvis-Brass-Winden zum Standard wurden. (Anm.: weitere Infos dazu im Internet)

Die Baunummer der PASSAT bei der Werft Blohm & Voss in Hamburg ist:   S. No 206 , wie auf der Bronzeplakette an Deck belegt ist. Ablieferung erfolgte im November 1911, gefolgt vom Start zur ersten Fahrt nach Chile am 26.12.1911. Das nennt man: keine Zeit verlieren.
(Anm.: Die PEKING mit der Baunummer :   S. No 205, wurde abgeliefert im Juni 1911.)

Beide Schiffe wurden nach den gleichen Plänen gebaut und sind daher (im eigentlichen Sinne) Schwesterschiffe. Sie erlebten in späteren Jahren jeweils unterschiedliche Umbaumaßnahmen, die z.B. durch die zusätzlichen Unterbringungsplätze bei der Ausbildung von seemännischem Nachwuchs nötig wurden. Die PASSAT absolvierte zwischen 1911 und 1932 15 Salpeter-Fahrten nach Chile und zurück und umrundete dabei 30-mal Kap Hoorn. Nach dem Ende der lukrativen Salpeterfahrt nach Chile (1932), wechselte die PASSAT in eine Art „Linien-Verkehr“ nach Australien um Weizen nach Europa zu transportieren. Dabei ging es nun zuerst „um“ das Kap der Guten Hoffnung mit Zielen an der Ostküste Afrikas und auf den Seychellen, und von dort weiter nach Australien zur Aufnahme der Weizenladung für den Europäischen Markt. Die PASSAT machte in der Zeit von 1932 bis zur Außerdienststellung 1957 neun „Weltumrundungen“ wobei sie jeweils auf dem Rückweg von Australien nach Europa weitere 9-mal Kap Hoorn umschiffte und damit auf insgesamt 39 Kap Hoorn Umrundungen kam. In den Jahren 1934, 1936 und 1937 sowie ein letztes Mal im Jahr 1947 gewann die PASSAT die sogenannte (inoffizielle) „Weizen-Regatta“ von Europa nach Australien und zurück nach Europa als schnellster Frachtsegler. Ab 1951 nach dem Umbau fuhr sie bis 1957 als Frachtsegelschulschiff.

Die Ausstellungsräume im Zwischendeck der PASSAT zeigen den Alltag auf den Segel-Frachtschiffen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhand von vielen Dokumenten und vor allem unterstützt von Fotos und Tagebucheintragungen eines Schiffsjungen, der 1932 im Alter von 15 Jahren angemustert wurde und die erste Weltumseglung der PASSAT miterlebte. Der Laderaum ist so gestaltet, dass man das Beladen und Stapeln von schwerem Sackgut eindrücklich nachempfinden kann. Bei dem Erwerb der PASSAT als ein Museumsschiff für Lübeck im Jahre 1957 waren die originalen Inneneinrichtungen und viele der Ausrüstungsgegenstände der PASSAT noch vorhanden. Sie wurden instand gesetzt bzw. restauriert und ergänzt, so dass heute die Räumlichkeiten (Kombüse, Funkraum, und Salon usw.) und Gerätschaften als Anschauungsobjekte zur Verfügung stehen.

Bild 1: Kombüse                                        Bild 2: Funkraum                                   Bild 3: Salon (links)                                 Bild 4: Salon (rechts)

 

Zum Abschluss dieses wunderschönen Ausflugs kamen wir zu einem Gruppenfoto am Heck des Museumsschiffs PASSAT vor dem Steuerrad zusammen.

 

Weitere detaillierte Informationen zur PASSAT und ihrer Geschichte findet man z.B. bei WIKIPEDIA oder auf der Homepage des Vereins „RETTET DIE PASSAT E.V.“.
 

Die Veröffentlichung der Bilder erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Hansestadt Lübeck.
 

Das Team des AK MKH  Jochen Samow und Hellmut Nagel

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