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Auf den Spuren der Kohle

Foto: Robert Helmin

Eine Zeitreise durch fast 450 Jahre Geschichte des Ruhrgebietsbergbaus stand bei der Exkursion des Ruhrbezirksvereins auf dem Programm. Dazu trafen sich 18 Teilnehmer im malerischen Muttental in Witten, wo die Wiege des Steinkohlebergbaus liegt.

Vor dem historischen Bethaus begrüßte Uwe Kühn von der Stadtmarketing Witten GmbH am 10.10.2021 die VDI-Besuchergruppe mit einem herzlichen „Glückauf“, dem traditionellen Bergmannsgruß. In diesem Gebäude befindet sich eine alte Schmiede und ein Gebetsraum, den Bergleute für kurze Andachten nutzten. Das Bethaus ist eine Station auf dem neun Kilometer langen Bergbaurundweg durch das wunderschöne Muttental, ein Teil der Route der Industriekultur.

Uwe Kühn begann die Führung mit der Sage vom jungen Schweinehirten, der hier vor 450 Jahren eines Morgens bemerkte, dass die „Steine“ rund um sein Lagerfeuer vom Vortag glühten. Das schwarze Gold der Ruhr war entdeckt. Besucher sind zumeist erstaunt, dass in dieser idyllischen und üppig bewachsenen Naturlandschaft, bestehend aus Wäldern, Feldern, Wiesen und Hügeln, der Steinkohlebergbau des Ruhrgebiets im Jahr 1578 seinen Anfang nahm. Denn monumentale Industrieanlagen mit meterhohen Fördergerüsten oder riesigen Turbinenhallen sucht man hier vergebens. Dafür zeugen mehr als 30 detailgetreu rekonstruierte Nachbauten von den frühindustriellen Einrichtungen in der Umgebung.

Zeitweise waren im Muttental bis zu 60 Klein- und Kleinstzechen in Betrieb, meist nur bestehend aus einem Flöz. Zu Beginn förderten die Bergleute die Steinkohle durch Grabung brunnenartiger Löcher dicht an der Erdoberfläche, sogenannter Pingen. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts begann hier der Stollenbergbau. Um an die Kohleflöze zu gelangen, trieb man zunächst waagerechte Stollen in die Hänge. Später mussten erste Schächte in die Tiefe gegraben werden. 1850 ging dann die Zeche Nachtigall als große Anlage in Betrieb, wurde allerdings nach nur 42 Jahren wegen Problemen mit der Wasserhaltung wieder stillgelegt.

Bei der Wanderung durch den Wald sind in den Abhängen einige „Mundlöcher“ zu entdecken. So bezeichneten die Bergleute gewölbeartig ummauerte Eingänge zu den Stollen an der Tagesoberfläche. Beim Blick durch die Absperrgitter sind sogenannte Türstöcke zu sehen, mit denen die Stollen gestützt werden. Uwe Kühn berichtet der VDI-Gruppe, dass anfangs sogenannte polnische Türstöcke verbaut wurden. Später entwickelten deutsche Ingenieure die Konstruktion dann weiter, indem sie die oberen Querbalken durch Blattverbindungen an den seitlichen Stempeln befestigten.

Entlang der Tour sind auch Beispiele für historische Fördertechnik nachgebaut. Zum Beispiel dienten die mit Muskelkraft betriebenen Haspelanlagen dazu, die Förderkörbe mit Seilen an Hubwinden hochzuziehen. Aber auch ein kleines, etwa zehn Meter hohes Fördergerüst ist mitten im Wald zu finden.

Zuletzt besichtigte die VDI-Gruppe die große Ausstellungfläche hinter dem vor kurzer Zeit abgebrannten Steigerhaus, wo unterschiedliche Geräte, Werkzeuge, kleinere Anlagen und Transporteinrichtungen aus mehreren Epochen des Bergbaus aufgebaut sind. Wieder angekommen am Bethaus absolvierte Dr. Ulrich von der Crone, Vize-Vorsitzender des Ruhrbezirksvereins, stellvertretend für die Besuchergruppe noch erfolgreich eine „Knappenprüfung“. Dafür galt es, drei Fragen zur Besichtigung zu beantworten. Anschließend sangen alle Teilnehmer gemeinsam zwei Strophen des Steigerlieds, womit die informative und kurzweilige Exkursion dann endete.

Weitere Informationen zu Ausflügen und Veranstaltungen im Muttental gibt es unter www.stadtmarketing-witten.de.

Text: Robert Helmin

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