Direkt zum Inhalt

Die Bremischen Häfen fit für die Zukunft machen - Bericht vom online-Gespräch und Diskussion mit Senatorin Dr. Claudia Schilling, 4. Juli 2022

Thomas Ernsting

Der VDI-Landesverband Bremen begrüßte am 4. Juli 2022 Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen in Bremen, zum online-Gespräch darüber, wie der Senat gemeinsam mit der Hafen- und Logistikwirtschaft und vielen anderen maritimen Institutionen die Bremischen Häfen fit für die Zukunft machen will.

Die Häfen in Bremen und Bremerhaven sind das Rückgrat der Bremischen Wirtschaft und der Schlüssel zur Welt für die deutsche Volkswirtschaft. Sie sind aber auch mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert: Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, dramatische Veränderung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen schon durch die Corona-Pandemie, schleichender Verlust von Marktanteilen gegenüber der Konkurrenz, neue Herausforderungen in der hafenbezogenen Arbeitswelt durch Automatisierungs- und Digitalisierungsprozesse und nicht zuletzt die große Herausforderung des Klimawandels.

Die Senatorin sieht die Häfen als prägenden Faktor für die Weltoffenheit Bremens. Ihre Wirtschaftskraft bedeutet Stärke, zeigt aber auch Abhängigkeit. Aktuell ist man zusätzlich konfrontiert mit Marktkonzentrationen bei großen internationalen Reedereien, dem Klimawandel und der Anpassung daran. Die Hafenpolitik muss Antworten liefern, deswegen stellt bremenports zusammen mit den Stakeholding-Institutionen ein neues Konzept auf. Bereits beauftragte und fertiggestellte wissenschaftliche Gutachten werden in das Hafenkonzept einfließen, das im Herbst 2022 von der Bremischen Bürgerschaft beschlossen werden soll. Die Greenports-Strategie für Bremen wird ebenfalls weiterentwickelt.

Der Ukrainekrieg wirft unerwartete neuartige Probleme auf. Viele Seeleute kommen aus Russland und der Ukraine, ihr Anteil beträgt ca. 12 %. Sie arbeiten auf Schiffen zusammen, was nicht immer reibungslos läuft. Erste Reeder sortieren schon ihre Teams um. Außerdem fehlen etliche ukrainische Seeleute, die schon abgewandert sind, um zuhause zu kämpfen. In nächster Zeit werden in den Werften auch keine Schiffe auf Bestellung aus Russland mehr gebaut oder gewartet, eher schon Kriegsschiffe. Der Umschlagsrückgang beim Handel mit Russland macht sich deutlich bemerkbar. Ebenso die Hafensperrung in Shanghai und die Tarifkonflikte in den Seehäfen. Jetzt muss auch noch zusätzlich viel Energie nach Deutschland importiert werden, davon ein großer Anteil über die Häfen. Es gibt keine sichere Versorgung mehr von Erdgas aus Russland und der Import von Flüssigerdgas muss an der Nordseeküste ausgebaut werden. LNG-Terminals für bremische Häfen sind aber aus Platzgründen unwahrscheinlich, einige Terminals sind bereits in Niedersachsen geplant in Stade und Wilhelmshaven.

Frau Dr. Schilling war vor Kurzem mit einer Bremer Delegation in Norwegen, es gibt dort ein großes Interesse an einer energiewirtschaftlichen Kooperation mit Bremen. Norwegen plant eine Pipeline zum Export von Wasserstoff nach Süden, was auch für die Bremer Stahlwerke interessant sein könnte. Norwegen ist ebenfalls interessiert am Import von CO2- Abscheidungen, die in Norwegen ein sicheres Endlager finden könnten. Hierfür kommt der Transportweg per Schiff ab Bremen in Betracht.

In der Diskussion anschließend an den Vortrag gab es zahlreiche Nachfragen zu den aktuellen Entwicklungen und angekündigten Maßnahmen. Außerdem wurde die Frage diskutiert, ob es sinnvoller sei, Wasserstoff aus Norwegen zu importieren oder ob man nicht doch lieber den Strom importieren und den Wasserstoff hier herstellen solle.

Herzlichen Dank an die Senatorin für dieses Gespräch und der VDI wird die Themen Wasserstoff, Hafenlogistik und die Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Bremens auch in Zukunft weiter verfolgen.

Bericht: Anja Riemer

Artikel teilen