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Wasserstoff - Der zentrale Baustein für die Energiewende?

Mit dieser Fragestellung fand am 05.12.2022 eine weitere Highlight-Veranstaltung im Rahmen der Serie ‚Der Vorstand lädt ein‘ im Online-Format statt. Über 60 Interessierte ließen sich von Prof. Fritjof Staiß, dem Leiter des 'Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg – ZSW‘ und mit jahrzehnte-langer Erfahrung versehenen Experten für alternative Energieformen u.a. darüber aufklären, wie realistisch eine vollständige heimische Erzeugung von grünem Wasserstoff für die Verwendung in der Industrie, im Verkehr und in privaten Haushalten in der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich ist.
 
Um es vorwegzunehmen: Die EU-Kommission hat als Ziel ausgegeben, bis 2030 10 Millionen Tonnen klimafreundlichen Wasserstoff in der EU zu erzeugen und weitere 10 Millionen Tonnen zu importieren. Auch Deutschland wird damit u.a. auch aus wirtschaftlichen Gründen bis auf weiteres Importland für grünen Wasserstoff bleiben. Bundeswirtschaftsminister Habeck ist in dieser Mission bereits weltweit unterwegs, um Kooperationsländer zu gewinnen.
 
Bereits 2019 hat der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Rahmen der Ankündigung der Nationalen Wasserstoffstrategie ausgewiesen: "Wir wollen, dass Deutschland bei den Wasserstofftechnologien Nr. 1 in der Welt wird!“.

Prof. Staiß wies in seinem Vortrag darauf hin, dass Deutschland und die EU allerdings nicht allein auf der Welt sind, sondern mit den USA und China mächtige Konkurrenz haben. Beide Nationen haben auch bereits angekündigt, welche enorme ökologische und ökonomische Bedeutung der grüne Wasserstoff weltweit haben wird und welchen Stellenwert der Wasserstoff für beide Nationen einnehmen wird.
 
Da innovative Wasserstofftechnologien enorme Investitionen erforderlich machen, sind auch die großen weltweit aktiven institutionellen Investoren (bspw. Norwegischer Staatsfond und BlackRock) bereits aktiv, haben die Zeichen der Zeit erkennt und richten sich danach aus.
 
An Wasserstoffstrategien, öffentlichen Geldern und Projekten mangelt es derzeit nicht. So gibt es allein in Deutschland 62 Großprojekte im Rahmen der europäischen IPCEI-Wasserstoff (Important Projects of Common European Interest), die mit acht Milliarden Euro gefördert werden und als Zielsetzung die Umsetzung eines schnellen Markthochlaufs haben.
 
Als bedeutendes regionales Beispiel für den zukünftigen Einsatz von grünem Wasserstoff führt Prof. Staiß das Projekt 'Hybit – Hydrogen for Bremen's industrial transformation‘ an, mit dem die Bremer Stahlwerke und ArcellorMittal bis 2038 Kohle vollständig durch grünen Wasserstoff für die Stahlerzeugung ersetzen und eine CO2-neutrale Produktion erreichen wollen. Heute erzeugen allein die Stahlwerke gut 50% der CO2-Emissionen der Stadt Bremen!
 
Auch in Süddeutschland gibt es diverse Projekte wie z.B. das Reallabor Wyhlen mit lokaler Wasserstoffnutzung, die Neue Weststadt Esslingen mit einer 1 MW Elektrolyse seit 06/2021 sowie das ZSW-Projekt „Elektrolyse made in Baden-Württemberg’, bei dem in Zusammenarbeit mit vielen anderen Unternehmen ein Elektrolyseur als produktnaher Systemdemonstrator entwickelt wurde, der 2023 seinen Produktionsstart haben soll.
 
Das Fazit der Veranstaltung: Zum Umsetzen der gesetzten Ziele müssen alle mitmachen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Für die Entwicklung und Umsetzung technologischen Innovationen hat allerdings eine Berufsgruppe eine besondere Bedeutung: die Ingenieurinnen und Ingenieure!


Bericht: Dr. Eberhard Karbe

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