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Netzwerke und Austausch schaffen Vertrauen

Der VDI gründet einen Freundeskreis in China

privat_Arend Suhr

Für die deutsche Wirtschaft ist der Wirtschaftsraum China von großem Interesse. So unterhalten viele Unternehmen enge Geschäftsbeziehungen. Deutsche Ingenieurleistungen genießen in China hohes Ansehen. Allerdings ist aufgrund der Covid Restriktionen die Zahl der deutschen Ingenieurinnen und Ingenieure in China deutlich zurückgegangen und die politische Situation ist schwieriger geworden. Deshalb ist es notwendig, den Dialog unter den deutschen Ingenieurinnen und Ingenieuren zu fördern. 


Um ihnen eine Plattform zu bieten, Kolleginnen und Kollegen im Land kennenzulernen und den Austausch über lokale Gegebenheiten und kulturelle Erfahrungen zu ermöglichen, hat der VDI am 5. Dezember in Shanghai den VDI Freundeskreis China gegründet. Mit ihm soll ein Netzwerk aufgebaut werden, das dazu beiträgt, Kontakte zu Hochschulen, Behörden und NGOs auszubauen, aber auch den Austausch mit Kollegen in Deutschland zu intensivieren. 


Der VDI Freundeskreis China ist in das VDI Netzwerk International eingebunden. Dieses wurde vor dem Hintergrund gegründet, dass nur in einer internationalen Zusammenarbeit die aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Rohstoffversorgung, Gesundheits- und Ernährungssicherheit gemeistert werden können. Um diese globalen Herausforderungen, die vor keiner geografischen Grenze halt machen, in den Griff zu bekommen, sind vor allem auch technische Lösungen gefragt und damit der Einsatz von Ingenieuren. Das VDI Netzwerk International verbindet die VDI Freundeskreise verschiedener Länder miteinander, fördert den Austausch über Ländergrenzen hinweg und ist in die VDI Struktur integriert ist. Es bietet zurzeit etwa 3.500 Mitgliedern die Möglichkeit, auch im Ausland aktiv zu bleiben.


Zur Gründungsveranstaltung des VDI Freundeskreises China trafen sich ca. 30 Vertreter deutscher Unternehmen und verschiedener Institutionen in einem Hybrid Meeting in Shanghai. Arend Suhr von der Exyte Group Shanghai stellte freundlicherweise die Raeumlickkeiten zur Verfuegung, so dass sich mehr als 10 Teilnehmer persoenlich treffen und kennen lernen konnten. Es wurden bereits sehr lebhaft mehrere Themen wie z.B. Kommunikation, Nachwuchsfoerderung und Digitalisierung diskutiert. Dazu sollen nun Arbeitskreise gebildet werden, die diese Themen weiter vertiefen. Zur Organisation und Kommukation innerhalb des neu gegruendeten Freundeskreises wurde als Chairman Prof. Dr. Bernd Sachweh, VP BASF sowie als Co-Chairman Oliver Schirmer, stellv. Direktor an der CDHAW – Tongji University Shanghai gewaehlt. Beide nahmen die Wahl gerne an und wollen ambitioniert den weiteren Ausbau des Freundeskreises vorantreiben, die Bildung und Organisation der Arbeitskreise unterstuetzen und die Kommunikation mit den anderen Freundeskreisen und der Geschaeftsstellen foerdern.


Dr. Claas Klasen, das im Vorstand des VDI Netzwerk International zuständige Vorstandsmitglied betonte, dass es gerade jetzt, in einer durchaus angespannten Situation zwischen den Ländern wichtig ist, Brücken zu Bauen und Vertrauen zu generieren. Der fachliche Austausch von Ingenieurinnen und Ingenieuren bietet hierzu eine gute Gelegenheit.


Dr.-Ing. Thomas Dorn, ehem. Vorstand bei TLD, der, lange Jahre im Vorstand der deutschen Handelskammer tätig war, betonte, dass es neben der politischen Vertretung durch die Botschaft und Generalkonsulate, sowie wirtschaftliche Vertretung durch die Außenhandelskammern nur sehr beschränkte Möglichkeiten für deutsche Unternehmen bestehen, sich auf technologischem Gebiet Rat oder Unterstützung vor Ort in China zu beschaffen. Hier wird der VDI sicherlich ein wertvoller Bestandteil im Netzwerk der deutschen Industrie sein und einen Austausch zu technologischen Problemen, Industriestandards und Richtlinien sowie ingenieurstechnischen Lösungen beitragen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unterstützung und Qualitätssicherung im Bereich der Ausbildung junger Talente vor Ort.


Frau Professor Qidi Wu, ehemalige Präsidentin der Tongji University und Vizeministerin für Bildung, betonte die Notwendigkeit dieses Freundeskreises, um die chinesisch – deutsche Zusammenarbeit gerade in den aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen zu foerdern. Aus ihrer langjaehrigen Erfahrung im Austausch von Studenten zwischen beiden Laendern konnte sie viele Beispiele fuer eine erfolgreiche Partnerschaft aufzaehlen und unterstuetzt die Gruendeung des Freundeskreises sehr. 
Die Teilnehmer der Gründungsveranstaltung betonten, dass eine der wichtigsten Aufgaben des Freundeskreises die Vernetzung der VDI Ingenieure in China sei. Neue Mitglieder sollen gewonnen werden, um ihn zu erweitern. Der Freundeskreis gewinnt in dieser Zeit an Bedeutung, da die wirtschaftliche Entwicklung für ausländische Unternehmen in China zurzeit nicht einfach ist. Große Unternehmen wie Daimler, BASF, VW oder Covestro expandieren nach wie vor in China, während kleinere Firmen sich teilweise aus China zurückziehen. Einer der Gründe liegt in der Entkopplung der Weltwirtschaft, im sogenannten Decoupling. Internationale Zusammenarbeiten und Handelsabkommen werden aufgekündigt oder eingeschränkt, so dass große Wirtschaftssysteme wie das chinesische verstärkt auf eigene Ressourcen, Produkte und eigene Standards zurückgreifen. Die globale Wirtschaft profitiert aber von internationalen Übereinkünften, z.B. von gemeinsamen technischen Standards und weltweit vernetzten Supply Chains. Diese werden zurzeit jedoch durch die verstärkten Entkopplungs-Tendenzen in der Weltwirtschaft gefährdet. Das neue Netzwerk soll einen kleinen Beitrag dazu leisten, weiterhin die Zusammenarbeit zu stärken, um der Entkopplung entgegenzuwirken oder ihre Auswirkungen zu verringern. Es geht darum, Menschen, in diesem Falle Ingenieure und Techniker zusammen zu bringen, sich auszutauschen und dadurch Vertrauen zu generieren.


Die Gründungsmitglieder zeigten großes Interesse, die Chinesische Engineering Organisationen in ihre Aktivitäten einzubinden und auch Kontakte zu Hochschulen aufzunehmen. Der Austausch soll auf oberer Ebene erfolgen und gegebenenfalls zu Vereinbarung bzw. Erneuerung von Kooperationen führen. Eine gemeinsame Veranstaltung zu einem technologischen Schlüsselthema in China ist in Planung, um eine Zusammenarbeit aufzunehmen oder zu erweitern. Ebenso bereitet der Freundeskreis in China einen Beitrag zum deutschen Ingenieurtag vor. 


Wir, die Gründungsmitglieder des VDI Freundeskreises China, freuen uns über Interessenten aus China, aber auch über Ingenieurinnen und Ingenieure, die ein Interesse an China haben oder Kontakte aus Deutschland heraus nach China pflegen wollen. Wir laden Sie und auch Bekannte aus Ihrem beruflichen oder persönlichen Umfeld ein, den Freundeskreis China mit aufzubauen oder zu nutzen.


Ihre Fragen zum Freundeskreis China oder zu einer VDI Mitgliedschaft beantwortet Ihnen gern unsere Geschäftsstelle. Schreiben Sie bitte eine kurze E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an: international@vdi.de 

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