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Bericht: VDI Young Engineers Kongress 2024

Das Treffen einer Generation für die nächste Generation

Bild: Frank Magdans

Der VDI Young Engineers Kongress 2024 stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit: Die Vortragenden und die Teilnehmenden widmeten sich im Kern um die Frage, was wir tun müssen, um unsere Zukunft lebenswert zu gestalten.

Draußen hagelt es, und es pfeift ein kühler Wind. VDI-Direktor Adrian Willig musste sich angesichts des unfreundlichen Wetters sogar einen Knirps kaufen. Die Teilnehmenden des Young Engineer Kongresses haben sich auch warm eingepackt, genauso das Projektteam und all die anderen Gäste – von schlechter Stimmung wegen des Wintereinbruchs aber weit und breit keine Spur.

Wir befinden uns in München, im Kongresszentrum Newton im Westendviertel. Oben durch das Glasdach fällt Tageslicht in die große Halle. An allen vier Ecken befinden sich Aufzüge; im Innern stehen auch vier Bäume, die dem Ganzen ein ganz besonderes Flair verleihen. Das ist der hochmodernen Architektur zu verdanken, denn das Newton wurde mit nachhaltigem Konzept entwickelt. Das passt wie die Faust aufs Auge, spielen Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung doch auch auf diesem Kongress eine wesentliche Rolle. Dazu gleich mehr.

Diverse Blicke auf aktuelle Fragen

Fenja Feitsch, Vorsitzende der Young Engineers, begrüßt die Teilnehmenden. Sie macht alle darauf aufmerksam, dass sie ein sehr straffes Programm erwartet. Es gäbe allerhand zu diskutieren, diverse Blicke auf aktuelle Fragen zu richten, und vor allem stehe im Vordergrund, die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennenzulernen – wozu auch durchaus gut Gelegenheit ist, also ausreichend Zeit zwischen den einzelnen Punkten auf der Agenda.

Markus Schwarzenböck vom TÜV Süd deutet in seinem Grußwort deutlich darauf hin, dass alle Teilnehmenden der Veranstaltung eine wichtige Rolle für die kommende Generation spielen. „Ihr müsst vorschlagen, was wir anders machen können, und jetzt schon mitdenken, wie sich eure Fähigkeiten verändern müssten“, so Schwarzenböck. Das sei aber gar nicht so einfach, habe doch die Geschwindigkeit technischer Entwicklungen immens zugenommen.

Wie sieht das Leben im Jahr 2050 aus?

VDI-Direktor Adrian Willig richtet bei seinem Grußwort den Blick auf das Jahr 2050: „Wo will unsere Gesellschaft stehen?“, fragt er und entwirft daraufhin ein Zukunftsbild: Es gibt Sprachassistenten und Roboter, die ältere Menschen in ihrem Alltag unterstützen. Autonome Fahrzeuge bringen Reisende zu ihrem Ziel. Wegen Starkregen- und Hitzeereignissen haben pfiffige Köpfe längst Anlagen produziert, mit denen es möglich ist, Wasser aufzubereiten und je nach Bedarf wieder in den Kreislauf zurückzugeben. Darüber hinaus ist es Ingenieurinnen und Ingenieuren zu verdanken, dass Produkte recyclingfähig und leicht reparierbar sind …

Im Anschluss präsentieren drei Startups ihren persönlichen Weg in die freie Wirtschaft. Dabei wird einem klar, dass man flexibel sein sollte und durchaus Glück mit seiner Idee haben muss. Es könne auch sinnvoll sein, um die Ecke zu denken – wo wir auch schon zu der darauffolgenden Podiumsdiskussion mit dem Titel „Future Engineering – Ecodesign“ kommen: Hier präsentierte das Projektteam der Young Engineers zu Beginn einen Pflasterstein der Firma Godelmann. Dieses Produkt verhindert, dass Bürgersteige und Straßen vollkommen versiegelt, also undurchlässig sind: Der Pflasterstein speichert Wasser, lässt überschüssig vorhandenes versickern und durch Kapillarwirkung später verdunsten; und der Stein lässt sich am Ende vollkommen recyceln.

Wir müssen viel langfristiger denken

Die Herausforderung, derart ganzheitlich zu denken, ist nicht nur allen Diskussionsteilnehmern bewusst, sondern scheint auch im Saal niemanden zu überraschen. Leonard Tusch vom Karlsruher Institut für Technologie weist allerdings noch einmal deutlich darauf hin: „Bereits die kleinste Komponente sorgt schon dafür, dass ich alles wegwerfen muss“. Und Dr. Bettina von Stamm meint sogar, es wäre das Allerbeste, wenn man alle Innovationen zurückhalte, sofern sie nicht allen Nachhaltigkeitskriterien entsprächen. Sie ergänzt, dass man den systemischen Ansatz nicht unterschätzen dürfe: „Wir müssen über den End-of-Life-Status hinwegdenken, viel langfristiger“, so Stamm.

Es seien aber auch finanzpolitische und finanzwirtschaftliche Aspekte von Bedeutung, wie Christoph Huß seitens des Publikums kommentiert: Die Industrie müsse umdenken, denn es wäre nicht mehr zeitgemäß, den Return on Invest in drei Jahren zu betrachten; jetzt müsse man einen ganz anderen Weg als bisher beschreiten. Darüber hinaus darf man auch nicht gesellschaftliche und soziale Gesichtspunkte vergessen. Gebrauchte Produkte würden schließlich noch nicht bei allen Konsumenten Anklang finden. Umso wichtiger sei es, den Umweltwert zu kennzeichnen, so Sören Lenz vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz.

Ergebnisse gehen immer auf Teams zurück

Ich habe die Veranstaltung und den Austausch mit den Teilnehmenden als sehr angenehm empfunden. Es herrschte eine gute, ausgelassene Stimmung mit viel Begeisterung und Anteilnahme. Darüber hinaus erlebten wir alle vier Tage voller Inspiration, Wissen und Netzwerkmöglichkeiten. Von großer Bedeutung muss man auch Willigs Worte einordnen, wenn er davon spricht, dass alle daran denken sollten, dass „Freude über die Erfolge der Treibstoff“ für die Ingenieurkunst sei und „Ergebnisse immer auf Teams zurückgehen“. Das habe er in seiner Laufbahn als Ingenieur immer wieder festgestellt. Darum gäbe er diese Erfahrung als Motivationspunkt für die jetzige und die kommende Generation gern weiter.

Autor: Frank Magdans

Hinweis: Der VDI Young Engineers Kongress 2024 fand vom 17. bis 20. April mit elf hochkarätigen Unternehmenspartnern in München statt. Über 200 Nachwuchsingenieure und Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. Auf dem Programm standen unter anderem vier Exkursionen zu Technikfirmen sowie 18 Workshops und zwei gesellige Netzwerkabende.

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