Direkt zum Inhalt

Zwickau am Meer

Was im Braunkohlervier "Mitteldeutschland" rund um Leipzig in den letzten 20 Jahren mit der durchgeplanten Umgestaltung der Landschaft geschah ist weltweit einzigartig. Was die Öffnung des Bodens und das Freilegen der Erdschichten für Chancen für die Erforschung unserer lokalen und regionalen Vorgeschichte bedeutet und was dort gefunden wurde, erläuterte uns Dr. habil. Frank W. Junge in seinem sehr spannenden und informativen Vortrag am 25. Januar 2024. In den Räumlichkeiten der HPC AG am Standort Leipzig fanden wir dafür einen tollen Gastgeber und beste Bedingungen!

Unsere Region als globaler Spiegel der Erdentwicklung

Beste Voraussetzungen fand man für die Analyse der Böden vor, da Sachsen das erste deutsche Land ist, das durchgängig auf großen Karten kartografiert wurde. Zudem gaben etwa 2,5 Millionen Bohrungen im Gebiet ab der Spree Einblick in die darunterliegenden Schichten und damit in die Erdgeschichte. So weiß man heute, dass der Rand des Meeres einst bei Zwickau lag. Dass es bei uns tropische Flora und Fauna gab. Aus den Überresten dieser Pflanzen bildeten sich unsere Braunkohlemoore.

Leipzig unter Eis

Drei große Vergletscherungen hat unsere Gegend erlebt, der Ort an dem später dann einmal Leipzig entsehen wird, lag damals unter einer 400 m dicken Eisschicht. Und Geologie heißt nicht nur Steine. Das was Flüsse mit sich tragen, kann Millionen Jahre später ausgewertet werden. So geben uns Mammutbaumstämme aus Fluss-Sedimenten, nach der Auswertung ihrer Jahresringe Auskunft über das Klima zur Zeit seines Wachsens. In den freigelegten Schichten wurden nicht nur die Spuren der Pflanzen- oder Tierwelt gefunden sondern auch aus der Welt des damaligen Menschen. So wurden an den Knochen von Waldelefanten deutliche Spuren von Werkzeugen gefunden.

Bilder aus dem Vortrag mit freundlicher Genehmigung von Dr. habil. Frank W. Junge

Die Landschaft hat gewonnen

Einen einmaligen Aufschluss und Erkundungsgrad der Region findet man im Tagebau Schleenhain vor. Bereits in den 1990er Jahren konnten dort die schönsten Entdeckungen gemacht werden. "Und wenn man bedenkt, dass in unserer Gegend früher nur flaches Land war mit einigen Siedlungen, hat die Landschaft heute gewonnen", schließt Dr. Junge seinen Vortrag. Und recht hat er! Nach Aufforstung, Anlage und Flutung der Seen wurde aus einer flachen Landschaft mit Landwirtschaft eine Bergbaufolgelandschaft mit Abwechslung: mit Hochhalden und etwa 200 Seen. Sicherlich wird es noch einige Jahre dauern, bis die Spuren der Eingriffe nicht mehr augenscheinlich sind, bis die Bäume so groß sind, dass man die Anpflanzungen als Wald bezeichnen kann und die Natur das tut was sie am liebsten tut, nämlich in Besitz nehmen!

Erinnerungen an eine Landschaft

Einzig die Menschen, die vielleicht nicht umgesiedelt werden wollten, die nicht das Landleben im eigenen Haus mit Garten gegen das Stadtleben in der 4-Raum-Wohnung im gerade frisch gebauten Grünau tauschen wollten, haben eventuell verloren. Wer sich ein Bild machen möchte, wie es den Menschen aus den Dörfern erging, dem sei der Dokumentarfilm von Kurt Tetzlaff aus dem Jahr 1983 "Erinnerungen an eine Landschaft - Für Manuela" ans Herz gelegt. Sie können den Film hier auf Youtube kostenfrei anschauen.

Und wer weiter lesen möchte zur Landschaftveränderung in unserer Region, dem können wir zum Schluss die Publikationen zur Entwicklung unserer Region aus dem Sax-Verlag Beucha empfehlen. Bei der Buch-Reihe "Das mitteldeutsche Seenland" ist Dr. Junge Mit-Autor.

Bericht & Fotos: Andrea Rübsam (Geschäftsstellenleitung VDI BV Leipzig) Bilder aus dem Vortrag mit freundlicher Genehmigung von Dr. habil. Frank W. Junge

Artikel teilen