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Künstliche Intelligenz unter der Lupe

Foto: Robert Helmin

Im Bild (v.l.n.r.): Das VDI-Team des KIWir-Kickoffs (v.l.): Prof. Dr. Katja Rösler, Dr. Jens Buntenbach, Ulla Ham und Marius Pracht moderierten die Arbeitsgruppen. Dieter Carbon vom VDI-Bezirksverein Rheingau führte als Referent ins Thema ein.

Am 18. Oktober 2023 war der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe rund um die Anwendung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.

Was ist Künstliche Intelligenz, kurz: KI? Wie kann diese Technologie sinnvoll zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden? Welche Möglichkeiten und Grenzen, Chancen und Risiken sind damit verbunden? Den Antworten zu diesen Fragen näherten sich 25 Teilnehmende bei der Kickoff-Veranstaltung „KIWiR – KI-Workshops im Ruhrgebiet“ am 18. November im Haus der Technik in Essen an.

Mit diesem Workshop startet der VDI-Ruhbezirksverein eine Veranstaltungsreihe, bei der zukünftig in unterschiedlichen Formaten ausgewählte Aspekte der KI unter die Lupe genommen werden. Der Kreis der Teilnehmenden bei der Premiere war sehr heterogen. Neben Experten, Berufstätigen sowie Hochschul-Lehrenden verschiedener Fachrichtungen wie Technik, Medizin und Ökonomie gehörten auch Oberstufenschüler, Studierende und Rentner dazu.

Was macht KI?

Zunächst führte Gastreferent Dipl.-Ing. Dieter Carbon grundlegend ins Thema KI ein. Der Leiter des Arbeitskreises Internet-Sicherheit im VDI-Bezirksverein Rheingau (Hessen) erläuterte, dass KI auf vorhandene Daten, Software und Hardware aufbaut. Zurzeit herrsche noch „schwache“ KI vor, also Software-Systeme mit Algorithmen für begrenzte Aufgaben und Funktionen. Beispiele dafür sind Sprach- und Bilderkennungssysteme oder Empfehlungsalgorithmen auf Online-Plattformen. Sogenannte starke KI zielt auf allgemeine kognitive Fähigkeiten ab, die der menschlichen Intelligenz ähneln. Im Vordergrund steht dabei die Problemlösungsfähigkeit. Diese Systeme sind bislang noch nicht vollständig realisiert und eher hypothetisch. „Wichtiger als die Fähigkeit, ein Problem zu lösen, ist die Absicht, die damit verfolgt wird“, betont Diether Carbon. 

Das Phänomen Künstliche Intelligenz ist nicht so neu wie es erscheinen mag aufgrund des Hypes von ChatGPT in den vergangenen zwei Jahren. Aber schon seit den 1940er-Jahren wurde darüber nachgedacht, heute sind solche Anwendungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Wobei: Die KI-Lösungen sind nicht ohne Fehler, denn KI arbeitet hauptsächlich mit Korrelationen und zwar nicht nur mit echten Zusammenhängen, sondern auch mit scheinbaren. Ob tatsächlich Kausalitäten vorliegen, hängt jeweils von der Datenqualität ab und kann im Zweifel nur von Menschen entschieden werden.

Unterschiedliche Einsatzbereiche

Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden in vier Arbeitsgruppen über Anwendungsmöglichkeiten von KI. 

Eine Gruppe analysierte, wie KI die Nachhaltigkeit fördern kann. KI unterstützt zum Beispiel den Umweltschutz, indem aus Entwicklungen in der Natur bestimmte Muster abgeleitet werden, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Aber wie nachhaltig ist KI selbst dabei? Die Systeme müssten weniger Energie verbrauchen und CO2 freisetzen, als durch ihren Einsatz eingespart wird. Ebenso sollten durch KI die Prozesse in der Produktion effizienter werden und somit Ressourcen schonen. Ein weiterer Aspekt sind KI-gestützte Vorhersagen von Naturkatastrophen. Durch eine wirksame Früherkennung könnten die Folgen für Menschen und Umwelt abgemildert werden. 

Die Arbeitsgruppe Bildung befasste sich damit, welche Aufgaben beispielsweise Chat GPT in der Bildung übernehmen und diese fördern kann. Dadurch stellte sich die Frage, inwieweit sich Bildungsziele verändern und welche Fähigkeiten künftig im Vordergrund stehen. Weiterhin gab es Überlegungen, ob KI zukünftig vermehrt einfache Aufgaben und Routinen erledigen könne, um damit bestimmte Berufsgruppen für komplexere Aufgaben zu entlasten. Außerdem dachten die Gruppenmitglieder darüber nach, ob unterschiedliche Fachexperten mit Hilfe von KI untereinander besser kommunizieren.

Wie KI die Wehrtechnik beeinflusst, war Thema einer weiteren Gruppe. Der Befund ist erschreckend mit Blick darauf, was bereits heute möglich ist, beispielsweise beim Einsatz von autonomen Drohnen. Wünschenswert wäre eine Regulierung solcher Technik. Das erscheint momentan aber unrealistisch, denn solange sich einzelne Konfliktparteien militärische Vorteile durch KI versprechen, werden sie sich nicht einschränken lassen. Armeen verzichten sicher auch nicht einseitig auf die Weiterentwicklung autonomer Waffensysteme. 

Die vierte Gruppe widmete sich KI-Unterstützung in der Medizin. Ein wichtiger Einsatzbereich ist die Diagnostik. Durch große Datenmengen werden Diagnosen sicherer und schneller möglich, außerdem sind Langzeitstudien einfacher zu realisieren. Probleme resultieren dann, wenn nicht sicher überprüfbar ist, wie seriös genutzte Datenquellen sind oder wenn KI-gestützte Systeme Daten falsch interpretieren. Die Beurteilung durch Menschen bleibt wohl weiter unerlässlich. Skeptisch beurteilten die Teilnehmenden die Idee, KI-gestützte Roboter könnten einfache Operationen durchführen. Viele Patienten würden das wahrscheinlich ablehnen. 

Fazit und Ausblick

In der abschließenden Diskussion stimmten die Teilnehmenden überein, dass für die Weiterentwicklung und Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz entscheidend ist, dass die Systeme wirksam Fehlinformationen vermeiden. Der Einsatz vollautomatisierter Systeme birgt deshalb noch viele Risiken. Solange sollten finale Entscheidungen möglichst noch von Menschen getroffen werden.
Als wichtige Frage blieb offen, wie sich die Energiebilanz von KI entwickelt. Noch ist der Energiebedarf für viele Anwendungen hoch, denn zum Teil kommt energieintensive Blockchain-Technologie zum Einsatz. Und das Trainieren der Systeme ist zurzeit mit hohem Energieverbrauch verbunden. 

Eine Chance für KI sahen die Teilnehmenden darin, den Fachkräftemangel zu lindern. Dies könnte einerseits durch weitere Prozessautomatisierungen erfolgen, andererseits durch KI-unterstützte Lehre und Ausbildung.

Wichtig ist auch, KI-Systeme zu dezentralisieren, um den Datenschutz zu fördern. Dezentral bedeutet in diesem Fall, vermehrt lokale Systeme einzusetzen, aber auch Speichereinheiten in Regionen zu vermeiden, in denen der Datenschutz geringere Bedeutung hat. Ebenso gilt es, Fortschritte bei der Regulierung von KI zu erzielen. Die UN und die OECD verfolgen bereits gemeinsame Initiativen für internationale Regulierungsabkommen. Die Erfolgsaussichten dafür sind jedoch ungewiss.

Der VDI-Ruhrbezirksverein bleibt an Themen rund um KI dran. Als nächstes ist im ersten Quartal 2024 eine Veranstaltung geplant, bei der es um die technische Umsetzung von KI geht.

Text und Bilder: Robert Helmin

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