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Warum setzen wir uns als Ingenieurinnen und Ingenieure für eine zirkuläre Wertschöpfung ein? Wie engagieren wir uns und was machen wir?

Warum?

WIR sind überzeugt, einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort OWL mit circular economy weiterzuentwickeln.

Wir erschließen zusätzliche Qualitätspotenziale für Produkte und Dienstleistungen, in dem wir über die Effizienz hinaus positive Effekte für Mensch und Natur und Wirtschaft erzielen.  

Effektive Qualität bedeutet für die …

Menschen: ein gesundes Lebens- und Arbeitsumfeld mit gesunden Produkten, soziale, globale Gerechtigkeit (Faire Lohngefüge), Bildung: Verantwortung und Kompetenz für das Handeln in den planetaren Grenzen.

Natur: eine positive CO₂ Bilanz (mehr CO₂ binden als ausstoßen), Verbesserung der Wasserqualität (das genutzte Wasser der Betriebe hat Trinkwasserqualität), Naturschutz durch Ressourcenerhalt und Artenvielfalt, Vermeidung von Müll

Wirtschaft: den Erhalt von einmal eingesetzten Rohstoffen, Unabhängigkeit von den schwankenden Rohstoffpreisen, Nutzung verschiedener Lieferketten, stärkere Kundenbindung und Optimierungspotenziale der Produkte durch serviceorientierte Geschäftsmodelle

Wie?

WIR stellen die Prozesse des Wegwerfens produzierter Güter in Frage und setzen auf eine circular economy.

Wir als Ingenieurinnen und Ingenieure gestalten unsere hochwertigen Produkte so, dass die einzelnen Komponenten ersetzbar und instandsetzbar sind.

Nach dem Ende einer Nutzung kann das Produkt für einen neuen Prozess umgerüstet und weiterverwendet werden. Wenn die weitere Nutzung nicht mehr wirtschaftlich ist, kann das Produkt sortenrein zerlegt und die einzelnen Stoffe dem Produktzyklus wieder zugeführt werden – Wir können das machen!  

Was?

WIR entwickeln Handlungskorridore in Produktion, Handel und Anwendung

...sodass sich die Circular economy durchsetzt und weiterentwickelt.

Dazu unterstützen wir Menschen in Unternehmen, Kommunen, Institutionen und Hochschulen mit professioneller Vernetzung, um Know How zu generieren und zu transferieren. Aus den Impulsen der Akteure entwickeln wir Erkenntnisse in gemeinschaftlichen Fachforen, Learning Groups, Fachvorträge, Hackathons, Betriebsführungen, Workshops.

INITIIEREN – EMPOWERN – VERNETZEN

Der VDI OWL als Impulsgeber für die Transformation zu einer Circular Economy

Im Vortrag auf dem ITES-Kongress (Institut für Technisch Energie-Systeme) zeigt Friederike David, Leiterin der VDI-OWL-Geschäftsstelle, auf, wie sich die Rolle des VDI Verein Deutscher Ingenieure (Ostwestfalen-Lippe) bei der Entwicklung und Umsetzung zirkulärer Ansätze gestaltet hat.- Der VDI versteht sich dabei als Netzwerk von Ingenieur*innen, die sich in Unternehmen, Kommunen, an Hochschulen und in der Zivilgesellschaft aktiv für zirkuläre Wertschöpfung einsetzen. Nicht zuletzt hat der VDI OWL als Konsortialpartner innerhalb der Initiative „Circular Economy“ zusammen mit regionalen Partnern zum Capacity-Building aktiv beigetragen. Dabei übernimmt der bundesweite VDI e.V. auch als Richtliniengeber eine wichtige Funktion und hat – zusammen mit dem DIN und DKE – die Normungs-Roadmap zur Zirkulären Wertschöpfung entwickelt.

Das Institut der Hochschule Bielefeld (HSBI) hatte im September 2023 zum Thema „ Nachhaltigkeit in der Energieversorgung“ eingeladen. Einer der Themenschwerpunkte befasste sich mit der Notwendigkeit der Transformation zu einer Circular Economy.

Vision und Mission unserer Mitglieder, Kooperationspartnerinnen und -Partner

Wann begann das Thema Ressourceneffizienz für Sie eine Rolle zu spielen und warum?

Als Produktionsunternehmen war es für uns schon immer wichtig, mit den vorhandenen Ressourcen (Energie, Wasser, Rohstoffe, aber auch Maschinen und Technologie) so effizient wie möglich zu agieren. Als konzerngebundenes Unternehmen kam neben diesem Eigenantrieb noch die Vergleichbarkeit zwischen den Standorten hinzu.

Bereits vor etwa zehn bis zwölf Jahren haben wir diesen Ansatz auf unsere Kunden und Lieferanten ausgedehnt und angefangen, z.B. nicht mehr marktgängige Produkte zu retournieren, zu entpacken und zu 100 Prozent zu recyceln. Weiterhin haben wir in enger Zusammenarbeit mit einem bedeutenden Mineralölunternehmen hocheffiziente Hydrauliköle eingesetzt und die Standzeiten um den Faktor 6 verbessern können. Als erstes Spritzgießunternehmen in der EU.      

In den Jahren ab 2015 haben wir im Zuge von Marktveränderungen und zurückgehender Nachfrage nach unseren Produkten die Kapazitäten anpassen müssen und Standorte geschlossen. In diesem Zusammenhang wurde mir sehr deutlich bewusst, wie wenig Wertschätzung vorhandene, gut erhaltene, aber gebrauchte Ressourcen im Markt erfahren und deshalb in der Entsorgung landeten.
Diese Erfahrung hat bei mir einen grundlegenden Wandel in der Einstellung hervorgerufen und ich begann, mich intensiv mit dem Ressourcenschutz, der Kreislaufwirtschaft und dem Wiedereinsatz von Wertstoffen (Circular Economy) zu beschäftigen. Mit Kunststoff kenne ich mich bestens aus, deshalb war schnell klar, wo mein Fokus liegen würde.

 

Bevor wir auf die Kreislaufwirtschaft und unser gemeinsames Ressourceneffizienz-Projekt eingehen, warum gerade Kunststoff? Plastik hat heute ja nicht gerade den besten Ruf.

Genau darum geht es. Allein der umgangssprachliche Begriff „Plastik“ zeigt schon, dass Kunststoff ein echtes Imageproblem hat. Mir geht es darum, dass die Öffentlichkeit den Wert dieser Ressource begreift und sie sinnvoll einsetzt. Denn Kunststoff lässt sich sehr energieeffizient bearbeiten, mit einem deutlich geringeren Energieeintrag als Papier, hat wenig Gewicht und ist vielseitig einsetzbar.

Haben wir ein Abfallproblem und produzieren wir zu viel Plastik, was eine Gefahr für unsere Umwelt darstellt? Das steht außer Frage! Die Menge und die niedrigen Recyclingquoten sind eindeutig Themen, die wir als Gesellschaft angehen müssen. Allein der „Grüne Punkt“ recycelt in einer seiner Anlagen nach eigenen Angaben pro Jahr rund 50.000 Tonnen Kunststoff. Das ist an sich schon ein Problem, viel schlimmer ist aber, dass gut die Hälfte davon nicht wiedereingesetzt werden kann und thermisch verwertet wird. Ursache hierfür sind Verunreinigungen, Nichtsortierbarkeit (trivial, aber passiert noch immer: Aludeckel wird nicht vom Joghurtbecher entfernt), Mehrschichtfolien und Fehlwürfe (alles, was nicht in die Gelbe Tonne darf).

Hier ist noch sehr viel „Luft nach oben“. Und der Konsument kann durch seine Kaufentscheidungen und richtiges Entsorgungsverhalten einen erheblichen Einfluss ausüben.

 

Warum ist die Recyclingquote denn so gering?

Mangelnde Reinheit – die drei wichtigsten Regeln des Recyclings heißen Sortieren, Sortieren und Sortieren. Nur so kann der Stoff recycelt werden und behält seine Wertigkeit. Bei den Metallen ist das schon gang und gäbe. Kunststoff gilt bei vielen aber immer noch als minderwertiges Produkt. Natürlich gibt es auch positive Beispiele, bei denen Abfälle einen Wert haben. So werden beim Pfandflaschensystem schon ca. 90 Prozent recycelt. Aber das Potenzial bei den anderen Kunststoffen ist noch riesig. Und nicht alles, was werbewirksam angepriesen wird, ist auch sinnvoll. Wenn der Kunststoff PET zu Kleidung verarbeitet wird, ist das streng genommen Downcycling, weil die Qualität geringer und die Recyclingschleife kürzer ist. Wenn wir schon ein Material wie PET haben, das für den Foodbereich geeignet ist, warum es nicht auch dort wieder einsetzen, also in einem Upcycling-Strom halten. Das gelingt nur durch gute Sortierung und Reinhaltung und anschließende Aufbereitung.

 

Was verbirgt sich hinter der Circular Economy und warum sind Sie ein so starker Verfechter?

Bei der Kreislaufwirtschaft oder zirkulären Wirtschaft geht es darum, Abfall und Emissionen zu verringern, indem wir Energie und Ressourcen effizient nutzen, Wert- und Rohstoffe erhalten und diese einem erneuten Verwendungszweck zuführen. Der Reststoff eines Prozesses ist der Rohstoff für einen weiteren Prozess. Wie groß die Bedeutung für den Umwelt- und Klimaschutz ist, zeigt nicht zuletzt der European Green Deal, in dem die kreislauforientierte Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt.

Abfall als Wertstoff im gesamten Materialkreislauf zu begreifen, ist einer der Kernpunkte. Und dabei geht es um drei Prinzipien: Reduce, Reuse und Recycle. An erster Stelle steht natürlich, den Einsatz von Materialien zu reduzieren (Reduce). Bleiben wir beim Kunststoff und der Sicht eines Produzenten, so wäre ein einfaches Beispiel, die Wandstärke von Verpackungsbeuteln zu verringern. Reuse bedeutet, eine möglichst lange Nutzungsphase zu ermöglichen. Hier gilt: Mehrweg ist besser als Einweg. Erst dann sollte das Recycling folgen, bei dem das Material für einen neuen Zweck aufbereitet wird.

Und es ist auch aufmerksames Konsumentenverhalten gefragt. Auch wenn man häufig ein anderes Gefühl hat, JEDER kann einen Teil dazu beitragen. Bewusst konsumieren, Einwegplastik vermeiden, richtig trennen und entsorgen – damit ist schon viel erreicht.

 

Was heißt das für ein Industrieunternehmen wie WAGO?

Da beginnt es schon beim Einsatz der Kunststoffe: Welche setze ich ein? Kann ich die Vielfalt reduzieren oder komplexe Materialrezepte vereinfachen? Dazu gehört aber auch eine bewusste Entscheidung, nachhaltig zu wirtschaften. Denn es ist kurzfristig nicht immer der kostengünstigste Weg, verantwortungsvoll mit Wertstoffen umzugehen. Eine Sortierung, Reinigung, richtige Lagerhaltung etc. von „Abfall“ ist aufwendig und braucht eine Entscheidung, für die WAGO mit der Verankerung von Nachhaltigkeit in seiner Strategie schon einen Anknüpfungspunkt geschaffen und Verantwortung bewiesen hat.

Darüber hinaus sollten sich Unternehmen schon heute für die kommenden Anforderungen fit machen. Als international tätiges Unternehmen hat man sicherlich nicht an jedem Standort die gleichen Möglichkeiten, aber wenn man die Strukturen vor Ort beachtet, lässt sich überall etwas möglich machen. Unternehmen sollten die Themen angehen, die sie selbst unter Kontrolle haben, und sich im nächsten Schritt die richtigen Partner suchen. Ein Beispiel sind Container für verschiedene Kunststoffarten und die richtigen Recyclingpartner und Entsorgungsunternehmen. Auch Kooperationen mit anderen Unternehmen sind möglich. Das Stichwort ist hier „Verwertung statt Entsorgung“. Was ein Unternehmen nicht mehr nutzt, kann für ein anderes noch interessant sein.

Darüber hinaus ist der regelmäßige Austausch, die offene Kommunikation zwischen Standorten und auch über die Unternehmensgrenzen hinweg extrem wichtig. Nur in den seltensten Fällen muss etwas neu erfunden werden – und gemeinsam finden sich zumeist Lösungen. Auch diesen Ansatz verfolgen wir mit unserem Projekt.

 

Wie kam die Zusammenarbeit mit WAGO zustande und an welchem Projekt arbeiten Sie gerade?

Durch meine Zusammenarbeit mit der Effizienz-Agentur NRW und eine Veranstaltung mit Cirquality OWL entstand der erste Kontakt zu WAGO. Aktuell beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit dem PBT-Kunststoff, aus dem die orangen Hebel an unseren Verbindungsklemmen bestehen. Der Auslöser dafür war, dass sich die Entsorgungswege für dieses hochwertige Material zunehmend schwierig gestalten und es sich im Lager anhäufte.

Hierbei handelt es sich um ein sehr hochwertiges Material mit einer sehr aufwendigen Herstellung, sensiblen Vorbehandlung und Verarbeitung. Die Einsatzgebiete für diesen Werkstoff sind begrenzt, eine weitere Verwendung als Rezyklat ist schwierig und die Materialkosten sind hoch.

Durch den Wiedereinsatz dieses Regenerats wurden im Jahr 2019 im Durchschnitt bereits 15 Prozent an Neuware eingespart. Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen WAGO und Lieferanten sowie erfolgreicher Tests, Prüfungen und Genehmigungen konnte dieser Wert im laufenden Jahr bereits auf durchschnittlich 30 Prozent Einsparung optimiert werden.

Aktuell arbeiten wir sehr erfolgreich am konstanten Einsatz von 40 Prozent Regenerat und einer weiteren Reduzierung des Angussverlustes – im Idealfall hin zu „null“.  

Nur zur Verdeutlichung: Ein Prozent weniger Neuware bedeutet am Standort Sondershausen z.°B. eine Einsparung von 30.000 Euro pro Jahr bei aktuellem Materialeinsatz.

Das gelingt durch die Regranulierung im Extruder, was bei diesem hochtechnischen Kunststoff sehr herausfordernd ist. Auch hier geht es wieder darum: Der „Abfall“ muss genauso behandelt werden wie der eigentliche Wertstoff, d.°h. reinhalten, trennen, sicher lagern, Verunreinigungen eliminieren. Nur dann ist eine Regranulierung im Extruder möglich. Außerdem betrachten wir mögliche Optimierungen der Werkzeuge, um den Angussanteil zu reduzieren, wie auch nachgelagerte Recyclingprozesse des PBT-Abfalls.

 

Welche Trends sehen Sie für die Zukunft?

Was wir heute schon feststellen, ist eine deutlich höhere Sensibilisierung in der Gesellschaft für die Themen Abfallvermeidung und effiziente Ressourcennutzung. Das wirkt sich auch auf die Unternehmen aus, die verantwortungsvoller handeln wollen und dafür auch zu neuen Partnerschaften bereit sind. Nachhaltiges Wirtschaften ist heute ein wichtiger positiver Imagefaktor. Die Konsumenten sind bereit, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen. Das habe ich auch u.°a. mit dem Unternehmen Wildplastic feststellen können.  

Mit Wildplastic sind wir weltweit aktiv, um Plastik aus der Umwelt zu sammeln, dem Rohstoff einen Wert zu geben und es einem neuen Zweck zuzuführen. Zunächst sind das unsere Müllbeutel, die eine sehr hohe Akzeptanz erfahren. Wir haben aber auch spannende Projekte mit Konzernen und so etwa bereits Versandtaschen aus Umweltplastik realisiert.

Dieses Engagement erfährt ein ungeheuer positives Feedback – und aktuell zählen wir sogar zu den Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie „Design“ – also Daumen drücken!

Politisch gesehen sind das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz und der European Green Deal wichtige Signale, die zukünftig für deutlich höhere Recyclingquoten sorgen werden. Das trifft sicherlich zuerst eher den Konsum- und Verpackungssektor, aber nicht nur kunststoffverarbeitende Unternehmen werden sich generell stärker auf nachhaltigere Produkte fokussieren müssen – sei es bei Materialeinsatz, der Langlebigkeit oder Recyclingfähigkeit sowie der CO2-Bilanz. WAGO kann hier auf seine Expertise zurückgreifen und weitere wichtige Schritte in Richtung Zirkularität gehen.

 

Haben Sie noch einen Appell zum Schluss?

Wichtig ist es, dass wir einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft erreichen. Jeder Einzelne kann etwas erreichen, wenn er dazu bereit ist! Und darf sich nicht von Negativbeispielen beeinflussen lassen. Grundsätzlich sollten wir alle schauen, wie wir Abfall vermeiden und die Wiederverwendbarkeit erhöhen können. Dabei müssen wir zirkulär denken, Abfall als Wertstoff, das Produkt als temporären Verwendungszweck eines Rohstoffs begreifen und ihn auch so behandeln – so wie es in der Metallindustrie schon seit Jahrzehnten gelebte Praxis ist. 

 


 

Das Interview führte Tina Nolting durch, Corporate Communication, WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG 

Inhaltliche Ansprechpartnerin: Nadine Schiller, CSR & Environmental Management, WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG

Als einer der weltweit führenden Automobilzulieferer engagiert sich ZF bereits seit mehreren Jahrzehnten im Bereich Remanufacturing. Am Standort Bielefeld beschäftigen sich über 200 Mitarbeiter mit der Aufarbeitung von Antriebstrangkomponenten wie Kupplungen, Drehmomentwandler und Ausrücksystemen. Eine zirkuläre Wertschöpfung kann nur dann erfolgreich betrieben werden, wenn ein funktionierendes Rückführsystem für Altteile etabliert ist. Schon bei der Entwicklung eines Produktes wird bei ZF an die Wiederverwendung gedacht. Design for Remanufacturing ist eine wichtige Grundlage für eine zirkuläre Wertschöpfung nach dem Cradle to Cradle Prinzip und damit für einen Produktkreislauf mit Zukunft.

Der VDI OWL ist für uns ein innovativer Impulsgeber im Bereich der zirkulären Wertschöpfung. Wir Ingenieure haben die Aufgabe, zusammen mit dem VDI OWL als starken Partner und als Netzwerkplattform, das Thema Zirkuläre Wertschöpfung weiter voranzutreiben.

Jörg Witthöft, Standortleiter; Gerd Bobermin, Meister Wandlerfertigung & Kleinserie; Thorsten Krug, Leiter Prozessmanagement, ZF Freidrichshafen AG

Meine Motivation für die Gründung eines Unternehmens zur Verlängerung des Lebenszyklus von Materialien beruht auf einer Reihe von Erfahrungen und persönlichen Erlebnissen. Da ich gerne in Länder reise, in welchen deutlich geringere Lebensstandards gelten als in Deutschland, wurde mir immer wieder deutlich vor Augen geführt, in welchem Überfluss wir hier leben. Leider gehören zu unserer Konsumgesellschaft auch eine Menge Abfälle, die unter dem schönen Namen Recycling entsorgt und schließlich weiterverarbeitet werden. Die Umweltauswirkungen der Recyclingprozesse werden dabei gerne außer Acht gelassen.

Unser Paderborner Start-Up ReUse and Trade soll genau hier ansetzen und Unternehmen die Möglichkeit bieten, Materialien noch einmal zu handeln, die zu schade zum Wegwerfen sind. Durch die Wiederverwendung von Materialien anstelle einer Entsorgung oder eines Recyclings werden deren Lebenszyklen verlängert. Vermeintliche Abfälle bleiben somit werthaltige Materialien, die unmittelbar wiederverwendet werden können. Zudem ist der Verkauf deutlich lukrativer für Unternehmen als der herkömmliche Entsorgungsweg.

Katharina Dombrowski, Geschäftsführung, ReUse and Trade GmbH 

 

Unser Unternehmen

JAB ANSTOETZ ist ein familiengeführter Textilverlag und steht für hochwertige Textilkreationen. Zu den fein aufeinander abgestimmten Wohnstoffen gehören nicht nur eine riesige Palette traumhaft schöner Dekorations- und Polsterstoffe, sondern auch Rollos, Plissees und Flächenvorhänge für den innenliegenden Sonnenschutz sowie eine kleine Kollektion von Tapeten. Als stilvolles Pendant zum Stoffsortiment stehen Teppiche, Teppichböden und Design-Bodenbeläge in ausgewählt hohen Qualitäten zur Wahl. Komplettiert wird das stimmige Angebot durch sorgfältig von Hand gefertigte Polstermöbel der Bielefelder Werkstätten und ipdesign.

Unsere Motivation

Unsere Unternehmensgruppe steht seit Beginn des Bestehens für Innovation, höchste Qualität und Nachhaltigkeit in der Welt der Funktions- und Dekorationstextilien. Unser Ziel ist es, neben kurz- und mittelfristigen Maßnahmen auch langfristige Veränderungs-prozesse anzugehen und umzusetzen. Damit möchten wir Veränderungen in der Textilbranche anstoßen und mit voller Kraft vorantreiben. Mit climatex® haben wir ein erstes Cradle-to-Cradle zertifiziertes Produkt in unserer Kollektion. Dass aus unserer neuesten Produktlinie „NatureProtect“, gefertigt in OceanSafeTM Technologie, Nährstoffe für zukünftige Generationen entstehen, setzt unseren Nachhaltigkeitsanspruch am konsequentesten um.

Unser Weg

Bei der Produktion und Verarbeitung von Stoffen, werden Garne verwendet, die aus unterschiedlichen Materialien hergestellt werden. Die produzierten und verwendeten Rohstoffe / Materialien können aber in der Regel nach der Verwendung nicht mehr genutzt werden. Der Produktionskreislauf würde hier enden.

Um hier einen Schritt weiterzugehen und nachhaltige Stoffe zu vertreiben, kommen nun zusätzlich zu langlebigen und qualitativ hochwertigen Produkten, auch Produkte ins Sortiment, die komplett schadstofffrei oder / und in den Kreislauf nach Cradle-to-Cradle zurückgeführt werden können. C2C ist der Ansatz für eine durchgängige und konsequent durchgeführte Kreislaufwirtschaft. Die Produktion ist demnach möglichst schonend für Natur und Klima. Dabei steht nicht nur der erste Nutzen des Produktes im Mittelpunkt, sondern auch die Verwendung der Rohstoffe nach der Nutzung. Die kostbaren Rohstoffe werden also nicht verschwendet, sondern auch wieder verwendet. Eine umweltfreundliche Produktion und die Nutzung von erneuerbaren Energien werden hier mit einbezogen. Es entsteht also ein Kreislaufdenken.

Bezugstoff-Kollektion climatex®

Mit seiner innovativen Technologie und vollständig kreislauffähigen Materialien setzen die climatex® Möbelbezüge neue Maßstäbe. Unsere climatex® Bezugstoffe können zu 100 Prozent sortenrein getrennt und wiederverwendet werden. Ihre Nachhaltigkeit ist zertifiziert durch Ökotex und Cradle-to-Cradle-Zertifikat. Naturfasern werden kompostiert, Kunstfasern werden komplett recycelt. Die climatex® Produktion in Deutschland übernimmt konsequent die Verantwortung für die Nutzungsqualitäten seiner Produkte, für die sozialen Zusammenhänge der Produktion sowie für die Umwelt. Diese Verpflichtung greift grundsätzlich ein in alle Unternehmensprozesse sowie in die Partnerschaften mit Kunden und Lieferanten.

Dekostoff-Kollektion Nature Protect hergestellt in OceanSafeTM Technologie

OceanSafeTM ist mehr als ein Qualitätssiegel für nachhaltige Produktion und Produkte. OceanSafeTM steht für einen Paradigmenwechsel, den wir als JAB ANSTOETZ Group als erste Unternehmen in unserer Branche vollziehen und damit Dekorationsstoffe vertreiben, die dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft entsprechen. Die Dekorations-stoffe bestehen aus zwei Elementen: zum einen aus Bio-Baumwolle und zum anderen aus einer reinen Synthetik-Faser. Beide Fasern sind zu 100% kompostierbar. Somit lassen sich die Stoffe rückstandsfrei in den biologischen Kreislauf zurückführen – demnach erzeugen bzw. enthalten diese keine Schadstoffe, die umweltbelastend sind. Die zurückgenommenen Produkte werden durch Industrie-Kompostierung in natürliche Stoffe verwandelt: Biogas & Nährstoffe. Daraus entsteht eine gelebte Kreislaufwirtschaft: Das Cradle-to-Cradle Prinzip. Im Jahr 2021 ist die OceanSafeTM Technologie mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design ausgezeichnet worden.

Die Stolpersteine

climatex®

Für die sortenreine Trennung der climatex® Stoffe ist ein Verarbeitungsprozess erforderlich, der eine Verunreinigung des Materials ausschließt. Große Herausforderung hier: Komponenten finden, die dem C2C-Anspruch entsprechen.
 

NaturProtect hergestellt in OceanSafeTM Technologie

Um ein komplettes C2C-Endprodukt zu erhalten müssen die Stoffe der NatureProtect-Kollektion mit speziellen Garnen und Bändern verarbeitet werden. Die Verarbeitung der Stoffe erforderte die Umstellung des Nähateliers und die Zertifizierung der Verarbeitungsschritte nach Cradle-to-Cradle. Damit einher geht die technische Aufrüstung neuer Arbeitsplätze, auf denen nur NatureProtect-Stoffe verarbeitet werden.

 

Eine weitere Herausforderung liegt in der Verinnerlichung des Rückgabeprozesses für beide Produkte, der über den Verarbeiter zu uns erfolgen muss.
 

Was möchten wir anderen mitgeben?

Setzen Sie sich mit dem Nachhaltigkeitsbereich verstärkt auseinandersetzen. Suchen Sie sich Partner, die bei der Erreichung von Klimazielen unterstützen und einen anderen Blick auf das eigene Geschäftsmodell haben als Sie selbst. Bringen Sie ich in Netzwerke ein und profitieren Sie von Netzwerken durch die Erfahrung anderer. Beginnen Sie mit einem Projekt und nehmen Sie dann nach und nach die verschiedenen Bereiche unter die Lupe.

Unsere Empfehlungen an die Politik

Klare und erfüllbare Ziele formulieren, eine umfassende Information und Sensibilisierung sowohl der Wirtschaft als auch der breiten Öffentlichkeit.


Das Gespräch führten Martin Stukenkemper, Leiter Unternehmenskommunikation JAB ANSTOETZ KG, Bielefeld und Friederike David VDI OWL e.V., April 2021. Ein Best Practice Beispiel im Rahmen von CirQuality OWL. – Lesen Sie dazu auch „PET-Flaschen-Teppich und cradle-to-cradle-Polsterstoffe“

Die Ressourcen der Erde sind endlich - dieses sollte sich in unserem Handeln widerspiegeln.
Ein Weg ist der des Verzichtes oder wir verändern unsere Wirtschaftsweise vollkommen.
Die Prinzipien des zirkulären Wirtschaftens hat einen umfassenden Blick auf den Lebenszyklus eines Produktes/Dienstleistung. Diese sind die Möglichkeit, viele Themen wie Klimawandel, endliche Ressourcen sowie soziale Themen mit einem umfassenden Blick zu erfassen und Lösungen zu erarbeiten.

Heike Wulf, Leiterin des Netzwerkes "Frauen im Ingeniuerberuf", VDI OWL

Das zirkuläre Wirtschaften im Sinne einer Circular Economy schaut vom Produkt ausgehend auf den Nutzungskreislauf. Dabei gilt es, sowohl Rohstoffe als auch Produkte so lange wie möglich in der technischen Nutzung und somit im Wirtschaftsprozess zu halten. Um die Kreislaufführung von Ressourcen zu verbessern, gilt es nachhaltige Geschäftsmodelle, Verfahren, Prozesse und Produkte zu entwickeln. Die Effizienz-Agentur NRW unterstützt produzierende Unternehmen in Nordrhein-Westfalen auf diesem Weg mit ihrem Beratungsangebot im Themenfeld Ressourceneffizienz.

Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW

 

Um ressourcenschonender zu wirtschaften, müssen wir zukünftig mehr in ganzheitlichen Kreisläufen denken. Die Prinzipien des zirkulären Wirtschaftens ermöglichen uns einen umfassenden Blick auf den Lebenszykus eines Produktes und befähigen uns, zukünftig sowohl Rohstoffe als auch Produkte so lange wie möglich in der technischen Nutzung und somit im Wirtschaftsprozess zu halten – zum Nutzen unserer Wirtschaft, Gesellschaft und der Umwelt.

Die Ressourcen der Erde sind endlich – diese Erkenntnis sollte sich auch in unserem Handeln widerspiegeln.

Heike Wulf, Beraterin bei der Effizienz Agentur NRW, Büro Bielefeld

Wir reisen auf einem großen Raumschiff durch das Weltall. Wenn ich nachts in den Sternenhimmel schaue, wird mir wieder bewusst, wie klein und unbedeutend ich in dem großen Ganzen bin und wie viele Rätsel es noch zu lösen und Geheimnisse zu entdecken gibt. Aber auch was für ein glücklicher Zufall es ist, dass ich gerade jetzt auf diesem wunderschönen Raumschiff Erde unterwegs sein darf. Mit meinem Handeln kann ich dazu beitragen, dass es hier auch schön bleibt. Mit jeder Tomate aus der Region, die ich ohne Verpackung kaufe, mit jedem Erwerb eines fair hergestellten Kleidungsstücks, mit jeder Reparatur meiner Geräte, mit jedem Gespräch über zirkuläre Wertschöpfung, … bin ich ein kleines Zahnrädchen, was sich in die richtige Richtung dreht und es uns Menschen hoffentlich noch lange ermöglicht mit dem Raumschiff Erde das Universum zu erkunden.

Fabian Schoden Vorstand VDI OWL/Social Media

Ostwestfalen-Lippe ist Netzwerkregion! In Branchen- und Innovationsnetzwerken zeigen Wirtschaft und Wissenschaft seit 20 Jahren, dass sie gemeinsam viel erreichen können, wenn alle über die eigenen Grenzen hinaus denken. Damit hat OWL ideale Voraussetzungen, das Thema zirkuläre Wertschöpfung voranzutreiben. Denn für die „Circular Economy“ stellt die Zusammenarbeit der Akteure eine Herausforderung dar: Es handelt sich um ein für alle Beteiligten gewinnbringendes Kooperationssystem, indem die Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenkommen. Aus der Perspektive eines Ingenieurs halte ich es für wesentlich, dass die Ingenieur*innen aus den Unternehmen für das Denken in Kreisläufen gewonnen werden. Der VDI Ostwestfalen-Lippe ist als erfolgreiches Ingenieurnetzwerk mit über 3.000 Mitgliedern (150.000 bundesweit) und verschiedenen Disziplinen Impulsgeber für Innovationen zur Umsetzung einer „Circular Economy“. Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld vernetzt und informiert die Wirtschaft. Wie die IHK zu den Unternehmen hat der VDI den kurzen Draht zu den Ingenieuren.

Uwe Lück, Referatsleiter, Technologie und Innovation, Hochschulbeauftragter, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld und Mitglied im VDI OWL e.V.

 

NRW-Fördermittel für den VDI OWL und seine Netzwerkpartner

Sie sichern den nächsten Schritt der „Zirkulären Wertschöpfung“ für die Region Ostwestfalen-Lippe

Wachsende Abfallberge, Ressourcenverschwendung, knappe Bauschuttdeponieräume, teure seltene Erden, die nach der Nutzung zu 99 Prozent verloren gehen – das wollen sich Ingenieurinnen und Ingenieure in Unternehmen im Bereich Maschinenbau, Energietechnik, Bauwirtschaft, Lebensmittel oder Gesundheitswirtschaft nicht länger erlauben. Ein zukunftsfester Produktions- und Wirtschaftsstandort ohne Schrott und Abfall ist ihre Vision für Ostwestfalen-Lippe (OWL). Das wird jetzt mit Landesmitteln gefördert.

Die vom VDI OWL und seinen Partnern angestoßene Initiative für zirkuläre Wertschöpfung wird nun für drei Jahre vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl vom Regierungsbezirk Detmold übergab jetzt dem Projektkonsortium „CirQuality OWL“ den Zuwendungsbescheid über knapp 1,2 Millionen Euro. Vorausgegangen war ein positiver Juryentscheid für die Ostwestfalen im Landeswettbewerb um die besten Konzepte aus NRW-Regionen. Thomann-Stahl betonte: „Je souveräner die heimischen Unternehmen ihre Leistungen vom Ressourcenverbrauch abkoppeln, desto größer wird ihr langfristiger Vorteil im nationalen und internationalen Wettbewerb sein.“

Friederike David, VDI OWL GeschäftsstelleVDI OWL/Katrin Biller

Friederike David, VDI OWL Geschäftsstelle

Hauptamtlich für "CirQualityOWL"
Klaus Meyer, Vorsitzender VDI OWLBild: VDI OWL/Nitschke-Fotografen

Klaus Meyer, Vorsitzender VDI OWL

Ansprechpartner im Ehrenamt
Prof. Dr.-Ing. Eva Schwenzfeier-HellkampVDI OWL/Nitschke Fotographen

Prof. Dr.-Ing. Eva Schwenzfeier-Hellkamp

Ansprechpartnerin im Ehrenamt