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Exzellenz der Ingenieurausbildung in Gefahr

Bild: CandyBox Images / Shutterstock.com

Die Zahl der Studiengänge an deutschen Hochschulen wächst und wächst. Das belegen aktuelle Daten des CHE gemeinnütziges Zentrum für Hochschulentwicklung. Kein Wunder also, dass sich das Studienangebot in allen Fächergruppen zunehmend diversifiziert. Gerade in den technisch-wissenschaftlichen Studiengängen sieht der VDI diese Entwicklung kritisch.

Zwar fällt der Anstieg der Zahl der Studiengänge im Ingenieurbereich zwischen 2014 und 2019 mit 9,5 % vergleichsweise moderat aus. Der VDI betrachtet den Trend dennoch mit Sorge. Denn die Ingenieurausbildung in Deutschland ist für ihre Exzellenz international bekannt und zeichnet sich gerade durch eine sehr fundierte und breite Grundausbildung im Bachelor aus.

Spezialisierung erschwert Übergang in den Arbeitsmarkt

Der VDI als Sprecher der Ingenieur*innen hat dies stets befürwortet und unterstützt. Das Ingenieurstudium legt den Grundstein für einen problemlosen Übergang in den Arbeitsmarkt. Es eröffnet den Absolventinnen und Absolventen nach wie vor sehr gute Entwicklungsperspektiven im Beruf.

Daher sollte eine weitere Spezialisierung auf einzelne fachliche Schwerpunkte aus Sicht des VDI erst nach dem Bachelor-Studium erfolgen – durch ein Master-Studium oder im Job selbst. Die verstärkte Spezialisierung der Bachelor-Studiengänge gefährdet die für den nahtlosen Berufseinstieg so wichtige, breite Grundausbildung.

Studienanfänger*innen können schon heute aus einer großen Anzahl von Ingenieurstudiengängen auswählen. Sie spezialisieren sich frühzeitig, was den Übergang in den Beruf erschwert. Denn Unternehmen brauchen vor allem breit aufgestellte „Allrounder“, die sich im Studium eine breite Wissensbasis aneignen konnten.

Zahl der Module sollte steigen und nicht die der Studiengänge

Nicht die Anzahl der Studiengänge sollte steigen, sondern die Modifizierung einzelner Module in den Ingenieurwissenschaften. Vor allem die Interdisziplinarität sollte bei der Entwicklung neuer Module im Vordergrund stehen. Die Hochschulen könnten den Absolvent*innen neben dem reinen Technik-Know-how stärker als bisher Kenntnisse vermitteln, die sie im Beruf direkt brauchen, etwa aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Marketing, Kommunikation und Finanzen.

Interdisziplinarität ist für Ingenieur*innen ein großer Wettbewerbsvorteil. Sie spielt vor allem beim Erdenken und Umsetzen von neuen Geschäftsmodellen eine zentrale Rolle. Nur so können Ingenieur*innen komplexe maßgeschneiderte Produkte und interdisziplinäre Systemlösungen voranbringen und erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt bestehen.

Redaktion: Thomas Kresser

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