Strategien und Maßnahmen für eine klimaangepasste Zukunft

Der Klimawandel ist und bleibt die größte Herausforderung unserer Zeit. Trotz aller Bemühungen, die globale Lufttemperaturzunahme auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wird es schwierig, das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.
Daher brauchen wir neben den Maßnahmen zum Klimaschutz auch erfolgreiche Strategien und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Darin besteht die zweite wichtige Säule der Klimapolitik, die umgangssprachlich als Klimaanpassung bezeichnet wird.
Die Herausforderung der Anpassung an den Klimawandel besteht darin, die Folgen des Klimawandels abzumildern und Schäden abzuwenden. Denn aus den Extremwetterereignisse als Folgen der globalen Erwärmung, wie Hitzewellen, Starkregen, Trockenheit und Dürre, ergibt sich schon jetzt zwingend Handlungsbedarf, um unsere Öko- und Sozialsysteme zu schützen.
Klimaschutz (Mitigation) → Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erderwärmung (z. B. durch Minderung der Treibhausgasemissionen)
Klimaanpassung (Adaptation) → Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
Klimaschutz und Klimaanpassung sind unabdingbar und einzeln betrachtet nicht ausreichend.
Stärkerer Fokus auf die Klimaanpassung
Nachdem wir uns in der Vergangenheit bereits mit Fragen des Klimaschutzes und der Energiewende beschäftigt haben, wollen wir uns in Zukunft auch verstärkt dem neuen VDI-Fokusthema „Herausforderung – Anpassung an den Klimawandel“ zuwenden.
Gemeinsam mit unserem multidisziplinären Netzwerk aus Expertinnen und Experten haben wir es uns zum Ziel gemacht, fachübergreifend Maßnahmen und Strategien für eine klimaangepasste Zukunft aufzuzeigen, technische Lösungen und Innovationen anzubieten, entsprechende Impulse an die Politik heranzutragen und letztendlich einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten.

Klimaschutz ist für uns alle eine wichtige Aufgabe, um für uns und die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu sichern. Klimaschutzmaßnahmen sind dringend erforderlich um dramatische Klimaänderungen zu verhindern. Gleichzeitig müssen wir uns auf Folgen des Klimawandels vorbereiten, die aus den bisherigen Treibhausgasemissionen resultieren. Im VDI wollen wir daher bestehende Standards klimaresilient weiterentwickeln, also Klimaschutz und Klimaänderung berücksichtigen, sowie neue Richtlinien zur Klimaanpassung zu initiieren.
Interessant. Aktuell. Informativ.
Veranstaltungen
DIN DKE VDI Klima-Frühstücksreihe Staffel 2
Deutschland befindet sich inmitten eines umfassenden Transformationsprozesses hin zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Sowohl das Erreichen der Klimaziele als auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels fordern ein rasches, bestimmtes und gleichzeitiges Handeln in vielen Sektoren und Lebensbereichen. DIN, DKE und VDI sind überzeugt, dass Normen und Standards hierzu einen wichtigen Beitrag leisten können.
Die Klima-Frühstücksreihe von DIN DKE und VDI legt einen besonderen Fokus auf bereits existierende Normen und Standards, die bereits heute zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung beitragen.
Wann: 8:00 – 8:50 Uhr
29.08. Carbon Neutrality & Net zero
12.09. Digitaler Produktpass und Materialdeklaration
26.09. EU-Taxonomie-Ziel „Anpassung an den Klimawandel“
10.10. Hitzeaktionspläne
Wo: kostenfreie, virtuelle Veranstaltung
Anmeldung: www.din-veranstaltungen.de (Login-Code: klimafrühstück23)
Workshop „Klimafolgenmonitoring“
Pflanzen, Insekten oder Vögel werden in Zeitreihenuntersuchungen als Indikatoren für Klimawandelwirkungen genutzt. Auch für lokale Klimawirkungen werden Indikatororganismen verwendet.
Im Workshop „Klimafolgenmonitoring“ im Rahmen des Workshops „Biomonitoring für die Zukunft – Wirkungen integrativ erfassen, bewerten und Handlungsempfehlungen ableiten“ werden aktuelle Methoden und Ergebnisse diskutiert, Schwächen und Stärken besprochen sowie potenzielle Auftraggebende und deren Bedarfe erfasst und damit auch Wege der Kommunikation, um in die Anwendung zu kommen, vorgestellt.
Wann: 12. Oktober 2023
Wo: Duisburg
Anmeldung: Biomonitoring für die Zukunft
Was können wir tun?
Natur. Luft. Vielfalt.

Unter grüner (Infra-)Struktur ist ein Netzwerk aus naturnahen Flächen und Grünflächen, geprägt durch Fauna und Flora sowie entsprechender Biodiversität, zu verstehen. Grüne Strukturelemente können beispielsweise einen wesentlichen Beitrag zur Minderung der Lufttemperatur in unmittelbarer Umgebung, Verbesserung der Luftqualität, als auch zur biologischen Vielfalt leisten. Damit trägt eine funktionierende grüne Infrastruktur mit ihren Ökosystemdienstleistungen konkret zur Anpassung an den Klimawandel sowie zum Wohl des Menschen als auch zur Sicherung von Lebensqualität bei.
Bestehende VDI-Aktivitäten:
- Richtlinie: VDI 3787 Blatt 11 „Umweltmeteorologische Bedeutung der grünen Infrastruktur in Städten“
- VDI-Blog: „Die grüne Lunge der Stadt“ (Tag des Parks 24.05.2021)
- Verbundprojekt BienABest
- Richtlinie: VDI 4340 Blatt 1 „Biodiversität; Standardisierte bestandsschonende Erfassung von Wildbienen-für ein Langzeitmonitoring“ (01.11.2021)
- Richtlinie: VDI 4340 Blatt 2 „Biodiversität; Etablierung von Wildbienenhabitaten in Ackerbaulandschaften“
Wasser. Schutz. Versorgung.

Unter blauer (Infra-)Struktur sind jegliche Arten von offensichtlich wassergeprägten Flächen und Elementen sowie auf den ersten Blick unsichtbaren Wasserelementen zur verstehen. Blaue Strukturelemente, beispielsweise Retentionsbecken, Hochwasser- und Überflutungsschutz, aber auch Trinkwasserinstallationen, leisten somit entsprechend einen wesentlichen und förderlichen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.
VDI-Aktivitäten:
- Richtlinie: VDI 3810 Blatt 2 „Betreiben und Instandhalten von gebäudetechnischen Anlagen; Sanitärtechnische Anlagen“
- Richtlinie: VDI 6023 Blatt 3 „Hygiene in Trinkwasser-Installationen; Betrieb und Instandhaltung“
- Richtlinie: VDI 2070 „Betriebswassermanagement für Gebäude und Liegenschaften“
- Richtlinie: VDI 6004 Blatt 1 „Schutz der technischen Gebäudeausrüstung Hochwasser; Gebäude, Anlagen, Einrichtungen“
- VDI-Expertenempfehlung: 3810 Blatt 2.2 „Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen; Trinkwasser-Installationen; Wiederinbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen nach Überflutung“
- Förderprojekt RIWWER: „Reduction of the Impact of untreated WasteWater on the Environment in case of torrential Rain“ (Reduktion der Auswirkungen von unbehandeltem Abwasser auf die Umwelt im Falle von sintflutartigem Regen)
Bau. Vernetzung. Mobilität.

Unter grauer (Infra-)Struktur werden alle gebauten Elemente und baulichen Aspekte in Städten und Regionen verstanden, wie beispielsweise Straßen, Brücken, Denkmäler und Gebäude. Graue Strukturelemente bilden die Basis für Verkehr und Bauwesen. Auch diese sind an die Folgen des Klimawandels anzupassen, indem beispielsweise ältere Bauwerke gedämmt werden oder bei Bauprojekten eine klimaangepasste Bauweise anzustreben ist.
Bestehende VDI-Aktivitäten:
- Richtlinie: VDI 6199 „Bauwerksinspektionen“
- Richtlinie: VDI 6200 „Standsicherheit von Bauwerken; Regelmäßige Überprüfung“
- VDI/VDE-Richtlinie 2635 Blatt 1 „Experimentelle Strukturanalyse; Dehnungsmessstreifen mit metallischem Messgitter; Kenngrößen und Prüfbedingungen“
- VDI 2078 „Berechnung der thermischen Lasten und Raumtemperaturen (Auslegung Kühllast und Jahressimulation)“
- VDI 3956 Blatt 1 „Bewertung der Verschmutzungseigenschaften von Oberflächen; Prüfverfahren für das staubbedingte Verschmutzungsverhalten solarer Energiesysteme“
- VDI 3798 Blatt 1 „Materielles Kulturerbe; Erfassung, Untersuchung und Erhaltung unter Berücksichtigung der Umwelteinflüsse“
- VDI 3787 Blatt 4 „Methoden zur Beschreibung von Stark- und Schwachwinden in bebauten Gebieten und deren Bewertung“
- VDI 3787 Blatt 5 „Lokale Kaltluft“
Mensch. Gesundheit. Kommunikation.

Unter sozialer (Infra-)Struktur werden jegliche abstrakte Elemente verstanden, die direkt auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden des Menschen abzielen.
Zwar ist die Empfindlichkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleich, sondern von einer Reihe nicht klimatischer Faktoren, wie Lebensalter, Vorerkrankungen, zusätzliche Umweltbelastungen oder auch dem sozialen Status abhängig. Dennoch gilt es, Maßnahmen zu ergreifen, um die vulnerablen Gruppen gezielt vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Soziale Strukturelemente dienen der menschlichen Gesundheit, der Gemeinschaft und der Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Beispielsweise können Hitzeaktionspläne als präventive Maßnahme zur Abwendung gesundheitlicher Folgen dienen.
Bestehende VDI-Aktivitäten:
- Richtlinie: VDI 3787 Blatt 2 „Methoden zur human-biometeorologischen Bewertung der thermischen Komponente des Klimas“
- Richtlinie: VDI 6040 „Raumlufttechnik; Schulen“
- Fachbereichsübergreifender Expertenaustausch: „Luftqualität – Klimawandel – Pollenallergien“
- VDI-Statusreport: „Potenziale und Herausforderungen bei der Nutzung von bevölkerungsbezogenen Summenmaßen im Bereich Umwelt und Gesundheit“ (Veröffentlichung geplant im April 2023)
- Richtlinie: VDI-MT 7001 „Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten“ sowie
- Schulung: VDI 7001 „Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten“
- Richtlinie: VDI 7000 „Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung bei Industrie– und Infrastrukturprojekten“
Buchtipp
Peter Frankopan: Zwischen Erde und Himmel; Klima – eine Menschheitsgeschichte
Globalhistoriker Peter Frankopan schlägt in seiner umfangreichen Weltgeschichte „Zwischen Erde und Himmel“ einen Bogen von den ersten Jäger- und Sammlergruppen bis heute und zeigt, wie das Klima menschliche Gemeinschaften beeinflusst und den Aufstieg und Fall vieler Zivilisationen (mit)verursacht hat. Neben den bekannten Klimaveränderungen, wie der mittelalterlichen Klimaanomalie oder der Kleinen Eiszeit, beschreibt er auch weniger bekannte Ereignisse über alle Jahrhunderte und Kontinente hinweg.
Die Menschheit hatte während ihrer gesamten Geschichte ständig mit Klimaveränderungen zu kämpfen. Diese wurden zwar häufig durch natürliche Ursachen – wie schwere Vulkanausbrüche -ausgelöst, aber die Eingriffe des Menschen in Umwelt verschärften deren Auswirkungen oft noch.
Frankopan erklärt, dass Klimaveränderungen allein häufig nicht zum Untergang von Zivilisationen führten, aber diese zusammen mit weiteren Faktoren, wie politischen Krisen oder einer kritischen Versorgungslage, den Niedergang beschleunigten. Eine Zeitlang gelang es den Menschen, sich durch vorausschauende Planung und große Infrastrukturprojekte, wie das Anlegen von Bewässerungssystemen, an die Klimaveränderungen anzupassen. Dazu waren oft allerdings harte Zwangsmaßnahmen der Obrigkeit nötig, um genügend Arbeitskräfte zu mobilisieren.
Ein weiterer beschränkender Faktor waren die natürlichen Ressourcen. Waren diese in einer Region schon stark übernutzt, wurde es kritisch. Große Imperien und viele Staaten Europas ab der frühen Neuzeit lösten das Problem der heimischen Ressourcenerschöpfung durch gewaltsam beschaffte Rohstoffe aus anderen, zum Teil weit entfernten Regionen oder Kolonien. Dort wurde dann ebenfalls die Natur zerstört und oft die dortigen Zivilisationen gleich mit.
In den letzten Jahren gewann das Klima bei der Betrachtung historischer Ereignisse mehr und mehr an Bedeutung. Durch neue wissenschaftliche Methoden, beispielsweise die Untersuchung von Eisbohrkernen oder Sedimenten, ist jetzt eine genaue Erforschung von Klima und Klimaveränderungen vergangener Epochen möglich und ergänzt historische Aufzeichnungen. Auch Einzelereignisse wie Vulkanausbrüche oder vor Jahrhunderten verursachte Luftverschmutzungen lassen sich damit nachweisen.
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Veröffentlichungen zu den Auswirkungen von Klimaveränderungen auf vergangene Zivilisationen. Dabei zeigt sich, dass vergangene Wärme- oder Kältephasen in verschiedenen Weltregionen unterschiedliche Auswirkungen hatten. In einigen wurde es dabei wärmer, woanders gleichzeitig kühler. Für manche Regionen waren die Auswirkungen daher problematisch, während in anderen Gegenden die Bevölkerung profitierte.
Frankopan sieht beim aktuellen Klimawandel daher ein neues Problem: „Wie wir gesehen haben, gab es in der Vergangenheit immer wieder Wärme- und Kältephasen – die kleine Eiszeit, die Mittelalterliche Klimaanomalie oder das Klimaoptimum der Römerzeit –, doch diese waren stets auf bestimmte Regionen oder höchstens Kontinente begrenzt und betrafen nie den gesamten Planeten. Im Gegensatz dazu weisen die vergangenen 150 Jahre eine globale Geschlossenheit auf. Auf 98 Prozent der Erde war das 20.Jahrhindert das wärmste der vergangenen zwei Jahrtausende. Das ist ohne Beispiel und kein Zufall.“
Mit seinem Werk gelingt Frankopan ein guter Überblick über die Menscheitsgeschichte unter Klimaaspekten. Durch die immense Fülle an Daten fällt die Beschreibung einzelner Ereignisse allerdings recht kurz aus.
Peter Frankopan: Zwischen Erde und Himmel, Klima – eine Menschheitsgeschichte
Rowohlt Berlin, 1024 Seiten
Heike Homann
Globale Erwärmung nach Breitengraden von 1880 bis 2022
Climate Change: Vital Signs of the Planet (nasa.gov)
Zahlen. Daten. Fakten.
VDI-Publikationen zur Klimaanpassung
Ingenieurleistungen und Technik für Klimaanpassung nutzen

Ihre Ansprechpartnerin
Dipl.-Geogr. Catharina Fröhling
