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Säulen des Green Deals

Ressourceneffizienz und Ressourcenschonung

Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com

Ressourceneffizienz und -schonung sind wichtige Ziele nationaler und internationaler Umweltpolitik: Die EU-Kommission hat das Thema bereits 2005 aufgegriffen und mit dem Green Deal der EU soll eine klimaneutrale und kreislauforientierte Wirtschaft verwirklicht werden. Die Bundesregierung hat 2012 das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) verabschiedet und inzwischen zweimal fortgeschrieben. Auf UN-Ebene hat sich das International Resource Panel des United Nations Environment Programme (UNEP) eingehend mit Themen zur Nutzung von Metallen, Wasser oder Flächen befasst. 

Ressourceneffizientes und -schonendes Handeln ist aber nicht nur aus übergeordneten Gründen geboten und sinnvoll. Es gibt viele unternehmerische Motive und Ansatzpunkte wie z.B. generelle Kosteneinsparungsmotive, Beitrag zum Klimaschutz, steigende Rohstoffpreise, Reduktion der Rohstoffabhängigkeit, Sicherung und Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, Anforderungen in der Lieferkette (Stichwort Lieferkettengesetz), Einführung eines Umwelt- und/oder Nachhaltigkeitsmanagementsystems und vieles mehr.

Ob das jeweilige Handeln des Akteurs tatsächlich konform mit dem umfassenden und übergeordneten Ziel der Ressourceneffizienz und -schonung ist, hängt dabei aber entscheidend von der jeweiligen Handlungsebene und der Einbettung in eine umfassende Betrachtung ab. Eine standardisierte methodische Vorgehensweise ist für eine umfängliche Bewertung daher unabdingbar.

Standardisierte Bewertungsmethodik und Beispiele aus der Praxis – die VDI 4800 Blatt 1

Die Richtlinie VDI 4800 Blatt 1 "Ressourceneffizienz und -schonung; Methodische Grundlagen, Prinzipien und Strategien" gibt einen methodischen Rahmen zur Bewertung der Ressourceneffizienz von Produkten, Dienstleistungen, Produktdienstleistungssystemen und Organisationen. Dabei wird Ressourceneffizienz als das Verhältnis eines quantifizierbaren Nutzens und dem damit verbundenen natürlichen Ressourcenaufwand definiert. 

Eine gesteigerte Ressourceneffizienz führt aber nicht zwangsläufig zu einer absoluten Minderung des Ressourceneinsatzes, dies wird nur durch eine Ressourcenschonung erzielt.

Mit dem neuen Entwurf der VDI 4800 Blatt 1, der ab 01.08.2023 verfügbar sein wird, werden beide Strategien – Ressourceneffizienz und Ressourcenschonung – betrachtet und methodisch eingeordnet. Denn bei beiden Strategien muss darauf geachtet werden, dass geplante oder umgesetzte Maßnahmen nicht zu unerwünschten Ressourceneinsätzen bei vor- oder nachgelagerten Prozessen oder außerhalb des betrachteten Systems führen, sondern dass diese mitgedacht und miterfasst werden. Dazu gibt die Richtlinie wichtige methodische Empfehlungen (z.B. Lebenswegbetrachtung, Wahl der Systemgrenzen, Allokationsregeln). Zudem zeigt sie auf, dass eine Optimierung der Ressourcennutzung in allen Abschnitten des Produktlebensweges und im Produktionssystem möglich ist. 

Die bereits im Weißdruck 2016 aufgeführten Maßnahmenbeispiele mit Bezug zum Produkt oder mit Bezug zur Produktion wurden im Rahmen der Überarbeitung der Richtlinie einer grundlegenden Prüfung unterzogen: bestehende Maßnahmen wurden aktualisiert und neue Maßnahmen wurden aufgenommen, so dass in dem neuen Entwurf mit nun 48 Beispielen eine breite produkt- und prozessorientierte Maßnahmenpalette vorliegt. 

Neu ist auch eine interaktive Entscheidungshilfe, die über eine CD-ROM oder über den Download-Bereich genutzt werden kann: Diese unterstützt bei der Entscheidung, ob zur Bewertung von bereits ergriffenen oder zukünftigen, geplanten Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz oder Ressourcenschonung eine komplette Lebensweganalyse erforderlich ist oder ob nur einzelne, ausgewählte Lebenswegabschnitte betrachtet werden müssen. Damit hilft sie allen Anwendenden bei einer schnellen Bewertung von Ressourceneffizienz- und Ressourcenschonungsmaßnahmen.

Die wichtige Rolle von Mitarbeitenden bei der Umsetzung von Ressourceneffizienz und -schonung im Betrieb

Mit dem neuen Entwurf der Richtlinie VDI MT 4075 Blatt 1.1 E "Produktionsintegrierter Umweltschutz (PIUS); Einbindung von Mitarbeitenden bei PIUS-Projekten" wird der Einbindung und Beteiligung von Mitarbeitenden bei Projekten des betrieblichen Umweltschutzes eine besondere Bedeutung beigemessen. Mitarbeitende spielen an vielen Stellen außerhalb rein technischer Lösungen durch ihre Erfahrungen, ihre Aufmerksamkeit und ihre Verhaltens- und Handlungsweisen eine wichtige Rolle beim Verbrauch von Ressourcen. Daher ist es wichtig, sich systematisch mit deren Einbindung in Optimierungsprojekte in Unternehmen zu befassen. Das in dieser Richtlinie vorgestellte Vorgehensmodell zur Einbindung von Mitarbeitenden, um den effizienteren Einsatz von Ressourcen in einem Unternehmen zu optimieren, greift unterschiedliche Formen der Einbindung von Mitarbeitenden auf und orientiert sich dabei an der Vorgehensweise der VDI 4075 Blatt 1. Durch die Einbindung von Mitarbeitenden können PIUS-Projekte deutlich erfolgreicher angegangen und umgesetzt werden. Daneben lässt sich insgesamt die Innovationskraft sowie die Mitarbeitendenmotivation steigern.

Autorinnen und Ansprechpartnerinnen:
Dr. Anke Niebaum und Hanna Seefeldt, M.Sc.
VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt
E-Mail: geu@vdi.de

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