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Dresden im Fokus der Automobiltechnik - Bericht vom Dresden Automotive Symposium 2023

Die TU Dresden mit dem Lehrstuhl Kraftfahrzeugtechnik und der VDI- Arbeitskreis Fahrzeug- und Verkehrstechnik haben am 28. und 29. September die Eröffnung des Fahrzeugtechnischen Versuchszentrums und das 120jährige Bestehen der Automobiltechnik in Dresden mit dem Dresden Automotive Symposium und am Folgetag der Demonstration des ersten Standes des eigenentwickelten Hochimmersiven Fahrsimulators gewürdigt.

Nach der Eröffnung durch Professor Prokop und Dipl.- Ing. Bastian und der anschließenden Begrüßung der Ehrengäste folgte das Grußwort der Dekanin der Fakultät Verkehrswissenschaften der TUD, Frau Prof. Dr. Regine Gericke, welche u. a. die Bedeutung des Fahrzeugtechnischen Versuchszentrums für die praxisnahe Ausbildung würdigte und die für bis 2027 geplante Erweiterung des Campus kurz vorstellte. Die Forschung auf dem Gebiet des vernetzten autonomen Fahrens wird mit dem Aufbau eines TUD-Forschungscampus als eigenen Standort in Hoyerswerda, dem Smart Mobility Lab, mit dem Schwerpunkt auf eine emissionsfreie, intelligente, sichere und multimodale Mobilität der Zukunft vorangebracht werden. Professor Prokop ist Sprecher dieses Projekts.

Für die langjährige Organisation und Durchführung von Vorlesungsreihen und Exkursionen am Institut für Automobiltechnik der TUD, vor allem zum Thema Fahrzeugsicherheit, wurden anschließend Prof. Dr. Rodolfo Schöneburg und Dipl.-Ing. Karl-Heinz Baumann mit einem speziellen „TUD- Automobil- Forschung“- Fahrzeugmodell geehrt. Prof. Prokop würdigte das Engagement beider Referenten für die Ausbildung der Studierenden.

Dies leitete zum Vortrag „Integrale Fahrzeugsicherheit – Historie, Strategie und Innovationen. Ein Rückblick auf 14 Jahre Vorlesungen am Lehrstuhl für Kraftfahrzeugtechnik in Dresden“ von Herrn Prof. Dr. Rodolfo Schöneburg über, welcher auch im VDI u.a. in der Fachgesellschaft FVT viele Jahre engagiert mitwirkte. Am Institut für Automobiltechnik wurden durch Prof. Schöneburg über 1000 Studierende ausgebildet und mehr als 100 Abschlussarbeiten betreut.

Die sich daran anschließenden Ausführungen „Beitrag der modernen elektronischen Hauptuntersuchung für eine sichere und nachhaltige Mobilität – ein Fahrzeugleben lang“ von Herrn Dr. Philipp Schuricht, Geschäftsführer der Fahrzeugsystemdaten GmbH Dresden, beleuchteten den Anteil der Hauptuntersuchung (HU) von Kraftfahrzeugen auf die Verkehrssicherheit. Dabei wurde der Blick in die Zukunft der HU geworfen. Hier werden die Schwerpunkte auf die Prüfung der zunehmend automatisierten Fahrerassistenzsysteme, die Sicherheit der Batteriesysteme, Entwicklung und Durchführung dynamischer Tests für sicherheitsrelevante Fahrzeugteile, der Zugang zu den Fahrzeugdaten und eine Gewährleistung entsprechender Cybersecurity rund um das Fahrzeug gelegt. (s.u. Vortragsfolien)

Der anschließende Einblick „Autonomous driving in sight? The path to commercialisation“ von Shubham Agarwal in die Entwicklung bei MOIA, deren Ziel der Betrieb von hochautomatisierten Shuttlebussen im Ridepooling- Modus ist, zeigte positive Erfahrungen an den Standorten Hamburg und Hannover. Die VW- Tochter beschäftigt bereits mehr als 1400 Mitarbeiter, die u. a. mit ca. 560 eigens auf die Marke zugeschnittenen BEV- Bussen in diesen Städten mehr als 9 Millionen Passagiere befördert haben. 

Die Strategie bei der Entwicklung von MAN- LKW sowohl hinsichtlich der Antriebe als auch des Modulbaukastens für Achsen, Radstände und Fahrerhäuser präsentierte Herr Urs Gunzert in seinem Vortrag „Industry trends influencing future Truck chassis solutions“. MAN verfolgt dabei die Zielstellungen „zero emission“ im Güterverkehr (600-800 km Tages-Reichweite, Ladeleistungen von bis zu 350 kW (CCS) und 750 kW (MCS)), Digitalisierung und Automatisierung u.a. in der Fahrzeugentwicklung und -herstellung sowie die Verbesserung der Nachhaltigkeit (Emissionsreduzierung und Life-Cycle-Ansatz z.B. bei der Traktionsbatterie). Besonders der 2024 auf den Markt kommende eTruck mit 600 km Reichweite wird als Herausforderung für den Umstieg auf vollelektrische Langstrecken-LKW gesehen.

Zur „Antriebsentwicklung in China“ zeigte Dr. Pavel Kvasnicka von BMW einen rasanten Anstieg bei der Neuzulassung von monatlich 560000 BEV/ PHEV- Fahrzeugen. Nachdem in dem Land Urbanisation und Vernetzung als Aufgaben umgesetzt worden sind, steht jetzt der Fokus auf Schnelllade-Technologien, 800V- Bordnetze und der Entwicklung neuer Batteriesysteme.

Dipl.- Ing. Axel Wendorff, wendorff.works ltd., nahm die Zuhörerschaft anschließend in seinem Vortrag „Development Process of a Formula 1 Powerunit“ in die Welt der Formel 1 mit und zeigte aktuelle und zukünftige Regularien und Entwicklungsschritte bei der Rennsportserie. Dabei unterstrich er die besondere Bedeutung eines gut funktionierenden Teamworks, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Eine offene, schuld- und straffreie Arbeitskultur sowie eine gründliche und erfolgreiche Analyse bei Fehlern sind der beste Garant für Höchstleistungen.

Der zweite Vortragsteil wurde durch einen Überblick von „120 Jahre Automobiltechnik an der TU Dresden – wo kommen wir her, wo gehen wir hin?“ von Prof. Dr. Günther Prokop in die Historie der Automobiltechnik an der TU Dresden, wo u. a. schon 1903 ein Leistungsprüfstand für Verbrennungsmotoren in Betrieb ging, bereichert. Auch auf das bis 2027 entstehende Smart Mobility Lab in Hoyerswerda wurde eingegangen, wo zukünftig fakultätsübergreifend an Verkehrs- und Fahrzeugkonzepten geforscht werden kann. (s.u. Vortragsfolien)

Spannende und informative Führungen durch das mit zahlreichen Prüfständen ausgestattete Fahrzeugtechnische Versuchszentrum der TU Dresden beendeten den fachlichen Teil des ersten Veranstaltungstages, der mit einer Abendveranstaltung ausklang.

Am zweiten Veranstaltungstag trafen sich die Teilnehmer in Freital, um zunächst über technische Details des Hochimmersiven Fahrsimulators informiert zu werden. Höhepunkt war der testweise Betrieb des Simulators für hochautomatisiertes Fahren, dessen Entwicklung bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein soll.

 

Uwe Bastian

Vortrag Prof. Dr. Günther Prokop (TU Dresden)

Vortrag Dr. Philipp Schuricht (FSD GmbH)

Eindrücke - Fotos       Quelle Fotos: Celine Rüdiger, TU Dresden

 

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