Direkt zum Inhalt

Die Stadt der Zukunft: Wie sieht ein lebenswertes, urbanes Umfeld aus?

Schon heute leben knapp 75% der Deutschen in der Stadt – Tendenz steigend. Dieser Trend bringt viele Herausforderungen mit sich, besonders vor dem Hintergrund von Klimawandel, Migration und Überalterung. Mit der neu aufgelegten Initiative Stadt:Denken will der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Ideen und Konzepte für die Stadt der Zukunft entwickeln. Der vorliegende Artikel ist Auftakt für die gleichnamige Themenserie, die Fragen aufwirft – und Antworten liefert.

Ingenieure, Wissenschaftler, Soziologen – sie alle stehen vor neuen Herausforderungen, wenn es um die Planung und Entwicklung von lebenswerten Städten geht: Steigende Bevölkerungszahlen und damit auch steigender Bedarf an Wohnraum, Energie, Nahrung und Mobilität müssen möglichst klimaneutral und ressourcenschonend in Einklang gebracht werden. Die Initiative Stadt:Denken adressiert an alle am Stadtentwicklungsprozess aktiv Beteiligten und Betroffenen.

Stadtplanung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Städte sind komplexe Systeme: Die Nähe von Wohnen, Arbeiten, Produktion und Verkehr bringt Vorteile, schafft aber auch Konflikte – gesellschaftliche, ökonomische und ökologische. Konzepte und Planungsprozesse gilt es anzupassen, auch um Städte für die Folgen des Klimawandels fit zu machen. Moderne Stadtentwicklung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die gemein-sam geplant und gelebt werden muss. 

Die im Juni 2019 im Rahmen der Initiative veröffentlichten „Erkenntnisse und Anregungen für die Stadt der Zukunft“ ergänzen die „Bausteine für die Stadt der Zukunft“. Neu sind die Themen „Digitale Transformation“ und „Luftqualität“. Die Ideen und Empfehlungen beziehen sich auf mitteleuropäische und gewachsene Städte. Bevölkerungs- und bauliche Strukturen aber auch Dienstleistungsangebote und Energieversorgung haben sich hier über Jahrhunderte entwickelt. Was im Kleinen, Nationalen funktioniert, wird auch helfen, um die globalen und umweltpolitischen Herausforderungen zu bewältigen.

Was macht die Stadt der Zukunft aus?
Bauliche Verdichtung und sozial gemischter Siedlungsraum – das sind nur zwei Teilaspekte, die eine Stadt ausmachen. Bei der langfristigen und nachhaltigen Gestaltung muss moderne Stadtplanung auch das Umland miteinbeziehen. Denn Städte importieren Energie, Wasser und Nahrungsmittel aus den sie umgebenden Regionen. Zugleich exportieren sie Schad- und Abfallstoffe. Deswegen sind Städte noch lange keine parasitären Systeme, die ihre Umgebung ausbeuten. 

Vielmehr ist in der Stadt alles konzentrierter und liegt dichter zusammen. Durch kürzere Transportwege können zum Beispiel Abfallentsorgung und Winterdienst kostengünstiger bereitgestellt werden. Auch Produktionsprozesse lassen sich zeit- und ressourcenschonender organisieren, als im ländlichen Siedlungsraum. Die Stadt der Zukunft muss diese Effizienzvorteile konsequenter nutzen. Städte sind seit jeher Zentren ökonomischer Aktivität. Gerade der ökologische Stadtumbau ist angesichts der Dichte an Menschen und Industrie eine besondere Herausforderung. 

Anforderungen gemeinsam umsetzen
In den Städten bündelt sich die wirtschaftliche Aktivität. Neben materiellen Produkten sind in der Stadt immer mehr Dienstleistungen gefragt. Die Digitalisierung beschleunigt diese Entwicklung: Neue und weiterentwickelte Fertigungsverfahren ermöglichen eine ressourceneffiziente, emissionsarme Produktion im städtischen Umfeld. Intelligente Logistik und Kreislaufwirtschaftssysteme verbinden ortsnahe Aufbereitungs- und Verwertungstechnik mit nachhaltigem Konsum und urbanem Wohnen. 

Die Menschen in der Stadt wollen intakte Verkehrssysteme, bezahlbaren Wohnraum und eine funktionierende Wasser-, Energie- und Nahrungsversorgung. Diesen Erwartungen stehen Herausforderungen gegenüber, die ein ökologisches Umdenken und Handeln erfordern. Kommunikation und Beteiligung über alle Bevölkerungsgruppen schaffen hier die erforderliche Akzeptanz, wenn sie konsequent und richtig angegangen werden. Herausforderungen wie Klimawandel, Migration und Überalterung können nur gemeinsam erfolgreich und nachhaltig gemeistert werden. Das „urbane Zeitalter“ soll grün und kreativ werden und zugleich komfortabel und sicher bleiben.

An der VDI-Initiative Stadt:Denken haben neben haupt- und ehrenamtlichen Experten des VDI auch Vertreter aus dem Hochschul- und Unternehmensbereich sowie Stadtentwickler und Kirchenrepräsentanten mitgewirkt.

Hier erhalten Sie die VDI-Initiative Stadt:Denken 2019 als Download.

Autor: Alice Quack
Redaktionelle Bearbeitung: Thomas Kresser

Artikel teilen