Glühende Reifen am Hockenheimring
3500 Studierende aus 25 Nationen kämpften in 119 Teams bei der diesjährigen Formula Student Germany (FSG) am Hockenheimring in drei Fahrerklassen um den Sieg und die besten selbstgebauten Rennwagen. Der VDI ist seit Beginn ideeller Träger des Wettbewerbs. Verbrennerfahrzeuge, elektrisch angetriebene und sogar autonom fahrende Rennwagen standen eine ganze Woche lang im Fokus der Aufmerksamkeit.
Die Studierenden präsentieren jährlich einen fahrenden Prototyp, der nach Abzug von Klausuren-Phasen in nur neun Monaten geplant und gebaut werden muss. Die Konkurrenz ist dabei groß. Teams aus der ganzen Welt waren nach Hockenheim gereist, um sich mit Gleichgesinnten zu messen. Dabei kommt es laut BWL-Student Felix, der mit seinem Team „Wob-Raceing“ in der Klasse der elektrischen Rennwagen antritt aber nicht nur an. „Wir nutzen die FSG auch, um bei anderen Teams vorbeizuschauen und neue Entwicklungen kennenzulernen. Diese Gelegenheit nutzen hier alle und viele Teams trifft man auch auf anderen Wettbewerben wieder, sodass man sich auch mal gegenseitig aushilft“.
Große Leidenschaft für den Motorsport
So ist die FSG nicht nur ein sehr großer studentischer Konstruktionswettbewerb, sondern auch ein Miteinander von vielen jungen Menschen, die eine Leidenschaft teilen: den Motorsport. Dafür investieren sie viel Zeit und Mühe. Denn auf dem Hockenheimring wird eine Woche lang fast pausenlos geschraubt, geschweißt und gefahren. Damit die Teams aber überhaupt die dynamischen Wettbewerbe, also viele Kurven und Geraden, fahren dürfen, müssen ihre Autos erstmal grundlegende Tests bestehen. So muss sich der Fahrer bspw. in Gefahrensituationen innerhalb von fünf Sekunden aus dem Auto befreien können. Vor große Herausforderungen stellt die Teams der sogenannte „Brake-Test“, also eine unmittelbare Vollbremsung nach starker Beschleunigung. Und das hat seine Gründe: „Die Bremsen müssen erstmal ziehen und in einer geraden Linie bremsen. Wenn auf einem Bremssattel der Druck nicht zu 100% gegeben ist, dann bremst ein Rad nicht richtig. Dadurch kann bei Verbrennerfahrzeugen der Motor abgewürgt und bei Elektrorennwagen eine Notbremsung ausgelöst werden“, sagt Jan, Student der Fahrzeugtechnik vom „Wob-Raceing“. „Das Auto bei hohen Geschwindigkeiten vernünftig bremsen zu lassen, ist eine der größten Herausforderungen“, fügt Jan hinzu.
Anspruchsvolle Sicherheitstests vor dem Start
Sicherheit wird in Hockenheim ohnehin sehr groß geschrieben. Zahlreiche ehrenamtliche Experten prüfen die Wagen auf Herz und Niere und lassen sie erst auf die Strecke, wenn alle Sicherheitstests bestanden sind. Die Studierenden müssen im Vorhinein Planungs- und Konstruktionspläne einreichen und vor Ort sogar Businesspläne ihrer Fahrzeuge vorstellen. Für alle Disziplinen, die wichtigsten sind natürlich die Zeitfahrten, gibt es Punkte oder bei Verstößen Punktabzüge. Das Team aus Wolfsburg hofft von den 650 Eventpunkten möglichst viele abgreifen zu können. Am Ende reicht es für das Team und ihr Auto „Emma“ insgesamt für Platz 6.
Driverless-Wettbewerb als jüngster Wettbewerb
Daniel, Maschinenbaustudent, vom „KA-Raceing“-Team aus Karlsruhe ist mit seiner Mannschaft in der autonom fahrenden Klasse unterwegs. Diesen anspruchsvollen Wettbewerb gibt es bei der FSG erst seit 2017. Die größte Herausforderung ist für die Konstrukteure, das System zuverlässig zum Laufen zu bekommen. Der Reiz des „Driverless-Wettbewerbs“ liegt in der Erforschung einer industrienahen Zukunftstechnik, deren Entwicklungspotenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist. Denn, „wer weiß, wie wir in 20 Jahren fahren werden", sagt Daniel schmunzelnd. So ist die FSG auch Zukunftslabor und Kaderschmiede für zahlreiche Automobilhersteller- und Zulieferer, die es sich jedes Jahr nicht nehmen lassen, am Hockenheimring Präsenz zu zeigen.
Autor: Eike Röckel