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Nationales Raumfahrtprogramm

Kleinsatelliten aufnehmen

Für Satellitensysteme erwarten Raumfahrtexperten ähnliche Entwicklungen wie für die Computer in den letzten 20 Jahren. Das gilt für multifunktionale Großsysteme – und vernetzte kleine Einheiten gleichermaßen. Der VDI empfiehlt daher, Kleinsatelliten-Programme in das nationale Raumfahrtprogramm aufzunehmen.

Erste Vorboten dieser Entwicklung sind Megakonstellationen aus Tausenden von Satelliten. Sie werden schon bald jeden Ort der Erde mit Internetverbindungen versorgen und damit Zukunftsmärkte wie das Internet der Dinge (IoT) oder Autonomes Fahren unterstützen. Kleinsatellitenmissionen bieten zudem ein gutes Nutzungspotenzial bei der Beseitigung von Weltraumschrott.

US-Massenproduktion von Kleinsatelliten bedroht freie Märkte

Amerikanische Firmen wie SpaceX und OneWeb haben schon die ersten Kleinsatelliten im Orbit platziert. Hochautomatisierte Fabriken produzieren in Merrit Island (Florida, USA) und Redmond (Washington, USA) bereits Kleinsatelliten der Klasse 150 kg bis 250 kg. Experten befürchten, dass durch diese beginnende Massenproduktion die freien Märkte massiv dominiert werden – trotz aktuell noch gleichwertiger Technologien im Kleinsatellitenbereich unter 250 kg. 

Die Ergebnisse einschlägiger Studien (z.B. Euroconsult) kommen zu dem Schluss, dass etwa zwei Drittel aller künftigen Satelliten Teile einer Konstellation/Formation sein werden. Aus Sicht des VDI ist es deshalb dringend notwendig, so schnell wie möglich im New-Space-Sektor aktiv zu werden, um verbleibende Nischen zu besetzen.

Unterstützende Programme für innovative Start-ups in Deutschland

In den letzten Jahren sind in Deutschland zwar innovative Start-ups wie zum Beispiel Isar Aerospace Technologies GmbH, BST Berlin Space Technologies GmbH, PTS Planetary Transportation Systems GmbH oder S4 Smart Small Satellite Systems GmbH entstanden. Diese und andere Unternehmen haben aber nur dann eine Chance, zukunftsfähig zu bleiben, wenn sie durch entsprechende Programme unterstützt werden. 

Denn gegen die durch Staatsaufträge enorm gewachsenen US-Konkurrenzfirmen geraten sie zunehmend ins Hintertreffen. Im strategisch wichtigen Zukunftsmarkt Weltraum ist es daher wichtig, die Systemfähigkeit bei Klein- und Kleinstsatelliten ebenso zu erhalten wie die Fähigkeiten bei der hochautomatisierten Produktionstechnik für größere Stückzahlen von Kleinsatelliten.

Französische Raumfahrtagentur CNES als Vorbild

Auch die französische Raumfahrtagentur CNES hat zunächst Ausbildungsprojekte im CubeSat-Bereich unterstützt, bevor sie 2017 strategisch aktiv wurde: In einem Industriekonsortium unter Führung der Firma Hemeria wird seitdem im Rahmen des Programms „ANGELS“ ein Satellitenbus im Massenbereich von 10 kg bis 50 kg entwickelt.

In Anlehnung an das französische Vorbild fordert der VDI deswegen:

  • die Aufnahme eines Programms für Kleinsatelliten-Formationen in das nationale Raumfahrtprogramm, das jährlich mindestens drei Kleinsatellitenmissionen mit innovativen Nutzlasten im Wettbewerb ausschreibt, 
  • den Aufbau einer Produktionsumgebung „Forschungsfabrik“, um Techniken und Methoden für die Herstellung größerer Stückzahlen von Kleinsatelliten in Deutschland zu erforschen und
  • den Ausbau der Raumfahrt-Ausbildungsprogramme an deutschen Hochschulen, um den erforderlichen Nachwuchs aufzubauen.

Standards beeinflussen: Für Datenschutz und fairen Wettbewerb

Denn der Innovationsdruck ist hoch: Das Internet der Dinge wächst aktuell mit Raten von etwa 30%. Für eine echtzeitfähige Kommunikation können entlegene Gebiete nur über Satellitennetze angebunden werden. Um hier die Standards zu beeinflussen, braucht es eine massive Präsenz in diesem Infrastruktursegment. Nur so können unsere Vorstellungen von Datenschutz und fairem Wettbewerb mit eingebracht werden. Auch der BDI betont in seinem Grundsatzpapier „Zukunftsmarkt Weltraum“, dass die Raumfahrt für die deutsche Industrie im digitalen Zeitalter von zentraler Bedeutung sei und unterstreicht die Bedeutung der Raumfahrt für die Gesamtindustrie eindrucksvoll.

Weitere Informationen zu den Luft- und Raumfahrtaktivitäten des VDI finden Sie hier:
www.vdi.de/luft-raumfahrt 

Redaktion: Thomas Kresser

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