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Dr.-Wilhelmy-VDI-Preises

Wissenschaft stärken - denn nur mit Technologie kann Deutschland bestehen

Bild: philppeigner.com

Am 16. September 2023 wurde im Rahmen des VDI-Kongresses „Frauen im Ingenieurberuf“ in Bremen der Dr.-Wilhelmy-VDI-Preis für Ingenieurinnen aller Fachrichtungen zum dritten Mal verliehen. Mit diesem Preis werden alle zwei Jahre bis zu drei Nachwuchswissenschaftlerinnen für ihre herausragenden Dissertationen ausgezeichnet.

Voraussetzungen sind ein hoher Innovationsgrad, die Bedeutung für die Wissenschaft und den Technikstandort Deutschland, der Praxisbezug sowie der gesellschaftliche Nutzen. Sowohl dem VDI als auch der Wilhelmy-Stiftung ist die Förderung angehender Ingenieurinnen ein wichtiges Anliegen.

Der Stifter Lothar Wilhelmy studierte Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Mess- und Regelungstechnik an der TH Stuttgart, heute Universität Stuttgart. 1972 promovierte er zum Dr.-Ing. Seine berufliche Laufbahn brachte ihn von der Firma Krone über Kamphausen Messtechnik zum Alleinvorstand und Mitgesellschafter der Hübner Elektromaschinen AG, einer Spezialfirma für Drehzahl-Sensoren in Heavy-Duty-Technik. Nach seinem Ruhestand gründete er 2007 die Dr.-Wilhelmy-Stiftung in Berlin mit dem Zweck, die Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie Kunst und Kultur, Denkmalschutz und Denkmalpflege zu fördern. Sein Lebenswerk zur Förderung der Wissenschaft wurde 2017 vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Kooperation mit dem VDI

Der größte Anteil des Bundeshaushalts fließt in Sozialausgaben und nur ein Bruchteil in Bildung und Forschung. Zu wenig, findet Dr. Wilhelmy, um langfristig unseren Wohlstand zu sichern.

„Um einen Beitrag zur Stärkung des wissenschaftlich-technologischen Standorts Deutschland zu leisten, habe ich 2007 die Dr. Wilhelmy-Stiftung zur Förderung von Spitzenforschung gegründet, zunächst mit dem Ziel, mit dem Klung-Wilhelmy-Wissenschafts-Preis herausragende deutsche Physiker und Chemiker mit einem der höchst dotierten privat finanzieren Preise in Deutschland auszuzeichnen“, erläutert Dr. Wilhelmy.

Bemerkenswert ist, dass von den Preisträgern fünf später einen Nobel-Preis erhalten haben.

Nach dem Start und den ersten Preisverleihungen in München und Berlin wurde Wilhelmy klar, dass bei den Veranstaltungen überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich Männer anwesend und die Frauen dort nicht vertreten waren. Auch die Frauenquote in den Studiengängen war sehr gering! So kam auf Hunderte von männlichen Studenten eine Studentin.

Mehr Frauen im Ingenieurberuf

Gut 10.000 Ingenieurinnen sind im VDI Mitglied (drittes Quartal 2023). Der Ingenieurmonitor aus dem ersten Quartal 2023 zeigte, dass der Anteil der Frauen in Ingenieurberufen in zehn Jahren kontinuierlich von 15,1 Prozent Ende 2012 auf 19,6 Prozent Ende September 2022 anstieg.

"Ein höherer Anstieg wäre wünschenswert. Mit dieser Preisverleihung leisten wir einen Beitrag, fördern bundesweit Frauen in einem ingenieurwissenschaftlichen Studium und motivieren zur Promotion. Denn Technik ist eine Sache für jede und jeden, den es interessiert und die Potenziale sollten ausgeschöpft werden! ", so Wilhelmy.

Da Ingenieurinnen noch immer eine Rarität waren (und oft noch immer sind) startete Wilhelmy ab 2014 eine Kooperation mit dem VDE zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und deren herausragenden Promotionen. Das war auch der Startschuss für die Kooperation mit dem VDI  im JAhr 2019, um Ingenieurinnen aus allen ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen zu fördern. "Denn nicht nur die finanzielle Förderung treibt Bildung und Forschung an, sondern das Machen! ", glaubt Wilhelmy.

2021 wurde der Dr.-Wilhelmy-VDI-Preis in Kooperation mit der RWTH Aachen digital verliehen. Dieses Jahr fand die feierliche Preisverleihung im Rahmen des Kongresses „Frauen im Ingenieurberuf“ in Bremen statt.

„Es war eine super Stimmung! Ich habe viele motivierte Powerfrauen kennengelernt, die bereits heute einen starken Beitrag leisten und den Wissensstandort Deutschland fördern und weiter nach vorne bringen“, berichtet Dr. Wilhelmy im Nachgang begeistert über den Kongress.

2023 wurden folgende drei Preisträgerinnen ausgezeichnet:

"Entwicklung eines Transformationskonzepts zur Digitalisierung von Produktionssystemen in KMU"

Die Digitalisierung ist in KMU noch nicht weit genug fortgeschritten, da sie diesbezüglich verschiedenen Herausforderungen und Unsicherheiten gegenüberstehen. Beispielsweise stellt die zielgerichtete Auswahl von digitalen Technologien eine Herausforderung dar und es fehlt an einem methodischen Ansatz für die Implementierung dieser digitalen Technologien. Um die Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Produktionssysteme zu unterstützen, habe ich ... ein Transformationskonzept zur zielgerichteten Digitalisierung des Produktionssystems von KMU entwickelt, das schrittweise durch die Digitalisierungsvorhaben führt.

Carina Siedler betonte bei der Preisverleihung außerdem die Relevanz des VDI-Netzwerks: „Ohne meine Mentorin und die anderen Mentees von VDI-WoMentorING wäre ich jetzt nicht da, wo ich heute stehe. Die gemeinsamen Reflexionen und Diskussionen haben mir geholfen, meine Ziele für mich zu festigen und diese auch konsequent zu verfolgen.“

„EDiT - Enabling Distributed Teams: Eine Methode zur Identifikation und Erschließung von Verbesserungspotenzialen in der standortverteilten Produktentwicklung“

Darin geht es um die Analyse der Herausforderungen standortverteilter Produktentwicklungsteams im Technikstandort Deutschland und die Entwicklung einer Methode, mit der die Teams befähigt werden, ihre Verbesserungspotenziale zu identifizieren und zu erschließen. 

„Ich bedanke mich von Herzen bei Dr. Wilhelmy für das Ermöglichen dieses Preises. Dieser ermutigt junge Wissenschaftlerinnen wie mich, Forschung zu betreiben, die den Technikstandort Deutschland weiter vorantreibt“, betonte Katharina Ritzer in ihrer Dankesrede. Weiterhin spiegelt die Auszeichnung die gesellschaftliche Relevanz der Zusammenarbeit von Produktentwickelnden wider: „Vor allem die letzten Jahre haben uns gezeigt, wie sehr wir von guter Zusammenarbeit, auch über Standorte hinweg, abhängig sind. Und genau das unterstützt die von mir entwickelte Methode.“

(Dr.-Ing. Katharina Ritzer war wegen ihrer Elternzeit nicht bei der Preisverleihung vor Ort)

Zum elastisch-plastischen Verformungsverhalten metallischer Mikrokugeln bei Druckbelastung

Die neu entwickelte Mikrodruckprüfung wird in der vorliegenden Arbeit als eine alternative mechanische Prüfmethode für zukünftige Werkstoffentwicklungsprozesse vorgestellt. Durch die Verwendung von sphärischen Mikroproben mit Kugeldurchmessern von ca. 1 mm wird eine ressourcenschonende und schnelle Werkstoffprüfung für metallische Legierungen ermöglicht. Aus der Belastungs- und Entlastungsphase der Kraft-Weg-Kurve des instrumentierten Druckversuchs werden mechanische Werkstoffkenngrößen, sogenannte Deskriptoren, ermittelt, die das elastisch-plastische Verformungsverhalten charakterisieren.

„Ich bin immer noch etwas sprachlos, dass ich diesen Preis gewonnen habe. Die Veranstaltung am Samstag war wirklich etwas Besonderes und hat mir sehr gut gefallen”, berichtet Entwicklungsingenieurin Heike Sonnenberg (Ariane Group GmbH) nach der Veranstaltung.  „Ich habe gelernt, dass es vor allem zwei Dinge braucht im Leben: Zum einen Zufall bzw. gutes Timing – darauf hat man leider keinen Einfluss – und zum anderen braucht es ein bisschen Mut. Mut, den Schritt ins Unbekannte zu wagen. Mut, die Chance zu ergreifen, die sich einem bietet. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich mutig war und mich der Doktorarbeit gestellt habe, denn ich habe sehr viel in meiner Promotionszeit gelernt. Nicht nur fachlich, sondern auch über mich, was mir Freude bereitet, was mich motiviert und sehr viel praktisches Handwerkszeug, das mir in meinem heutigen Arbeitsalltag sehr zugute kommt.“

Frauen im Ingenieurberuf

Innerhalb des VDI Netzwerks „Frauen im Ingenieurberuf“ bestehen sehr viele Potenziale und es gibt viele Expertinnen auf unterschiedlichsten Gebieten. Diese Expertise möchten wir gerne bündeln und gemeinsam an den verschiedenen Themen arbeiten. Haben Sie eine Idee für eine Veranstaltung oder ein Thema, für das Sie Mitstreiterinnen suchen? Oder haben Sie Lust, an bestimmten Aktivitäten anderer Arbeitskreise mitzuwirken?

VDI-WoMentorING

Das Mentoring-Programm VDI-WoMentorING ist speziell darauf ausgerichtet, junge Ingenieurinnen zu unterstützen, die in den ersten sechs Jahren ihrer Berufstätigkeit stehen. Dazu tauschen Sie sich über ein Jahr in regelmäßigen Abständen mit Ihrer berufserfahrenen Mentorin aus. Die Mentorinnen geben ihr Erfahrungswissen weiter und lernen den Blickwinkel der Mentee kennen.

Fachliche Ansprechpartnerin:
Kathrin Sevink
Projektleiterin Frauen im Ingenieurberuf (FIB)
E-Mail: sevink@vdi.de 

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