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Weltkriegsbunker wird zum Musikclub

Hier entsteht im Bunker ein Dacefloor (Bild: Martin Wosnitza)

In Wuppertals Bahnhofsviertel, am Döppersberg in Elberfeld, wird derzeit eine Bunkeranlage in einen Musikclub umgebaut. Der VDI Bergischer Bezirksverein konnte Anfang Mai 2022 den aktuellen Stand der Bauarbeiten begutachten und die Anlage besichtigen.

Die 20 Teilnehmer/-innen aufseiten des Bezirksvereins wurden von Diplom-Ingenieur Holger Erke, dessen Büro Arntz Erke Architekten den Umbau begleitet, durch den Bunker geführt. Der Tiefbunker wurde 1940 begonnen und war mit der Fertigstellung 1942 der zweite Groß-Schutzraum in Wuppertal. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem der Bunker nur leicht beschädigt wurde, diente er als Notunterkunft, später – ab 1990, nach einer Renovierung – als Schutzort vor A-, B- und C-Kampfstoffen. In Betrieb ist er schon lange nicht mehr und geöffnet wurde er nur noch hin und wieder für Kunstaktionen oder Besichtigungsgruppen.

„Bunker-Club“ soll Publikum aus ganz NRW anziehen

Das änderte sich 2017, als die Brüder Markus und Thomas Riedel, letzterer ist Geschäftsführer der in Wuppertal ansässigen RIEDEL Communications GmbH & Co. KG, die Bunkeranlage erwarben. Seitdem wurde der gesamte Döppersberg im Rahmen einer städtischen Maßnahme umgestaltet. Befand sich früher über der Bunkeranlage der Wuppertaler Busbahnhof, ist dort heute eine Parkanlage mit zahlreichen Bungalows, die Standort für Einrichtungen, wie die Wuppertal Touristik, sind. Dazu passend soll der zukünftige „Bunker-Club“ nicht nur Wupperaler/-innen anziehen, sondern Publikum aus dem gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen.

1 000 Quadratmeter für 1 200 Gäste

Der Club soll im finalen Stadium etwa 1 000 Quadratmeter Fläche umfassen und Platz für bis zu 1 200 Gäste bieten. Einerseits für den Eingangsbereich, der als offener Innenhof gestaltet wurde, andererseits um die Raumhöhe anzupassen, mussten etwa 100 Betonklötze mit einem Gewicht von jeweils rund 20 Tonnen in tagelanger Arbeit herausgefräst werden. Im nächsten Schritt wurde eine neue Decke eingezogen, damit statt knapp über zwei Meter eine Raumhöhe von vier Metern erreicht werden konnte.

Das war bei weitem nicht die einzige Herausforderung auf der Baustelle, die Ende dieses Jahres abgeschlossen werden soll. Mit der Umgestaltung der Decke mussten weitere Elemente verstärkt und die Kabelführung innerhalb der Anlage angepasst werden. Zudem nutzt die im Bunker errichtete Lüftungsanlage Wasser aus der danebenfließenden Wupper zur Kühlung, was entsprechend entworfen und auch genehmigt werden musste. Zeitlich verzögert wurde das Projekt einerseits von der Coronapandemie und andererseits vom Hochwasser im Juli 2021.

Zwei Dancerooms werden umfassend gedämmt

Zentrales Thema für den auf elektronische Musik ausgerichteten Club ist jedoch die Akustik innerhalb der zwei Dancerooms, die über den Haupteingang, an dem sich zugleich Lobby und eine „Chill“-Area befinden werden, erreichbar sind. Um klaren Sound zu schaffen und den Hall, den die großen alten Bunkerräume verursachen, zu reduzieren, werden umfangreiche Dämmmaßnahmen umgesetzt – damit überirdisch nur wenig bis gar nichts zu hören sein wird. Darüber hinaus bleibt die eher „raue“ Optik des Bunkers erhalten. Die sanitären Anlagen werden als Unisex-Toiletten ausgestaltet.

Was den Gesamtinvestitionsrahmen angeht, halten sich die Verantwortlichen mit öffentlichen Äußerungen zurück.

„Vorhaben ist eine Bereicherung für die bergische Region“

Für Diplom-Ingenieur Heiko Hansen, der die VDI-Gruppe vor Ort führte, war die Besichtigung in mehrfacher Hinsicht interessant: „Die Nutzungsänderung eines Tiefbunkers in eine Veranstaltungsstätte ist kein Projekt ‚von der Stange‘, sondern erfordert in vielerlei Hinsicht hohe Ingenieurkunst. So sind für den Brandschutz, die Raumakustik oder auch für die Fachplanung der technischen Gebäudeausrüstung kreative Lösungsansätze erforderlich, die mit den spezifischen Gegebenheiten des baulichen Bestandes umgehen können. Das Vorhaben ist eine Bereicherung für die bergische Region und ein Beispiel, welche Möglichkeiten Bestandsbauwerke für eine zukunftsfähige Revitalisierung bieten können.“

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