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Deutscher Allergiekongress

Automatisiert Pollen erfassen

Bild: Juergen Faelchle/Shutterstock.com

Der Herbst ist da, und noch immer werden Millionen von Allergikern von tränenden Augen und juckender Nase geplagt. Denn Heuschnupfen ist eine Volkskrankheit. Daher treffen sich vom 24. bis 26. September Expert*innen zum 15. Deutschen Allergiekongress. Das vorrangige Ziel ist, die Lebensqualität von Allergiker*innen zu verbessern. Einen vielversprechenden Beitrag hierzu leisten aktuelle technologische Weiterentwicklungen bei der Erfassung allergierelevanter Pollen.

Sie entstehen ganz natürlich und dienen eigentlich der Fortpflanzung, doch die Immunabwehr vieler Menschen reagiert alarmiert auf Pollenkörner und Pilzsporen. Ursache sind die enthaltenen Proteinen, die bei Menschen und anderen Säugetieren Allergien mit weitreichenden Folgen verursachen können.

Allein in Deutschland leiden heute etwa 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung an allergischen Krankheiten, die mit einer Pollen- oder Sporenexposition in Zusammenhang stehen können. Dazu zählen die allergische Rhinitis, kreuzreaktive Nahrungsmittelallergien und allergisches Asthma bronchiale. Eine allergische Sensibilisierung, die symptomlose immunologische Voraussetzung und häufig Vorstufe einer solchen Erkrankung, ist bei einem Drittel der Bevölkerung nachweisbar, bei Heranwachsenden annähernd bei der Hälfte.

Die Krankheitsfolgen reichen von konzentrationsmindernden Symptomen mit Reizungen der Schleimhäute und der Atemwege bis zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. Luftgetragene Pollen und auch Sporen haben somit eine große medizinische und gesundheitsökonomische Bedeutung. Die Ausprägung der Symptome bei pollenallergischen Patientinnen und Patienten ist unter anderem von der Pollenkornmenge abhängig, der sie ausgesetzt sind.

„Für Allergolog*innen ist es viel bedeutsamer zu wissen, welche Pflanzen in der Region Pollen freisetzen, um dies im Pricktest zu berücksichtigen und eine korrekte Diagnose beziehungsweise individuelle Therapie des Betroffenen einleiten zu können“ sagt Dr. Stefani Röseler, Oberärztin im Allergie-, Asthma- und Anaphylaxiezentrum des Krankenhauses der Augustinerinnen in Köln und Vorsitzende des VDI-Richtlinienausschusses zur Pollenerfassung.

Pollenmonitoring verbessert Diagnose- und Therapiemöglichkeiten

Die derzeit in Deutschland eingesetzte Methode zur Erfassung von Pollen und Sporen arbeitet mit einem Probenahmegerät, das Luftstaubproben nimmt. Diese werden dann anschließend am Mikroskop auf die Pollen-/Sporenarten und -konzentrationen hin analysiert (siehe dazu auch VDI 4252 Blatt 4). Das Verfahren ist ein standardisiertes, langjährig bewährtes und wird weltweit eingesetzt. Allerdings kann die zeitnahe Bereitstellung aktueller Pollenflugdaten nur mit hohem personellem Aufwand sichergestellt werden, was vielerorts nicht umsetzbar ist. Daher liegen die tagesaktuellen Pollendaten oftmals erst mit deutlichem Zeitverzug vor.

Durch technologische Weiterentwicklungen rückt die Möglichkeit der Automatisierung der Pollenerfassung in den letzten Jahren in greifbare Nähe. Es wird erwartet, dass dadurch Pollenflugdaten sehr viel schneller verfügbar sein und damit auch Vorhersagen verbessert werden. Aktuell sind bereits verschiedene Pollenautomaten auf dem Markt, die mitunter sehr unterschiedliche Techniken einsetzen.

Der im Elektronischen Polleninformationsnetzwerk in Bayern verwendete Pollenmonitor arbeitet beispielsweise mit einer Bilderkennungssoftware. Andere Geräte verwenden Echtzeitlasermessung oder digitale Holografie. Im europaweit angelegten EUMETNET-Projekt „AutoPollen“ werden unter anderem verschiedene Pollenautomaten miteinander verglichen. Die Standardisierung der automatisierten Pollenerfassung spielt hier von Anfang an eine große Rolle. Diesen Prozess gestaltet der Bereich VDI Technik und Gesellschaft aktiv mit.

Die Hoffnung ist, durch die Automatisierung der Pollenerfassung die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für Betroffene zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Dies sei „ganz im Sinn der Teilnehmer des Deutschen Allergiekongresses, auch in Zukunft Allergiker in Deutschland besser behandeln zu können“, sagt Frau Röseler. 

Autorin: Ruth Heesen

Ansprechpartnerin im VDI:
Ruth Heesen
VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL)
Telefon: +49 211 6214-360
E-Mail-Adresse: heesen@vdi.de

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