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Stadtklima: Mehr als nur heiße Luft

Stadtklima und Luftqualität beeinflussen einander unmittelbar. Durch die zunehmende Verstädterung atmen immer mehr Menschen schadstoffbelastete Luft ein und leiden unter steigenden Temperaturen. Das kann die körperliche und psychische Gesundheit beeinträchtigen. Der VDI hat hier wirkungsvolle Gegenmaßnahmen parat.

In den Städten ist es fast immer wärmer als im Umland. Durch die globale Klimaerwärmung verstärkt sich dieser Effekt zusätzlich. Das hat klimatische und lufthygienische Veränderungen zur Folge: das Stadtklima. Dichte Bebauung, fehlende Vegetation, Luftschadstoffe aus Autos und Heizungsanlagen sowie Abwärme – all das kann zu gesundheitlichen Schäden der Stadtbewohner führen, unter Umständen sogar die Lebenszeit verkürzen.

Hitze stresst Körper und Geist

Hitzebedingte Gesundheitsschäden und Todesfälle werden bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich zunehmen, so die Meinung von Experten der VDI-Initiative Stadt:Denken. Grund dafür ist unter anderem die Zunahme von Hitzewellen. Sie werden voraussichtlich länger dauern und höhere Temperaturen erreichen: Bis zu zehn Tage mit Temperaturen von knapp 37 Grad werden in Zukunft keine Seltenheit mehr sein. Die damit einhergehende, fehlende Nachtabkühlung behindert den erholsamen Schlaf. Eine über Tage andauernde Hitzeeinwirkung kann dem menschlichen Körper schaden. Das gilt insbesondere für Menschen mit chronischen Vorerkrankungen. Und die Angst vor den Folgen des Klimawandels kann auf Dauer die Psyche von Stadtbewohnern belasten.

Steigende Temperaturen aktivieren zudem die Bildung bestimmter Schadstoffe und erhöhen deren Konzentration: allen voran Ozon, das sich im Zusammenspiel von Sonnenlicht und Abgasen bildet.

Gleiches gilt für die Konzentration von Schadstoff-Partikeln und allergieauslösenden Pollen. Klimaveränderungen und Pollenbelastung bedingen einander direkt proportional. Höhere Lufttemperaturen verstärken die Freisetzung bestimmter, allergieauslösender Pollen aus den Pflanzen. Dabei ist weniger die Konzentration ausschlaggebend. Viel entscheidender ist die Kombination mit Feinstaub, Dieselpartikeln und die Aufwirbelung an den Straßen. Durch reduzierte Regenwasserversickerungen und eingeschränkte Verdunstung ist die Luftfeuchtigkeit in Städten außerdem geringer, was die negativen Effekte zusätzlich stützt.

Was Stadtbewohner einatmen

Ein Cocktail von Partikel-Emissionen aus Verkehr und Industrie sowie privaten Heizungsanlagen ist fester Bestandteil der Luft, die Städter täglich einatmen: Stickstoffoxide, Feinstäube, aber auch Ammoniak und Ozon. Hinzu kommen klimawirksame Gase, wie Kohlendioxid und Methan. 

Grundsätzlich geht die städtische Luftbelastung seit Jahren kontinuierlich zurück, variiert aber innerhalb der Städte lokal sehr stark. Art und Standort der Luft-Messstellen spielen eine entscheidende Rolle, um aussagekräftige Ergebnisse zur Schadstoffbelastung zu erhalten. Während die Stickoxid- und Staubemissionen abnehmen, steigt die mittlere Ozon-Belastung.

Mehr Grün in Städten

Die Natur selbst bietet hier effektive Gegenmaßnahmen: Mehr Bäume verbessern die Luftqualität entscheidend. Sie sind natürliche Luftfilter, die über ihre Blattoberflächen gasförmige Luftverunreinigungen aufnehmen und Stäube binden. Aber nicht nur das: schattenspendende Bäume haben positiven Einfluss auf das gesamtstädtische Leben. Grüne Inseln tun Körper und Seele gut und fördern das Wohlgefühl der Stadtbewohner.

Stadtklimaforscher und Stadtentwickler arbeiten gemeinsam an klimatisch und lufthygienisch lebenswerten Städten mit mehr Raum für die Natur. Messergebnisse zu Lufttemperatur und -feuchte, Niederschlag und Wind liefern hier die erforderlichen Basisdaten. Die Effekte einzelner Gebäude, Parks, ja sogar von einzelnen Baumgruppen können so nachgewiesen werden.

Steinwüsten weichen Grünflächen. Locker angeordnete Gebäude ersetzen die geschlossene Bebauung mit tiefen Straßenschluchten – ein ausreichender Luftaustausch zwischen Stadt und Umland kann stattfinden. Diese Maßnahmen verbessern die Luftqualität und senken die Oberflächentemperaturen. Großflächige Fassaden- und Dachbegrünungen tun ihr Übriges. Dadurch wird ganz nebenbei auch Energie für die Kühlung und Erwärmung von Gebäuden eingespart.

Hier erhalten Sie die VDI-Initiative Stadt:Denken 2019 als Download.

Die VDI/DIN Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) – Normenausschuss erarbeitet in ihren Fachbereichen unter anderem Richtlinien zu den Themenkomplexen „Stadtklima“ sowie „Messung und Bestimmung von Luftschadstoffen“: 

An der VDI-Initiative Stadt:Denken haben neben haupt- und ehrenamtlichen Experten des VDI auch Vertreter aus dem Hochschul- und Unternehmensbereich sowie Stadtentwickler und Kirchenrepräsentanten mitgewirkt.

Autorin: Alice Quack

Redaktionelle Bearbeitung: Thomas Kresser

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