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Verbundprojekt „BienABest“

Ingenieur*innen und Wildbienen - Technik und Naturschutz erfolgreich vereint

Bild: Sabine Leisten
Hylaeus Männchen (Maskenbiene) auf Malve

Der Schutz von Wildbienen sichert die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Nicht nur die Honigbiene, sondern auch die Wildbienen sind für die Bestäubung vieler Nutzpflanzen wie Obstbäume, Beerenpflanzen sowie Ackerfrüchte verantwortlich. Insekten bestäuben fast 80 Prozent der heimischen Wild- und Nutzpflanzen. Doch was passiert, wenn diese Bestäubungsleistung sinkt oder gar ganz aufhört? Wirkungsvolle Gegenmaßnahmen erarbeiten der Verein Deutscher Ingenieure und die Universität Ulm in ihrem Projekt „BienABest“ und werden dabei prominent unterstützt.

Zusammen mit der Universität Ulm engagiert sich der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) seit 2017 im Projekt „BienABest“. Der VDI-Fachbereich Biodiversität koordiniert dieses Verbundprojekt, das Technik und Naturschutz in optimaler Zusammenarbeit vereint. Mit dem Ziel, den Rückgang der Wildbienen zu stoppen und ihre Bestäubungsleistung nachhaltig zu sichern, wird das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. 
 

Für die biologische Vielfalt von heute und morgen

Fast die Hälfte der in der Roten Liste bewerteten Wildbienenarten in Deutschland sind in ihrem Bestand gefährdet oder schon ausgestorben. Neben den in Deutschland beheimateten über 560 Wildbienenarten profitieren auch andere blütenbesuchende Insekten wie Schmetterlinge und verschiedene Käferarten von den Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel neu angelegte Blumenwiesen. Der Wert dieser Insekten und insbesondere der Wildbienen für die Bestäubung und damit die Nahrungsmittelproduktion kann nicht hoch genug geachtet werden: Die Bestäubungsleistung durch Tiere wird laut dem Weltbiodiversitätsrat auf jährlich zwischen 235 und 577 Milliarden US-Dollar geschätzt. Pestizide, vor allem Insektizide, aber auch der Klimawandel gefährden diesen tierischen Beitrag zur Welternährungssicherung zunehmend. Kein Wunder also, dass der alarmierende Rückgang der Insekten sogar auf höchster politischer Ebene beachtet wird.

Wir schätzen – und schützen – nur das, was wir kennen

Nachhaltige Schutzmaßnahmen setzen eine valide Datengrundlage voraus. Was liegt da näher, als eine Bestimmungs-App für Wildbienen? Dem aktuellen Trend, Tiere und Pflanzen per App zu bestimmen, haben sich die beauftragten Entwickler aus dem Hause Sunbird Images angeschlossen und ihre bisherigen Erfahrungen in die Programmierung der „Wildbienen Id BienABest“ einfließen lassen.

Vorgestellt wurde diese neue App am 28. Juni 2021 in Aachen im Rahmen der Sommerreise von Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Zuvor war „BienABest“ bereits Teil des digitalen VDI-Stands auf der Woche der Umwelt, die jährlich im Juni von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgerichtet wird.

Die App unterstützt die bestandsschonende Bestimmung von Wildbienen. Mit ihrer übersichtlichen Struktur und zahlreichen hochaufgelösten Fotos ist es möglich, schnell die richtige Art und die Beschreibung der beobachteten Wildbienen ausfindig zu machen: Zottige Schmalbiene (Lasioglossum villosulum), Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) oder Rotfühler-Wespenbiene (Nomada ruficornis) – diese und weitere kurios klingende Arten finden sich in der kostenlose Basisversion der App mit den 100 häufigsten und auffälligsten Wildbienenarten Deutschlands.

Die mit der App erfassten Daten könnten zukünftig sogar Hinweise liefern, wie sich der Wildbienenbestand in Deutschland entwickelt. Empfohlen wird die App unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung, die seit mehr als 25 Jahren Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen bewahrt.

Umfassendes Engagement zum Schutz der Wildbienen

Der VDI ist seit Langem im Umwelt- und Naturschutz aktiv: Nicht nur durch die VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) – Normenausschuss, sondern mehr und mehr auch im VDI-Fachbereich Biodiversität, GVO-Monitoring und Risikomanagement, in dem das Projekt „BienABest“ angesiedelt ist.

Bereits 2012 hatten VDI-Expertinnen und -Experten im Rahmen der Richtlinienarbeit auf das Insektensterben und den Wildbienen-Rückgang aufmerksam gemacht. Seitdem ist viel passiert: Neben der vom Projekt „BienABest“ entwickelten Wildbienen-App wird in den VDI-Fachgremien die Forschung zum Erhalt der Insektenvielfalt vorangetrieben.

So beschäftigt sich die Richtlinie 4332 Blatt 1 mit dem Monitoring der Umweltwirkungen gentechnisch veränderter Organismen, unter anderem auf Wildbienen. In der Richtlinienreihe VDI 4340 zur Biodiversität von Wildbienen, die im Rahmen von „BienABest“ entwickelt wird, geht es um den gezielten Schutz heimischer Wildbienenarten und ihre bestandschonende Erfassung. Blatt 4 wird aktuell erstellt und richtet sich mit der Standardisierung von Schulungsangeboten an Personen, die im Rahmen eines Monitorings langfristig die Wildbienen-Diversität erfassen sollen.
Unter dem Titel „Wildbienenschutz gemeinsam gestalten“ rundet am 3./4. November in Bonn ein digital durchgeführtes Expertenforum des Projekts „BienABest“ das VDI-Engagement für die Wildbienen im Jahr 2021 ab. 

Alle können einen Beitrag leisten – praktische Tipps des VDI

Ganz praktische Tipps für alle gibt der VDI im Rahmen des „BienABest“-Projekts beispielsweise zum bienenfreundlichen Gärtnern egal, ob auf dem Land oder in der Stadt, ob im Garten oder auf dem Balkon: Es ist leicht umzusetzen, wenn heimische Pflanzen und Kräuter mit verschiedenen Blühperioden zum Einsatz kommen und konsequent auf Pestizide verzichtet wird. Da die meisten der Wildbienenarten bodenbrütend sind, sind Sandhaufen und unbearbeitete, offene Böden als Nisthilfe optimal. Im Garten sollte besser erst im Frühjahr aufgeräumt werden, weil Stängel von Stauden, ge-nau wie die von Weiden, Schlehen oder Beerensträuchern, wertvollen Raum für hohlraumbrütende Wildbienenarten bieten.

Wer mehr dazu wissen möchte, dem sei das im Jahr 2021 erschienene Buch „Bienen retten. Wildbienenfreundliche Projekte für Balkon, Terrasse und Garten“ empfohlen. Und um bereits die Jüngsten für Wildbienen und deren Schutz zu begeistern, führt das im Projekt „BienABest“ erarbeitete aktuelle VDIni Magazin „Wildbienen“ spielerisch an diese existenziell so wichtige Thematik heran.

Das Projekt „BienABest“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Si-cherheit (BMU) gefördert. Weiterhin wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, BASF SE und der Bayer AG finanziell unterstützt.  

Autorin: Alice Quack

Ansprechpartnerinnen im VDI:
Dr.rer.nat. Ljuba Woppowa
Verbundkoordinatorin und Projektleiterin, projektbegleitende Standardisierung
VDI-Fachbereich Biodiversität, GVO-Monitoring und Risikomanagement
E-Mail-Adresse: woppowa@vdi.de 

Dr.rer.nat. Heike Seitz
VDI Technologiezentrum GmbH
Bereich Gesundheit, Nachhaltigkeit und Energie, Teilbereich Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie
E-Mail-Adresse: seitz@vdi.de 
 

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