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Wettbewerb

VDI-Racing-Camp: Das Event vor dem Event

Bild: VDI e.V.

Letzte Woche war es wieder soweit. Vom 22.06 bis 25.06.2023 wich am LaSiSe in Selm das Froschquaken dem Quietschen der Reifen. 19 Teams aus ganz Deutschland reisten zum 3. VDI-Racing Camp powered by norelem. Das ganze Wochenende wurde geschraubt, geklebt und diskutiert. Von Strahlsund bis runter zum Bodensee hatten sich die Teams auf den Weg nach Selm gemacht, um ihre Wagen im Vorfeld der offiziellen Formula Student Saison zu testen.

Während am Donnerstag noch bei Starkregen erste Teilnehmende ihre Zelte räumen mussten, schien für die restlichen Tage die Sonne. So konnten die über 250 Studierenden und Alumni fachsimpeln und ihre Erfahrungen austauschen. Es wurde an 13 E-Fahrzeugen und vier klassischen Verbrennern geschraubt. „Das Event ist super für uns, völlig ohne Druck und Konkurrenz können wir uns austauschen und auch aushelfen. Wir haben sehr vom Team in der Nachbarbox profitiert. Als wir ankamen, hatten wir noch Probleme mit der Steuerung und den Bremsen und heute schaffen wir es tatsächlich auf die Strecke.“, freute sich ein Mechaniker.

Netzwerk und Wissenstransfer

Denn Ziel des VDI-Racing-Camp ist nicht ein Wettrennen mit möglichst schnellen Boliden, sondern die gute Vorbereitung der Teilnehmenden auf den Konstruktionswettbewerb Formula Student. So nutzen auch Teams, die noch in der Gründungsphase stecken das Event, um Kontakte zu knüpfen und möglichst viel Know-how der erfahrenen Gruppen mitzunehmen.

„In diesem Jahr waren wieder innerhalb von 5 Minuten alle Plätze und die Warteliste voll. Da wissen wir, dass die Teams sich genauso auf das Event freuen, wie wir.“, so Christof Kerkhoff, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, „Darum werden wir auch im nächsten Jahr wieder Teams einladen, sich in Selm zum Schrauben und Austauschen zu treffen.“

Scrutineering

Die Teams können in ihren Boxen in der Halle schrauben, kleben und basteln. Und sich im Anschluss den Alumni präsentieren. Dabei spielt nicht nur das fahrende Ergebnis eine Rolle, sondern genauso andere Bereiche, wie der Businessplan, Marketing und Organisation. Beim Scrutineering nehmen die früheren Teilnehmer dann die Rennwagen ab. Erst wenn die technischen Grundvoraussetzungen erfüllt sind und die Sicherheit für den Fahrer gegeben ist, dürfen die Wagen im letzten Schritt dann wirklich auf die Rennstrecke.

Aber geht es im eigentlichen Wettbewerb, der Formula Student, um Wettkampfpunkt und Konkurrenz, stehen hier in Selm der Austausch und die Verbesserung der Wagen im Vordergrund. Stefan Lübbecke, Alumnus aus Paderborn, stand selbst 5 Jahre als Teilnehmer mit seinem Team auf dem Prüfstand. Heute ist er als Juror mit dabei: „Wenn’s hier weh tut, ist es nicht so schlimm. Wir verhelfen den Teilnehmenden so zu optimaler Vorbereitung für das eigentliche Event.“ Er weiß, dass die Teams im Normalfall nur Rückmeldungen der Ehemaligen ihrer Universitäten bekommen und sehr von den verschiedenen Ansätzen der Judges in Selm profitieren.

Automobiltechnik der Zukunft

Einige Rennteams ließen in ihren alten Wagen ausnahmsweise einen teamfremden Fahrer ans Steuer. Denn Motorjournalist Alexander Bloch von der Motorpresse Stuttgart war mit einem Kamerateam vor Ort, um in einem neuen „Bloch erklärt“ über die „Automobiltechnik in der Zukunft“ zu berichten. Hier kam er auch mit den Konstrukteurinnen und Konstrukteuren von morgen ins Gespräch.

Die Ausstattung der Teams ist von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich. Es gibt kleine Teams mit mehreren Generalisten, die viele Bereiche übernehmen und neben der Arbeit in der Werkstatt auch Sponsoren suchen und es gibt Teams, die bereits hochspezialisiert sind und über eine bessere auch finanzielle Ausstattung verfügen.

So freute sich ein Team besonders über die Veranstaltung in Selm: „Viele Teams gerade in Süddeutschland haben viel mehr Chancen auf zum Teil individuelle Testevents. Darum ist die Veranstaltung hier gerade für uns kleineren Gruppen aus der Gegend besonders wertvoll.“

Am Sonntag fuhren dann die letzten Boliden über die Piste, bevor das gesamte Equipment vom Wagen bis zur Werkstatt wieder verpackt werden musste. Bei glühender Hitze machten sich die Teams auf die zum Teil sehr langen Heimwege.

Da es aber immer etwas zu Schrauben und zu Testen gibt, werden wir auch im nächsten Jahr wieder die Schranken öffnen und den Racing-Teams die Chance auf ein Scrutineering bieten und freuen uns aufs Schrauben, Kleben und Netzwerken beim 4. VDI-Racing Camp im Juni 2024, wenn wieder viele Teams in der Halle schrauben und dann idealerweise auch auf der Strecke am LaSiSe ihr Fahrzeug testen.

Autorin: Gudrun Huneke

Fachlicher Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Christof Kerkhoff
Geschäftsführer der
VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
E-Mail: kerkhoff@vdi.de

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