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Bild: VDI e.V.

VDI-Policy Briefing

Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe neu denken

VDI-Policy Briefing Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe neu denken

Eine Circular Economy für Kunststoffe braucht systemische Lösungen

Die Transformation zu einer zirkulären Wertschöpfung von Kunststoffen bedeutet einen fundamentalen Wandel für sämtliche Kreislaufbeteiligte. Innovationen in jeder einzelnen Branche sind zwar wichtig, aber letztlich wird der Kreislauf nur geschlossen werden können, wenn alle Kreislaufstufen ineinandergreifen, damit am Ende aus Rezyklaten neue Kunststoffe entstehen können.

Voraussetzung dafür ist ein Dialog zwischen allen Wertschöpfungsstufen, aber auch Gesellschaft, Wissenschaft und Politik. Die Potenziale jeder Stufe zur Kreislaufschließung und die dabei entstehenden Hürden müssen erfasst und abgewogen werden. Der Round Table des VDI hat hierzu ein White Paper veröffentlicht. Das Erreichen gemeinsamer Zielvorgaben braucht wirksame politische Rahmenbedingungen, um Verlässlichkeit und Planbarkeit der Transformation zur Kreislaufschließung zu schaffen.

Beim Policy Briefing am 22. September 2022 hat der VDI in Berlin gemeinsam mit den Berichterstatter*innen für Kreislaufwirtschaft der Regierungsfraktionen Thews, Skudelny und Detzer und der Union Simon diskutiert. Als Expert*innen des VDI-Round Table standen Frau Nitz (Covestro) und die Herren Wiener (DSD – Grüner Punkt), Ohlendorf (WWF) und Orth (VDI-GME) den MdB und ihren Mitarbeiter*innen zur Verfügung.

Systemischer Blick auf den Kreislauf

Eröffnet wurde das Frühstück mit einer der Kernaussagen des Round Table: Es braucht eine systemische Sichtweise auf die Kreislaufwirtschaft als Voraussetzung für die Transformation. Nur durch dieses neue Denken und Handeln können Kunststoffe im Kreislauf geführt werden. Sämtliche Stufen des Kreislaufs von der Rohstoffproduktion der Chemie und der Kunststofferzeugung über die Verarbeiter, Anwender, den Handel bis hin zu den Entsorgern und Recyclern müssen künftig gemeinsam ein Verständnis und Bewusstsein für das Handeln der anderen entwickeln.

Bei den Teilnehmenden herrschte Einigkeit, dass es nicht länger ausreicht, wenn nur einzelne Kreislaufstufen ausschließlich branchenintern und isoliert voneinander ihre Wertschöpfung vorantreiben. Stattdessen müssen Abhängigkeiten in der Kreislaufwirtschaft erkannt werden und eine Zusammenarbeit stattfinden, damit Kreisläufe tatsächlich geschlossen werden können. Die Branchen-Expert*innen signalisierten, dass diese branchenübergreifende Perspektive auch die Politik in Zukunft aktiv verfolgen muss, um den Wandel zu einer Circular Economy zu unterstützen und vor allem zu gestalten.

Insbesondere braucht es einen Perspektivwechsel in der Politik: weg vom Fokus auf die Abfallwirtschaft als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft hin zum Blick auf das gesamte System. Die Gesetzgebung muss eine kreislaufgerechte Regulierung für alle Stufen schaffen und Vorreiter aus den einzelnen Kreislaufstufen aktiv fördern, appellierten die Vertreter*innen aus den Schlüsselbereichen der Kunststoffwirtschaft.

Ebenso unterstrichen die Teilnehmenden, dass Kunststoffe als wiederverwendbare Rohstoffe verstanden und genutzt werden müssen. Das Lebensende eines Produkts aus Kunststoff darf nicht weiterhin die vielfache Vernichtung des Materials und Emission des gebundenen Kohlenstoffs in die Umwelt bedeuten. Die Berichterstatter*innen spiegelten diese Sichtweise. Insbesondere, dass durch eine Verwertung und Aufarbeitung zum Sekundärrohstoff eine größere Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und eine effektive Ressourcenschonung möglich wird.

Zudem wurden am Tisch technische Innovationen als zentraler Bestandteil einer umfänglichen Transformation diskutiert. Sie bestimmen die Zukunft von Rezyklateinsatz bei der Produktherstellung und insbesondere Verwertung. Die Möglichkeiten des mechanischen und chemischen Recyclings wurden hierbei aus den unterschiedlichen Sichtweisen der Teilnehmenden beleuchtet und diskutiert.

Intelligente Lenkungsinstrumente und wirkungsvolle Rahmenbedingungen

Von den VDI-Round Table Mitgliedern wurde zudem der Vorschlag des White Paper, einen intelligenten Mix aus produktspezifischen Rezyklateinsatzquoten, polymerspezifischen Substitutionsquoten und ökonomischen Instrumenten zu entwicklen, an die MdB herangetragen. Es gelte insbesondere für Unternehmen durch diese konkreten und langfristigen Vorgaben Verlässlichkeit für Investitionen zu schaffen und Planbarkeit zu erzeugen. Konkrete Zielvorgaben müssen für alle Kreislaufteilnehmende transparent ersichtlich werden. Ziel des weiteren politischen Dialogs sollten, so waren sich die Teilnehmer*innen beim Frühstück einig, wirkungsvolle Lenkungsinstrumente und Rahmenbedingungen sein, um ein Level-Playing-Field von fossilen und Sekundär-Rohstoffen zu ermöglichen und wettbewerbsgerechte Anreize für diese Entwicklung zu setzen.

Fotogallerie zum Policy Briefing am 22. September 2022

Michael Krüss
Ihr Ansprechpartner

Michael Krüss

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