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Neujahrsempfang des VDI Ruhrbezirksvereins

Foto: Julia Hahn

Rund 100 Besucher begrüßte der VDI Ruhrbezirksverein zum ersten großen Mitgliedertreffen nach der Corona-Pandemie.

Lange hat es gedauert, bis solch ein Treffen nach der letzten Feier im Jahr 2020 möglich war. Umso größer war die Freude bei den zahlreichen Mitgliedern des VDI Ruhrbezirksvereins (RBV) und ihren Begleitungen, sich wieder im feierlichen Rahmen zu treffen. Am 21. Januar 2024 trafen sich rund 100 geladene Gäste der Ingenieur*innen-Vereinigung im malerischen Sengelmannshof in Essen-Kettwig.

Professorin Katja Rösler, seit Anfang Mai vergangenen Jahres die RBV-Vorsitzende, stellte sich bei ihrem Grußwort zunächst den Teilnehmer*innen der Veranstaltung vor und resümierte jüngste Vorträge, Besichtigungen und weitere Events auf lokaler und bundesweiter Ebene. Anschließend berichteten die Leiter*innen der Arbeitskreise über aktuelle und künftige Projekte ihrer Gremien. Danach gab Katja Rösler einen Überblick über die VDI-Fokusthemen der vergangenen Jahre: automatisiertes Fahren, KI und autonome Systeme, zirkuläre Wertschöpfung, Herausforderungen durch Klimaschutz, Klimaanpassung und Energiewende. Schließlich blickte die RBV-Vorsitzende auf Veranstaltungen des ersten Quartals 2024. Einen Überblick dazu finden alle Interessierten auf der VDI-RBV-Website unter Veranstaltungen.

Ist Fußball gerecht?

Als Hauptprogrammpunkt erwartete die Gäste ein spannender und launiger Vortrag von Metin Tolan. Er war von 2001 bis 2021 Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund und übernahm danach das Amt des Präsidenten der Universität Göttingen. Im „Nebenfach“ ist Tolan bekannt als Autor und Kabarettist, wobei er humoristisch und wissenschaftlich Phänomene aus den Welten des Sports, Fernsehens und Films betrachtet. Beim Neujahrsempfang des Ruhrbezirksvereins widmete er sich der Physik des Fußballs unter dem Motto „Manchmal gewinnt der Bessere“. Dieses Zitat des ehemaligen Nationalspielers und Weltmeisters Lukas Podolski ist auch der Titel eines seiner Bücher.

„Sie bekommen jetzt von mir Angeberwissen, werden dadurch aber keine besseren Fußballer“, versprach Professor Tolan augenzwinkernd zu Beginn seines Vortrags und zeigte sogleich auf, welche Tatsachen des hierzulande populären Ballsports ganz objektiv gelten. Am wichtigsten: Das Spielfeld umfasst etwa 7.000 Quadratmeter Fläche und daraus lässt sich die optimale Spielerzahl für spannende Matches berechnen. Etwa zehn Feldspieler pro Team sind – wie nach dem Regelwerk üblich – tatsächlich die beste Zahl. Frauenteams bräuchten eigentlich zwei Spielerinnen mehr, um in Sachen Tempo und Kraft mit den Männern gleichzuziehen.

Dann ging Metin Tolan ausführlich der Frage nach, ob es gerecht im Fußball zugeht und wie viel Glück bei diesem schwer messbaren Sport im Spiel ist. Sein Fazit: Gerechtigkeitsliebhaber sollten lieber Tennis oder Handball spielen … oder die Tore müssten vergrößert werden, damit der statistische Wert von durchschnittlich drei Treffern pro Match übertroffen wird und sich die Chancen aller Teams etwas mehr angleichen.

Geld schießt doch Tore

Für Freunde der Physik und Mathematik gab es weitere interessante Überlegungen und Fakten, mit denen Phänomene des Fußballs klarer werden. Erstaunlich ist, dass die Anzahl geschossener Tore in den ersten 50 Bundesliga-Spielzeiten einer Poisson-Verteilung folgen, genauso wie der Zerfall radioaktiver Stoffe. Und das die deutsche Nationalmannschaft im Jahr 2014 den Weltmeistertitel gewann, entsprach tatsächlich der größten Wahrscheinlichkeit, die sich aus den Qualifikationsergebnissen aller Teams berechnen ließ.

Metin Tolan ging zuletzt der Frage nach, welche Parameter über Erfolg beim Fußball entscheiden. Weder die Anzahl der Tore, „Glück“ oder „Pech“ sind es. Die höchste Korrelation für Triumphe an Saisonenden besteht offenkundig in den Marktwerten aller Spieler der Teams. Professor Tolan stellte aber fest, dass bei allen Versuchen, die Verläufe und Ergebnisse des Fußballs prognostizieren zu wollen, letztlich „die Leute zu den Spielen kommen, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“. Dies wusste auch schon der legendäre Nationaltrainer Sepp Herberger.

Nach dem wissenschaftlichen Kulturprogramm nutzten die Gäste noch ausgiebig die Gelegenheit zu Diskussionen und zum Gedankenaustausch –bei leckerem Essen und Getränken.

Text: Robert Helmin

Fotos: Julia Hahn

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