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Besuch im Verbundwasserwerk Essen-Überruhr

Foto: Dr. Heiner Hahn

Am 25. Januar 2023 besuchte der Arbeitskreis „Fahrzeug- und Verkehrstechnik“ des VDI Ruhrbezirksvereins das Verbundwasserwerk Essen. Diese Anlage ist seit 2016 in Betrieb und zählt zu den größten und modernsten Trinkwasserlieferanten dieser Art in Europa. Der Name „Verbundwasserwerk“ rührt daher, dass die 2002 gegründete Wassergewinnung Essen GmbH die beiden bislang autark betriebenen Wasserwerke Essen-Überruhr und Essen-Horst/Burgaltendorf zu einem Verbundwasserwerk zusammengeführt hat. Dabei wurden die bestehende Aufbereitungstechnik durch weitere Verfahrensschritte ergänzt und damit ein sogenanntes Multi-Barrieren-System geschaffen. Das Gewinnungs- und Aufbereitungskonzept der Trinkwassergewinnung in Essen kam auch unter dem Einfluss der im Jahr 2006 unterzeichneten Arnsberger Vereinbarung und der vorhergegangenen Verunreinigung des Ruhrwassers mit der Chemikalie PFT (Perfluorierte Tenside) zur Ausführung.

Ganze zwei Kilometer mussten die Teilnehmer erst einmal mit dem Auto von der Pforte bis zum Empfang zurücklegen, was die riesigen Ausmaße allein der Wassergewinnung in Überruhr erahnen lässt. Andreas Lütz, der stellvertretende Werkleiter und Leiter der Wasseraufbereitung, begrüßte uns im Gebäude der Wasseraufbereitungsanlage 1 (WAA1) und stellte uns zunächst auf einem großen Touch-Display die Gesamtanlage und das Versorgungsgebiet für über eine Million Menschen vor. Schon zu Beginn wurde er mit Fragen überhäuft, da unter den VDI-Besuchern etliche Teilnehmer mit guten Vorkenntnissen waren.

Anhand einer Übersicht, einem bebilderten Ablaufdiagramm erklärte Herr Lütz ausführlich die einzelnen Prozessschritte von der Rohwasserentnahme in der Ruhr in Essen-Burgaltendorf bis hin zur Verteilung an die Verbraucher. Das Rohwasser durchläuft zunächst die Aufbereitungsstufen Sedimentation, Schnellfiltration und Langsamsandfiltration. Bei diesem bewährten Verfahren der künstlichen Grundwasseranreicherung werden durch biologische, physikalische und chemische Vorgänge Schadstoffe zurückgehalten und abgebaut.

Praktisch schon sauber wird dann das Wasser in Essen-Horst zur Wasseraufbereitungsanlage WAA1 nach Überruhr gepumpt. Zusammen mit dem Uferfiltrat aus der Wassergewinnungsanlage Überruhr durchläuft es dort zunächst die Aufbereitungsstufen Ozonung, Flockung (bedarfsweise) und Mehrschichtfiltration, bevor es der WAA2 zugeführt wird.

Höhepunkt der Führung war dann der Gang zur einige hundert Meter entfernten WAA2. Dort wurden alleine 17.000 Quadratmeter Beton verbaut sowie 10 Kilometer Rohrleitungen und 250 Armaturen. Andreas Lütz schloss das riesige Gebäude auf und demonstrierte dort hautnah die weiteren Aufbereitungsschritte wie Adsorption mittels Korn-Aktivkohle (710 Tonnen in den Becken), physikalischer Entsäuerung und UV-Desinfektion. Diese Aufbereitungsstufen arbeiten komplett chemikalienfrei und ersetzen die bisherige Entsäuerung mit Natronlauge und die Desinfektion mittels Chlordioxid. Der integrierte Reinwasserbehälter hat ein Fassungsvermögen von 15.000 m3 und dient als Vorlage für die weiteren Pumpwerke.

Auch viele Begriffe wie zum Beispiel Flockung, Ozonierung oder die Frage einer Teilnehmerin, was ein Düker ist, wurden anschaulich erklärt. Es war eine sehr spannende und informative Exkursion mit vielen Motiven zum Fotografieren. 

Dr. Heiner Hahn

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