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Wo das Wetter gemacht wird - Exkursion zum Deutschen Wetterdienst

Wo das Wetter gemacht wird - zu Besuch beim Deutschen Wetterdienst in Holzhausen

Was kann wohl passender sein bei 35,8 Grad, als eine Exkursion zum Deutschen Wetterdienst? Wussten Sie, dass ein Tag mit 25 Grad ein "Sommertag" ist? Dass erst ab 30 Grad ein Tag heiß ist und eine Nacht mit 23 Grad "Tropennacht" genannt wird? Trotz der für den 20. Juli angesagten "heißen" Temperaturen und einiger Absagen, war unsere Besichtigungsgruppe groß geblieben. 21 Männer und Frauen hatten den Weg nach Holzhausen mit Bus, Rad oder Auto gemeistert. Sogar aus Dresden und aus Zwickau kamen unsere Exkursionsteilnehmer angereist! Fast alle ausgestattet mit Hüten und Schirmen zum Schutz gegen die Sonne.

Im Schatten der Bäume gegenüber der Pforte des DWD hieß uns Petra Fude willkommen. Seit 40 Jahren ist sie in der Wetterbeobachtung beim DWD tätig. Sie führt uns heute sachkundig und mit der Witterung entsprechendem trockenem Humor zunächst über das Messfeld.

Wir hörten den Begriff Englische Hütte und lernen dass diese Messstation (siehe Bild rechts) und viel Augenbeobachtung heute durch hochtechnische Geräte mit Lasern und Sensoren ersetzt werden. Auf den meisten Messfeldern wie diesem, ist alles digitalisiert. Ein hohe Mast misst Richtung und Geschwindigkeit des Windes mit Ultraschalltechnik. Ein Streulichtsensor misst die Sichtweite und gibt damit auch Aufschluss über Luftfeuchte. Solche Technik kommt auch an Landebahnen zum Einsatz. Die Schneehöhenmessung wird punktuell auf einem sog. "Hoverboard" mit Laser genommen. Auch heute erscheint der rote Punkt auf der Steinfläche. Ein Laser-Niederschlagsmonitor zeigt die Art des Niederschlags und der Niederschlagswächter misst dessen Dauer. Im Hellmann oder auch Rainy genannten Gerät (siehe Bild unten links) retten wir erst einen Käfer und erfahren dann dass dieses Gerät die Regenmenge mit einer Wippe misst. Überhaupt haben alle Geräte jahrelange Entwicklungsphasen und bauliche Veränderungen hinter sich, denn die Messungen müssen auch bei jedem Wetter (!) und jeder Naturbeeinflussung bspw. durch Spinnennetze, hineinfallende Insekten oder - pardon - scheißender Vögel korrekt sein.

Nicht nur was von oben kommt, wird hier gewogen und vermessen, sondern auch, was davon im Boden ankommt und verbleibt. Für die Agrarmeteorologie ist die Beobachtung der Bodenfeuchte ein wichtiger Aspekt. Hier wird die Bodentemperatur sowie die Bodenfeuchte an der Oberfläche und in verschiedenen Tiefen genommen (siehe zweites Bild von links). Und an einem Feld wird die Grasbrandfläche beochchtet (siehe drittes Bild von links).

So interessant sind die einzelnen Messfelder und hochmodernen Messgeräte, dass man die Gluthitze kaum spürt. Dennoch ist es eine Wohltat nach einer Dreiviertelstunde das deutlich kühlere Gebäude zu betreten. Dankbar nehmen wir Platz im großen Vortragsraum. Dort führt uns Frau Fude einen Abriss über die 70jährige Geschichte des Deutschen Wetterdienstes vor. Und wir überprüfen gemeinsam die Beobachtungen auf dem Messfeld anhand der Auswertungen der soeben besuchten Geräte im ILM Monitoring:

Außentemperatur: 32,3 Grad
Bodenoberflächentemperatur: 35 Grad
Bodentemperatur 1 m Tiefe: 20 Grad (früher waren das i.d.R. 16/17 Grad)
Windgeschwindigkeit: (aus Süden) 2,4 bis 4,7 km/h
Zirrus-Wolken in 9.900 m Höhe

 

Wie entsteht eine Wettervorhersage

Dann übernimmt ihr Kollege Florian Engelmann, einer der sechs hier tätigen Meteorologen. In zwei Schichten teilen die Meteorologen sich den Tag von 5:30 Uhr biss 22 Uhr ein, nachts übernimmt dann die Zentrale in Offenbach die Beaobachtung der Messewerte. Der Deutsche Wetterdienst erfüllt den gesetzlichen Informations- und Forschungsauftrag, aus dem Gesetz über den Deutschen Wetterdienst. Neben den amtlichen meteorologischen Aussagen für Schiffahrt, Luftfahrt, Agrarsektor und andere Wirttschaftszweige ist er auch der Öffentlichkeit gegenüber informierend und beratend tätig. Die Anfrage gehen von Veranstalter kleinerer Familienfeiern bis zu Festivalveranstalter oder Bauunternehmer, eigentlich alle, denen das Wetter ihre Vorhaben durchkreuzen kann.


"Wenn es Lichtmess stürmt und schneit, istder Frühling nicht mehr weit
Ist es Lichtmess hell und klar, ist der zweite Winter da"

Bevor Herr Engelmann uns nun sehr anschaulich erklärt, wie eine Wettervorhersage entsteht, befragt er uns nach Bauernregeln, die wir kennen. Diese Sprüche geben Naturbeobachtungen und lokale Wetterlagen wieder, die zu Regeln geworden sind. Sie sind "gefühlte" Statistiken. Auch Wettermodelle die bei der Vorhersage verwendet werden, beruhen auf Statistiken. Diese werden aber durch viele viele Daten unterfüttert. Diese Daten werden durch unterschiedliche Methoden genommen. Durch Wetterballons, Radiosonden, Werte von Messstationen. Auch Web-Cams wie wir kurz darauf beim Besuch in der Zentrale (Bild ganz rechts) sehen, geben Aufschluss über das Wetter und wie es sich entwickeln könnte.

Der letzte Schritt, der dann gegangen wird ist die Auswertung der Daten und Wettermodelle durch den Meteorologen. Und diese Vorhersagen sind durchaus subjektiv. "Fragt man fünf Meteorologen nach ihrer Meinung, erhält man fünf Prognosen" schmunzelt Herr Engelmann. Verständlich, dass die menschliche Komponente auf Erfahrungen und einer Art Gespür beruht. In einem Wetterbericht oder der Vorhersage werden keine Tatsachen berichtet, sondern es ist immer ein eine Wahrscheinlichkeitsaussage. Vorwiegend bewölkt, gebietsweise Regen... das sind die Formulierungen, die diese Berichte verwenden.

Die Modelle für die Wettervorhersage beruhen viel auf statistischen Werten. Wetterlagen die bisher so noch nie aufgetaucht sind, wie Starkregen, Tornados...sprengen solche Statistiken und können noch nicht richtig eingeordnet werden. Dazu müsste der Beaobachtungszeitraum einfach länger sein. Daher kommen die Vorhersagen, die pur auf Statistiken beruhen mit den neuen "Wetter-Events" nicht gut zurecht.

Auf regionale Wetterlagen hat sehr viel Einfluss. Die Fragen nach dem Einfluss des Leipziger Neueseenlands auf das lokale Wetter beschreibt Herr Engelmann als höchstens sehr kleinräumige Auswirkungen. Aber, das räumt er ein, fehlen tatsächlich noch ausreichend Daten für genauere Aussagen. Generell sagt unser Meteorologe aber dass es durchaus gewisse Veränderungen im Wetter in Mitteldeutschland gibt. Die Hochs werden immer stärker und die Tiefs werden immer schwächer und sind gleichzeitig weiter weg. Der Trockenstress, so können wir in Diagrammen sehen, im Boden in 20-30 cm Tiefe ist überall groß, was bspw. Flachwurzler in Schwierigkeiten bringt und damit die komplette Landwirtschaft vor große Probleme stellt.

Wir bedanken uns sehr für diese tolle Exkursion beim Deutschen Wetterdienst und haben bereits angekündigt, dass wir demnächst noch einmal wieder kommen, da die Nachfrag doch sehr groß, die Besuchszeit am Vormittag aber leider für unsere berufstätigen Mitglieder schlecht einzurichten ist.

Organisator: Dieter Claus (AK Senioren)
Bericht: Andrea Rübsam (Geschäftsstellenleitung)

 

 

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