Direkt zum Inhalt

Von Kohle, Dampf und Strom – Tagesexkursion zur LEAG in die Lausitz

Abenteuer Kohleabbau

Als ein Kind der Lausitz prägte bereits Lessing (am 22. Januar 1729 in Kamenz geboren) den Zeitgeist der Aufklärung und trug damit wesentlich zu einer wissenden sowie toleranten Gesellschaft bei. Mit nicht ganz so weitragenden Absichten reiste der VDI Bezirksverein Leipzig am 17. Juni 2023 zur LEAG in die Lausitz, um den größten ostdeutschen Tagebau (Nochten) sowie das Braunkohlekraftwerk Boxberg zu besichtigen. Und es war: beeindruckend!

Zunächst starteten wir in höchstens aus Saharaexpeditionen bekannten Unimogs mit dem Fahrdienst über staubige und vor allem hollllprrrrige Pisten unsere Tour in den Tagebau. Zu erwähnen sei, dass der uns chauffierende Fahrer mit seiner stets sicheren Fahrweise brillierte und dabei auch die gute Laune nicht zu kurz kam. Allein die dabei zu bewundernden Aussichten auf die anthropogene Mondlandschaft sowie das Wissen, dass der Tagebau eigentlich „nur“ ein wanderndes Loch ist, waren schon die Reise wert. Das wurde aber getoppt; und zwar von der gigantischen Grande Dame des erdbodenverschiebenden (nicht baggernden, sondern transportierenden) Gewerkes – der F60 (die 60 steht für die maximale Abtragung).

Nachdem wir vom Betriebsführer von der Aus- und Vorrichtung Stefan Franz drei Stunden mit Geschichte, technischem Know-how und geologischen Kenntnissen auf allerhöchstem Niveau versorgt wurden, knurrte uns allen der Magen und wir verschwanden in einem regional-genialen Esstempel (in den Lindenhof in Boxberg, der übrigens wirklich sehr zu empfehlen ist). Bei nun einsetzendem Regen konnten wir im geschützten Raum spätestens hier auch einen konstruktiven Diskurs zu den aktuellen gesellschaftlichen Aufregungen rund um das Thema Energie führen.

Wie aus Kohle Strom wird

Danach führte uns der Meister vom Blockbetrieb Q des Kraftwerks Boxberg Fred Adamsky höchstpersönlich durch die thermodynamische Wundermaschine – oder besser gesagt das verfahrenstechnische Energieumwandlungsensemble. Wir konnten die Aufbereitung des aus dem Erdreich entnommenen fossilen Energieträgers bis hin zu dessen fegefeuerartigen Verbrennung in einem ca. 150 m hohen Kessel live sehen und dabei auch die Temperaturen regelrecht spüren (bei voller Leistung im Flammenmittelpunkt ca. 1.200 °C). Als kleine Anmerkung sei zu erwähnen, dass dieser riesige Kessel aufgrund seiner Längenausdehnung zwischen Betriebs- und Kaltzustand (immerhin beträgt Δl = 0,8 m) an einem noch größeren Rahmen aufgehängt ist. Zusätzlich zu erwähnen ist, dass tatsächlich am höchsten Punkt des Kessels eine außerordentlich gepflegte Einrichtung zur Erleichterung der menschlichen Bedürfnisse existiert und dass wir eine spektakuläre Aussicht über die Region bis hin zum Erzgebirge bei aufkommendem Gewitter genießen konnten. Phantastisch!

 

Nun stellte sich einigen die Frage; warum dieser Aufwand? Wieder unten im Turbinenhaus Q angekommen lautete die Antwort DAMPF! Der durch die Hitze erzeugte Wasserdampf (545 °C und 266 bar) wird durch eine Turbine mit einer Leistung von 900 MW geleitet, welche wiederum eine Drehbewegung erzeugt – ähnlich eines Windrades – wodurch das eigentliche Ziel erreicht wird. Eine Drehbewegung (3000 U/min) des anschließenden – im Verhältnis extrem klein wirkenden – Generators zur Stromerzeugung (50 Hz).

Die gesamte Wertschöpfungskette an einem Tag

Vom ersten Schritt des Kohleabbaus zum Transport und zur Aufbereitung bis hin zur Kohleverstromung konnten wir somit alles innerhalb von 8 Stunden sehen. Für diesen tollen Ausflug zur LEAG nach Boxberg und Nochten mit dem VDI e.V. Bezirksverein Leipzig möchten wir uns herzlichst bei den Mitarbeitenden des Tagebaus sowie Kraftwerks für die hervorragende Organisation und vor allem den sympathischen sowie kompetenten Fachaustausch bedanken.
PS: Lessing wäre stolz. ☺

Bericht: Dr. Marcus Rackel / Leitung Arbeitskreis Energietechnik im VDI Bezirksverein Leipzig e.V.

Artikel teilen