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Besuch des ESTEBURG Obstbauzentrum Jork durch den AK Meer, Küste, Hafen

Am 07.06.2023 traf sich der Arbeitskreis Meer, Küste, Hafen in Jork im Alten Land beim ESTEBURG Obstbauzentrum Jork.

In einem Einführungsvortrag stellte uns Frau Kockerols die Entwicklung des Obstbaus im Alten Land sowie das Obstbauzentrum und seine Aufgaben vor.

Der Name Altes Land geht auf die Besiedlungsgeschichte im 11. und 12. Jahrhundert zurück. Zahlreiche neue Bewohner kamen aus den Niederlanden an die Elbe und brachten ihre Erfahrungen im Umgang mit Ebbe und Flut mit in das Marschland zwischen Weser und Elbe. Durch die Eindeichung der Elbzuflüsse Schwinge, Lühe und Este wurde das Land besser vor den Auswirkungen der Sturmfluten geschützt. Das Gebiet entlang des Elbufers zwischen Stade und Hamburg ist in die sogenannten „drei Meilen“ gegliedert. Die „erste Meile“ - das Gebiet zwischen Schwinge und Lühe - wurde um 1140 eingedeicht und besiedelt. Die „zweite Meile“ zwischen Lühe und Este war am Ende des 12. Jahrhunderts eingedeicht. Die Eindeichung der „dritten Meile“ zwischen der Este und der Süderelbe wurde dann am Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen.

Das Alte Land ist das größte geschlossene Obstanbaugebiet in Deutschland. Im 17. Jahrhundert wurde bereits auf 200 Hektar Obst angebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Obstbau zur dominierenden Nutzung im Raum und beherrscht seit mehr als 150 Jahren das Gebiet. Heute reifen auf fast 11.000 Hektar Äpfel, Kirschen, Birnen, Zwetschen und anderes Obst.

Dabei sind die Anteile: Äpfel 91%, Kirschen 4,3%, Birnen 2,6%, Zwetschen 1,8% (Stand 2022).

Der Klimawandel und die damit einhergehenden Temperaturanstiege führen auch im Alten Land zu weitreichenden Veränderungen. Die früher im Jahr einsetzende Obstblüte und die Veränderungen von Sonnenstrahlungsintensität und -dauer stellen die Betriebe unter großen Druck und vor neue Herausforderungen.

Der Name ESTEBURG geht zurück auf das Herrenhaus, welches um 1610 in Jork errichtet wurde. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und ist heute im Privatbesitz. Auf dem Gelände des einstigen Hofes befindet sich heute das ESTEBURG Obstbauzentrum Jork.

Die Aufgaben der Obstbauversuchsanstalt gliedern sich in die folgenden vier Aufgabenbereiche: 

  1. Beratung
    Die Fachberater des Obstbauversuchsringes decken die Aufgabenfelder Kernobst, Steinobst, Beerenobst und Lagerung ab. Der Berater des Öko-Obstbau-Norddeutschland-Versuchs- und Beratungsrings hat die Aufgabe die Beratung im ökologischen Obstbau sicherzustellen.
  2. Forschung
    Im Rahmen der norddeutschen Kooperation koordiniert das Zentrum das gärtnerische Versuchswesen und die Gartenbauberatung für ca. 1.400 Obstbau-Betriebe in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
  3. Bildung
    Die Vermittlung von umfassender und aktueller Fachkenntnis an die Mitarbeiter der Betriebe dient der Sicherung der Lebensgrundlagen der Branche. Des Weiteren leisten Informationsveranstaltungen zur Schul- und Erwachsenenbildung einen Beitrag zur Erhöhung der Akzeptanz des Obstbaus in der Öffentlichkeit.
  4. Service
    Dienstleistungen für die Mitglieder des Obstbauversuchsringes

Im Anschluss an den Vortrag und die lebhaften Diskussionen folgte ein Rundgang auf dem Lehrpfad durch den Garten des ESTEBURG Obstbauzentrums sowie eine Geschmacksprobe mit drei unterschiedlichen Apfelsorten aus dem Versuchsanbau – sehr lecker und erfrischend - auch weil frisch aus der Kühlung!

Beim Blick auf die Obstplantage wurde deutlich, dass es heute im Obstanbau kaum noch Apfel-„Bäume“ gibt, sondern dass die Pflanzen nur etwa 2 ½ - 3 m hoch sind mit einem Durchmesser von 1 - 1 ½ m und in langen Reihen dicht nebeneinander stehen, wobei die Reihen dann jeweils einen breiteren Abstand zueinander haben, um die Durchfahrt mit einem Fahrzeug (z.B. schmaler Traktor mit oder ohne Anhänger) zu gewährleisten.

Die Pflege der Pflanzen ist sehr arbeitsintensiv und beinhaltet 

  • Bewässern der Pflanzen in Regenarmen Zeiten per Wasserleitung und Pumpen (aus Teichen),
  • das Ausdünnen der Triebe zu Beginn der Blütephase, um für die Früchte genügend Raum zum Wachsen zu ermöglichen,
  • das behutsame Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln (unter einem über die Pflanzen gestülpten Balg, womit bei reduzierter Schutzmittelmenge auch die Verwehung auf umliegende Felder ver-hindert wird – besonders wichtig, wenn dort „Biologischer Anbau“ betrieben wird),
  • die Reduzierung des Pflanzenwachstums in die Höhe durch Stutzen der Wurzelspitzen im Boden mit Spezialsägen,
  • das Schneiden bzw. Formieren der Bäume um einen optimalen Wuchs, Lichteinfall und somit Ertrag zu erhalten.

Nach über 2 ½ Stunden ging diese sehr interessante Veranstaltung mit der Verabschiedung und dem Gruppenbild zu Ende – unser herzlicher Dank ging an Frau Kockerols vom ESTEBURG Obstbauzentrum Jork.

Wir danken dem ESTEBURG Obstbauzentrum Jork für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Gruppenfotos.

Das Team des AK MKH   Jochen Samow u. Hellmut Nagel

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