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Klimafreundlicher Bau

Zement – so weit ist der Klimakiller auf dem umweltfreundlichen Weg

Bild: Dragon Images/Shutterstock.com

Ohne Zement läuft in der Bauindustrie wenig. Doch der Stoff im Beton gilt als Klimakiller. Experte Thomas Richter sagt: „Das ist ein Problem der Ausgangsstoffe.“ Im Gespräch mit der VDI-Redaktion berichtet er, wie sich die Bauindustrie umweltfreundlich wandelt. So viel sei gesagt: Der Weg ist bereits begonnen, aber noch ein langer.

3,1 Milliarden Tonnen Zement werden jedes Jahr weltweit hergestellt, sagt Thomas Richter, Leiter Technik des InformationsZentrums Beton. „Davon allerdings 50 % in China.“ Zement ist einer der Ausgangsstoffe von Beton. „Das heißt, im Beton befinden sich Zement, Gesteinskörnungen, Wasser und Zusätze“, so Richter. Ohne diesen kommt kein Neubau aus; es ist einer der wichtigsten Baustoffe der Welt.

Circa 47 Millionen Kubikmeter Beton werden in Deutschland pro Jahr verbaut, so der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie. Die Produktion laufe weitestgehend regional, da „so große Mengen benötigt werden“. „Wir haben in Deutschland 54 Zementwerke“, weiß der Experte.

 

Wieso gilt Zement als Klimasünder?

„6-7 % des weltweiten CO2-Ausstoßes gehen auf diesen Herstellungsprozess zurück. In Deutschland ist es deutlich weniger. Da liegen wir bei 2 %“, erläutert der Leiter Technik. Dennoch ist das keine Kleinigkeit. Bis 2045 möchte die Zement- und Betonindustrie klimaneutral sein. „Dafür wurde eine europaweite Roadmap erarbeitet. Hier spricht man auch von der 5C-Strategie“, sagt Thomas Richter gegenüber vdi.de.

5C-Strategie für eine klimaneutrale Betonindustrie

Die fünf C stehen für:

  1. Clinker
  2. Cement
  3. Concrete
  4. Construction
  5. Carbonation

bzw. dass jeweils damit verbundene CO2-Minderungpotenzial.

Diese Innovationen sollen Beton klimafreundlich machen

Über Maßnahmen in diesen fünf Bereichen will der europäische Zementverband die Klimaneutralität schaffen. Kreislaufwirtschaft und Recycling zählen zum Beispiel zum Bereich „Concrete“. Unter „Construction“ fallen Innovationen wie eine zementgebundene, mineralische Dämmung. An welchen Innovationen noch gearbeitet wird, weiß der VDI-Experte: „Effektivere Brennprozesse gehören zu diesen innovativen Plänen. Das gebrannte Material soll im Zement ersetzt werden, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Hüttensand aus der Stahlindustrie ist beispielsweise geeignet.“

Bei klimaeffizienten Zementen wird der Anteil an gebranntem Klinker reduziert, führt er weiter aus. „Das gelingt zum Beispiel über den Einsatz von fein gemahlenem Kalkstein, der nicht gebrannt wird.“ Vom Systemwechsel ist Richter überzeugt: „Wir gehen davon aus, dass sich die Zemente deutlich verändern werden. Bis 2030 wird das 40-50 % der Zemente betreffen.“ Und einen Tipp hat er dazu auch noch: „Wir beim InformationsZentrum bringen diesen Wechsel und die Neuerungen Ingenieuren und Ingenieurinnen näher. Bei den Planern ist auch viel Interesse da.“

Recycling von Beton

Alter Beton wird zu neuem Beton, denn dieser ist vollständig recyclingfähig. Die Aufbereitungsanlagen müssen aber zum Teil noch flächendeckend aufgebaut werden, ergänzt Thomas Richter. In Berlin sei dies schon weit fortgeschritten. „Bei öffentlichen Gebäuden ist Recyclingbeton dort vorgeschrieben.“

Beton bietet bereits jetzt viele Möglichkeiten, CO2 einzusparen. Dazu zählen dünnwandige Bauteile aus Carbonbeton, Infraleichtbeton für Außenwände ohne zusätzliche Wärmedämmung, Deckenplatten mit großen Hohlräumen und Beton nur dort, wo er auch statisch gebraucht wird.

Bauingenieur*innen der Zukunft – was der VDI leisten kann

Fachkräftemangel herrscht in zahlreichen Branchen – das betrifft auch den Bau. „Beim Bau brauchen wir die Ingenieure und Ingenieurinnen, die sich im VDI austauschen können und Ideen umsetzen“, regt Thomas Richter an. „Es gibt einen gewissen Fachkräftemangel, aber es ist ein generelles Problem, dass die MINT-Fächer nicht so beliebt sind wie andere Richtungen. Bauingenieure und -ingenieurinnen sind dabei unheimlich gefragt. Ob Hoch-, Tief- oder Wasserbau: Hier kann man sich verwirklichen.“

Autorin: Sarah Janczura

Fachlicher Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. (FH) Frank Jansen
Geschäftsführer VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik
E-Mail: jansen_f@vdi.de

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