Rückblick: Führung im Bundesarchiv
Bundesarchiv–Führung am Standort Lichterfelde am 17.01.2024
Das Bundesarchiv inkl. dem Stasi-Unterlagen Archiv verfügt über 23 Standorte mit rd. 2300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Über 500 km laufende Regalmeter beinhalten Dokumente, Fotos, Karten und Filmmaterialien, die auf Dauer zu sichern und nutzbar zu machen sind. Zu den Archiven des Bundes zählen weiterhin das politische Archiv des Auswärtigen Amtes und das geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.
Herr Meissner vom Bundesarchiv Standort Finckensteinallee in Berlin Lichterfelde informiert uns über den Auftrag des Bundesarchivs und über die wechselvolle Geschichte des Standortes Lichterfelde. Er gewährt uns Einblicke wie in ein Magazin, das ansonsten für Externe verschlossen ist.
Die Liegenschaftsgeschichte beginnt 1873 mit der Grundsteinlegung für die Preußische Hauptkadettenanstalt. Die repräsentativen Bauten waren 1878 bezugsfertig, viele davon wurden im Krieg zerstört. 1881 wurde der Standort mit der ersten elektrisch betriebenen Straßenbahn der Welt von Siemens & Halske angebunden. Eine wechselvolle Geschichte (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Preußische_Hauptkadettenanstalt ) folgte bis die Andrew Barracks aufgelöst wurden und das Gelände an den Bund fiel.
Seit dem Abzug der Alliierten 1994 wird das Gelände der Hauptkadettenanstalt vom Bundesarchiv genutzt. Dort sind heute die zivilen Bestände zentraler staatlicher Behörden aus der Zeit des Deutschen Reichs – Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Diktatur – und der DDR (ohne Ministerium für Staatsicherheit) zusammengeführt. Unterlagen aus über 500 Jahren deutscher Geschichte lagern hier.
2010 wurde im Zentrum der Liegenschaft ein neues Magazin-Gebäude in Betrieb genommen. Insgesamt bietet der Bau Platz für 110 laufende Kilometer Archivgut.
Die Einstufung der Archivwürdigkeit und die Digitalisierung von Dokumenten ist eine große Aufgabe. Hier ist zu klären, welche Unterlagen als archivwürdig eingestuft und aufbewahrt werden. Die Digitalisierung wird bei Anfragen zur Einsichtnahme angestrebt, um diese Unterlagen online zur Verfügung zu stellen. Abhängig vom Umfang und Vertraulichkeitsgrad wird jeweils die Entscheidung getroffen, wie verfahren wird. Bei personenbezogenen Unterlagen ist die zur Verfügungstellung der Dokumente oft aufwendig, außer die Personen sind vor über 10 Jahren verstorben. Verschlusssachen, wie z.B. Unterlagen der Bundeswehr, werden nur für bestimmte Zwecke frei gegeben.
Um die Digitalisierung voran zutreiben, sollen etwa 20 Millionen Seiten pro Jahr und auch Filme weiter digitalisiert werden. Auch Nitrozellulosefilme werden erhalten. Um dies zu erreichen werden diese Filme in Hoppegarten unter besonderen Bedingungen gelagert, um eine Zersetzung des Materials zu stoppen, das auch noch leicht brennbar ist.
Aber auch die Papierdokumente in Lichterfelde West sind unter besonderen Bedingungen zu lagern - bei 15-18 Grad Celsius und bei 50 % Luftfeuchtigkeit. Kaum verlassen wir das Magazin, in dem Hunderte von Regalmetern Dokumente lagern, läuft die Klimaanlage an, um die Feuchtigkeit wieder abzusenken, dessen Erhöhung wir durch unsere kurze Anwesenheit im Magazin verursacht haben.
Der Blick in den Lesesaal der öffentlich zugänglichen Bibliothek erfolgt durch die Glastür, um die Nutzerinnen und Nutzer nicht zu stören. Auch Sie können sich während der Öffnungszeiten in der Bibliothek aufhalten. Eine Online-Terminbuchung eines Arbeitsplatzes im Lesesaal ist erforderlich.
Das Bundesarchiv freut sich auf ihren Besuch zum bundesweiten Tag der Archive, einem Tag der offenen Tür, der 2024 am 2. März stattfindet.
Dr. Margaretha Neudecker
Stellvertretende VDI-Arbeitskreisleiterin „Besichtigungen“